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Man kann nette Ausdrücke verwenden oder man kann fluchen. Doch wenn man wirklich wütend ist, es aber trotzdem nicht verbal zum äußersten kommen lassen will, ist ein Schimpfwort ein Klassiker: Schweinehund. Überraschenderweise gibt es aktuell einen Thriller, der beinahe denselben Titel trägt, nämlich "Schweinehunde". Man darf gespannt sein, ob man ihn als Leser mit dem gleichen Fluch in eine Ecke werfen möchte.

Zwei Kinder finden in der Turnhalle ihrer Schule fünf erhängte, auf bestialische Art zugerichtete Männerleichen. Kriminalhauptkommissar Konrad Simonsen wird mit der Aufklärung des Falls beauftragt, bei der er weder an Personal noch Kosten sparen soll. Rasch erkennt Simonsen ein mathematisches Muster in der Art, wie die Leichen an der Decke aufgehangen wurden. Da ist es eigentlich klar, dass der Hausmeister der Schule, Per Clausen, zu den Hauptverdächtigen zählt. Denn zum einen ist er ein gescheitertes mathematisches Genie, zum anderen macht es ihm scheinbar Spaß, die Polizei mit widersprüchlichen und offensichtlichen Falschaussagen an der Nase herumzuführen. Doch den Ermittlern ist noch etwas klar: Clausen kann die Tat nicht alleine durchgeführt haben. Nicht nur, weil er Hilfe beim Erhängen der Leichen brauchte, sondern weil auf dem Hallenfußboden keinerlei Blutspuren zu finden sind. Doch plötzlich zieht ein Gerücht durch die Medien, welches die dänische Bevölkerung mit dem Mörder sympathisieren lässt: Der Mörder war scheinbar ein Missbrauchsopfer und hat sich an seine Peinigern gerächt. Diese Haltung zwingt Konrad Simonsen und sein Team dazu, die üblichen Ermittlungswege zu verlassen und sich in eine Grauzone zu begeben. Denn die Gefahr, dass die Bevölkerung Dänemark ebenfalls zur Lychnjustiz greift, ist zum Greifen nah...

Mit "Schweinehunde" präsentieren Lotte & Søren Hammer einen soliden und durchaus fesselnden Erstlingsthriller. Warum nur durchaus? Nun, für Leser, die es nicht stört die Täter von Anfang an bei ihrer grausamen Tat zu begleiten, ja sogar schon ihr Gesicht und ihren Namen zu kennen, bringt das Buch sicherlich noch genügend Spannung mit. Wer aber lieber erst am Ende des Buches die Auflösung liest und davor lieber mit den Ermittlern mitfiebert, der wird wohl eher enttäuscht werden. Zudem scheint der Krimifaktor eher am Rande der Handlung mitzulaufen. Denn offensichtlich geht es den Autoren um eine ganz andere Frage, die sich der Leser stellen soll: Wie steht man zum Mörder, der eigentlich nur seine Peiniger bestrafen will? Hat man Verständnis für ihn? Verurteilt man ihn trotzdem und sieht sich auf der Seite des Ermittlerteams? Zumal deren Verhalten gegen Ende doch extrem wird, was durchaus auch auf die Reaktion der Bevölkerung zurückzuführen ist. Doch wo zieht man die Grenze? Diese Fragen sind es, mit denen sich der Leser konfrontiert sieht und die man wohl nicht wirklich eindeutig beantworten kann.
Sprachlich sollte man wohl zuallererst erwähnen, dass es sich bei dem Autorenpaar um ein dänisches Geschwisterpaar handelt und man somit einen skandinavischen Thriller in der Hand hält. Diese haben einen ganz eigenen Erzähl- und Schreibstil, der nicht jedermanns Sache ist. Für Freunde jener Literatur kann die Sprache und Erzählform als sehr gut gelungen bezeichnet werden. Ein hohes sprachliches Niveau, eine nervenkitzelnde Geschichte und die nicht fehlenden Charakterstudien finden sich auch in "Schweinehunde" wieder. Hinzu kommen ein nicht ganz perfekter Kommissar und natürlich ein grausamer Mord in einem idyllischen Ort - oder in diesem Fall eher unschuldigem Ort, an dem Kinder lernen sollen.