Nebenan

von Bernhard Hennen
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. April 2016

Nebenan

Wenn man sich in einem Raum aufhält, in dem es einem nicht gefällt, gibt es eine einfache Lösung. Man geht nach Nebenan. Mit der Realität sieht es da bei vielen nicht anders aus, allerdings können sie sich nur wünschen, dasselbe zu tun. Nebenan zu gehen, an einen Ort fern von Alltag, Smog, Stress und Internet. Nebenan, dort wo die Wesen der Fantasie am Leben sind und Magie wahrhaftig. Einen solchen Roman hat Bernhard Hennen vor über 15 Jahren verfasst. „Nebenan“ ist nun im Piper Verlag als überarbeitete Neuauflage veröffentlicht worden.

Es gibt immer Menschen, die ein wenig abseits von Konventionen stehen. Till Küster ist einer von ihnen, hat es allerdings geschafft, seine kreative Energie und Hobbies mit seinen Freunden beizubehalten. Neben langen Rollenspielabenden, keltischen Ritualen und Schaukampf haben sie sich als Clan der Ui Talchiu lange Jahre die Treue gehalten. Als sie jetzt, kurz bevor die Berufswelt sie alle trennt, gemeinsam ein Ritual ausführen, öffnen sie unabsichtlich ein Tor nach Nebenan. Also jenes Nebenan, in dem Elfen, Zwerge, Heinzelmännchen (und -frauen), Trolle und viele andere Sagengestalten leben. Dadurch schleichen sich die drei „Dunklen“ Graf Cagliostro, der Erlkönig und ein reichlich dämlicher Werwolf namens Baldur in dem ein, was wir Realität nennen. Als die Heinzelmännchen – so etwas wie die Wächter der beiden Welten – das merken, schmieden sie einen Plan. Warum nicht diejenigen, die das Übel verursacht haben, in ihre Welt bringen, damit sie das Problem lösen? Etwas, das Till gar nicht gefällt, hat der doch gerade erst nähere Bekanntschaft mit einer Dryade gemacht. Doch nun müssen die Freunde zeigen, dass sie nicht nur etwas von Rollenspiel und Schaukampf verstehen, sondern ein echtes Fantasyabenteuer überstehen können...

Bernhard Hennen nennt das Buch „Nebenan“ in einem Zitat „Mein persönlichstes Buch“. Kein Wunder, hat er mit dem Protagonisten doch einiges gemein. Nicht nur die Vergangenheit als Rollenspieler, Student und mit Schaukampf, die Übereinstimmung geht noch weiter. Selbst die Umgebung, in welcher der Protagonist lebt und studiert, wurde der Realität entnommen. Lediglich die Information, wo das Portal nach Nebenan steht, hat der Autor verschwiegen – ärgerlich, eigentlich. Viele Romane versuchen die Realität mit dem Fiktionalen und der Reise in eine andere Welt zu verbinden. In wenigen Fällen jedoch gelingt das so problemlos wie im vorliegenden Roman. Wenn man darüber hinaus ebenfalls mit Rollenspielen, Mittelalterszene und Vertretern von historischer Mystik vertraut ist, kann man dem Werk nur noch mehr abgewinnen. Die Geschichte ist spannend, beinhaltet eine kleine Prise Romantik, ein bisschen Pathos und geht trotzdem nicht so gut für alle Beteiligten aus, dass man vor lauter Happy Ends Bauchschmerzen bekommt. Zusammengefasst handelt es sich um ein hervorragendes Werk aus dem Bereich Fantasy, das genau so viel Realität enthält, dass es nicht nur eingefleischten Fans des Genres zu gefallen weiß. Wir können das Werk daher nur wärmstens empfehlen.

„Nebenan“ ist zwar nicht der erste Roman von Bernhard Hennen, aber laut eigenen Angaben sein persönlichster. Liest man das Werk und seinen Lebenslauf, kann man das nachvollziehen. Trotzdem ist die Geschichte rund um eine Welt neben der unseren nicht nur ein Buch für reine Fantasyfans. Es ist ein Buch, das Realität, Klischees und Fantasy so gut miteinander verwebt, dass man selbst als Gelegenheitsleser bestens unterhalten wird, und vielleicht sogar weniger in Genreschubladen einordnet. Für Fans deutschsprachiger Fantasy kann man das Werk definitiv als Pflichtkauf betrachten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2016
  • Umfang:
    551 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492704137
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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