Arrival


Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes
von Ted Chiang
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. November 2017

Arrival

Science-Fiction kann sehr unterschiedliche Werke umfassen. Da gibt es epische Space-Operas, die nicht nur Jahrhunderte überbrücken, sondern auch viele hundert Seiten. Und es gibt kurze und gewissermaßen knackige Erzählungen, die den Leser ohne Vorwarnung in ein bestimmtes Szenario katapultieren. Ted Chiang ist ein Schriftsteller, der eher für die zweite Kategorie an Geschichten bekannt ist. „Arrival – Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“ ist ein Werk, das alle seine Erzählungen von 1990 bis 2011 umfasst und kürzlich neu aufgelegt wurde. Aus einem gewichtigen Grund.

Was war das größte und gewaltigste Gebäude, das Menschen je erbaut haben? Falsch, denn es war der Turm zu Babel. Die gleichnamige erste Erzählung berichtet von Bergarbeitern, die für eine ganz bestimmte Aufgabe nach Babylon kommen. Sie sollen den monatelangen Aufstieg in Angriff nehmen um die Herausforderung zu bewältigen, das Himmelsgewölbe zu durchbrechen.
„Geschichte deines Lebens“ ist jene Erzählung, die in Form eines Kinofilms mit dem Titel „Arrival“ umgesetzt wurde – sehr erfolgreich übrigens. Das interessante an dieser Geschichte sind vor allem zwei Details. Der Versuch des Erlernens einer Aliensprache von Seiten der Menschen und die Protagonistin, die dank dieser Arbeit eine besondere Beziehung zu Zeit besitzt.
Wie viele Menschen versuchen zeitlebens das Richtige zu tun und scheitern dennoch? Der Protagonist der Geschichte hat sich von Gott abgewandt, als seine Frau durch die Begleiteffekte des Auftauchens eines Engels getötet wurde. Dementsprechend hat er keine besonders gute Beziehung zu Gott. Doch was wird das am Ende für ihn bedeuten?
„Der Kaufmann am Portal des Alchimisten“ erzählt einerseits von mehreren Zeitreisenden und deren Erfahrungen. Andererseits versucht ein bestimmter Mann ein altes Unglück zu verhindern.
Die letzte Geschichte „Ausatmung“ erzählt von einer anderen Welt und einer Rasse, die völlig anders aufgebaut ist als unsere. Und die Geschichte ist gewissermaßen auch ihr Vermächtnis.

Wenn man sich zum ersten Mal mit Ted Chiang konfrontiert sieht, ist man vermutlich von den Szenarios und den Widersprüchen in denselben verwirrt. Doch tatsächlich steckt hinter jeder der Geschichten eine äußerst philosophische Frage. Und die Erzählung selbst stellt einen faszinierenden Ansatz dar, das Problem zu diskutieren aber trotzdem nicht zur völligen Zufriedenheit zu lösen. Und das ist gut so. Gerade die Auseinandersetzung mit der Materie und die unüblichen Erzählszenarien üben einen eigenartigen Reiz aus. Wer Ted Chiang noch nicht kennt, für den ist „Arrival“ vermutlich der perfekte Einstieg. Die fünf kurzen Erzählungen sind schnell gelesen und fesselnd. Hier hat der Golkonda-Verlag wirklich Pionierarbeit geleistet, als die Geschichten zum ersten Mal dem deutschen Publikum vorgestellt wurden. Und es ist auch der richtige Zeitpunkt, um den Band neu aufzulegen. Denn aktuell befindet sich der Schriftsteller auf einem Höhepunkt seiner Bekanntheit – weitere Verfilmungen sind durchaus möglich. Jedem Liebhaber guter Science-Fiction mit philosophischem Einschlag kann man das Werk nur empfehlen.

„Arrival“, ein Buch mit gesammelten Erzählungen von Ted Chiang kommt gemeinsam mit dem Untertitel „Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes“. Tatsächlich kann man hier fünf sehr unterschiedliche aber dennoch gleichermaßen philosophische Auseinandersetzungen mit zentralen Fragen der menschlichen Existenz genießen. Und wir können nur dazu raten, sich der Herausforderung der Texte zu stellen.

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Bewertung

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