Rattenkinder

von B. C. Schiller
Rezension von Janett Cernohuby | 10. November 2015

Rattenkinder

Ratten wecken in uns ein Gefühl von Unbehagen. Sie machen uns Angst, sind Überträger von Krankheiten, galten im Mittelalter als Überträger der Pest und richten obendrein als Nagetiere große Schäden an. Auch vermehren sie sich sehr schnell und ihre Kinder sind überall anzutreffen. Selbst in der Literatur, wo das Autorenduo B. C. Schiller mit ihrem Thriller "Rattenkinder" die eBook-Szene verlässt.

Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer grausam ermordeten Mutter auf einer Parkbank gefunden. Der Kinderwagen mit dem quicklebendigen Baby steht neben ihr. Ebenfalls neben der Leiche liegt ein kleiner, gereinigter Rattenschädel. Chefinspektor Tony Braun steht vor einem Rätsel. Er hat zwei Spuren, von denen aber keine vielversprechend klingt. Den Ehemann schließt er von Anfang an als Verdächtigen aus. Der zweite Hinweis führt zu Viktor Maly, einem Patienten in der Psychiatrie. Er war es, der Braun zum Tatort führte. Doch woher hatte er seine Information? Woher kennt er das Opfer, zumal er seit einem Jahr keinen Kontakt zur Außenwelt hat? Tony Braun und sein Team nehmen die Ermittlungen auf…

Mit ihrem Roman "Rattenkinder" haben Barbara und Christian Schiller ihren mittlerweile fünften Band um den Linzer Polizisten Tony Braun vorgelegt. Selbst Neueinsteiger können diesen mühelos lesen und  müssen keine Bedenken haben, etwas nicht nachvollziehen zu können.
Die Geschichte eröffnet dem Lesern einen Blick in eine grausame Welt zwischen menschlicher Armut und Verzweiflung, Menschenhandel mit Kindern und den Machenschaften skrupelloser Verbrecherorganisationen. Spannend und packend erzählt das Autorenduo die Handlung. Man spürt von Anfang an, dass hier etwas Großes hinter allem stecken muss, tappt aber genauso im Dunkel wie Chefinspektor Braun. Nur stückchenhaft wird der Leser mit Informationen gefüttert. Das hält die Spannung aufrecht. Gleichzeitig trägt der Einsatz mehrerer Handlungsstränge ebenfalls dazu bei, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Man begleitet Tony Braun und sein Team bei den Ermittlungen, man verfolgt mit Abscheu die Machenschaften von Viktor Maly und man liest von einer jungen, verzweifelten Frau, die in einem heruntergekommenen Roma-Ghetto in Tschechien um ihr tägliches Überleben kämpft - und das ihres Sohnes. Doch wie passt das alles zusammen? Wo ist das Verbindungsglied? Erst nach und nach lichten sich die Nebel, doch die Auflösung verraten die beiden Autoren nicht zu früh. Durch diese drei Handlungsstränge haben sie aber noch ein weiteres Stilmittel zur Verfügung, von dem sie auch fleißig Gebrauch gemacht haben. Szenen und Perspektiven wechseln sich schnell und vor allem häufig ab. Immer wieder erhält man ein Stückchen Information. Alles zusammen macht aus dem Roman nicht nur einen packenden Thriller, sondern gibt auch ein schnelles Tempo vor. Dieses wird zum Ende, als der Showdown immer näher rückt, noch einmal ordentlich angezogen.
Doch Barbara und Christian Schiller unterhalten nicht nur, sie sprechen unterschwellig auch spannende politische und gesellschaftliche Themen an: Diskriminierung der Roma, illegale Adoptionen - insbesondere von Babys -, Missbrauch von Macht und Positionen sowie das perverse, skrupellose Ausleben von Trieben.

"Rattenkinder" aus der Feder des Autorenduos Barbara und Christian Schiller ist ein packender, blutiger und fesselnder Roman. Er nimmt seine Leser mit in die Tiefen menschlicher Abgründe und hält sie in Atem. Die Handlung ist gut und vor allem komplex aufgebaut, so dass man bis zum Ende nicht weiß, wie alles zusammenpasst. Doch genau diese Unvorhersehbarkeit macht den Reiz dieses Thrillers aus. Absolut lesenswert.

Details

Bewertung

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