Oft denkt man, einen großen Erfolg errungen zu haben, wird dann aber unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn so gut man auch plant, so mächtig man sich auch fühlt, kann etwas völlig unvorhergesehenes einem trotzdem einen dicken Strich durch die Rechnung machen. So geschieht es auch dem beinahe unsterblichen Atlan in Hans Kneifels "Das schwarze Schiff", dem dritten Band der Reihe "Atlan X".
Die Pläne Atlans scheinen gute Fortschritte zu machen. Kreta entwickelt sich und auch dessen König ist dem Arkoniden und seinen Verbündeten wohlgesonnen. Neue Beziehungen, geniale Erfinder und neu entdeckter Schiffbau bergen viele Möglichkeiten für die Zukunft. Doch als plötzlich ein Erdbeben die Insel verwüstet nutzt Atlan auch die ganze überlegene Technologie seiner Rasse nichts. Während des folgenden Chaos landen Fremde auf der Insel und entführen einige heimische Frauen sowie ein Besatzungsmitglied von Atlan - genauer gesagt, seine Geliebte. Wild entschlossen macht er sich an die Verfolgung der Schurken, hat allerdings ein riesiges Areal zu durchsuchen und kann auch nicht wirklich viel Hilfe von Rico und dessen Maschinen erwarten. Die Verfolgung gleicht einer Schnitzeljagd, führt schlussendlich nicht nur zu einem alten Bekannten Atlans und deckt einen interessanten Plan auf. Einen Plan, bei dem aus Sklavinnen Königinnen werden sollen. Nein, zusätzlich gerät der Arkonidenprinz in tödliche Gefahr und wird schwer verwundet. Und diese Verwundung hat ganz interessante Auswirkungen auf dessen Psyche...
Nachdem die beiden ersten Bände der Reihe nicht wirklich überzeugen konnten, liegt mit "Das schwarze Schiff" nun der dritte Roman der Reihe "Atlan X", beziehungsweise des Kreta-Zyklus vor. Kann dieser nun die Versäumnisse und Schwächen der Vorgänger vergessen machen? Leider nicht wirklich. Die ersten 160 Seiten des Buchs haben mehr als nur leichten Wiederholungscharakter. Die beiden Damen,um die es den Verfolgern geht - Atlans Geliebter und jener des Erfinders Daidalos - werden entführt, Atlan folgt ihnen. Sie werden weiter in Richtung eines unbekannten Ziels transportiert, Atlan folgt ihnen immer noch... und so weiter. Dann irgendwann kommt die Handlung in Bewegung, wird aber deshalb keinesfalls genial oder übertrieben spannend. Auch gewisse seltsame Handlungen, die Atlan unternimmt, beziehungsweise Situationen, die ihm widerfahren, sind weder nachvollziehbar, noch für die Erzählung zwingend notwendig. Sie wirken eher, als würde versucht, die Handlung zu strecken. Die Begeisterung des Autors für historische Materie ist zwar an sich begrüßenswert, doch der Versuch, in eine völlig andere Zeit einzutauchen, in der Mythen und Sagen noch in den Köpfen der Leute lebendig sind, vermag nicht den Leser zu fesseln. Insofern kann auch dieser Roman nur wirklich extremen "Atlan"-Fans empfohlen werden, die ganz bestimmt keinen einzigen Band verpassen wollen. Gelegenheitsleser oder Quereinsteiger sollten auf jeden Fall ihre Finger von diesem Buch lassen, denn sie würden mit diesem Werk keine Freude haben.
Hans Kneifel schließt mit "Das schwarze Schiff" seinen Kreta-Zyklus im Rahmen der neuen Fanpro-Reihe "Atlan X" ab. Leider vermag dieser Roman ebenso wenig zu überzeugen, wie der Rest der Reihe, also die beiden Vorgängerbände. Hans Kneifel gelingt es nicht, seine Begeisterung für Antike und historische Romane so erfolgreich miteinander zu verbinden, dass er damit auch unvoreingenommene Leser überzeugen könnte. Schade eigentlich, so hätte das Thema theoretisch genügend Potenzial gehabt.
Details
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Band:3
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:09/2009
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Umfang:302 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3890641962
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ISBN 13:9783890641966
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Preis (D):9 €