Temperance Brennan
Tote lügen nicht
von Kathy Reichs
Rezension von Janett Cernohuby
| 23. Januar 2009
"Tote lügen nicht" - diese Aussage hat etwas Makaberes an sich. Natürlich kann ein Toter nicht mehr lügen; er kann aber auch überhaupt nichts mehr von sich geben. Jedoch können seine sterblichen Überreste sehr viel über sich und auch sein Ableben erzählen. Und genau darum geht es in Kathy Reichs Debütroman über die forensische Anthropologin Temperance Brennan.
Temperance hat im wahrsten Sinne des Wortes einen Knochenjob. Als forensische Anthropologin arbeitet sie für das gerichtsmedizinische Institut von Montreal. Sie ist für die Identifizierung von Skeletten und stark skelettierten Leichen zuständig und kommt so täglich mit dem Tod in Berührung. Ihre Aufgabe ist es, anhand von Knochen Rasse, Geschlecht und Alter zu bestimmen und so ist sie oftmals die letzte Hoffnung zur Aufklärung eines Verbrechens. Dieser Beruf verlangt Tempe einiges ab und so hat sie gelernt, ihre Gefühle während der Arbeit abzuschalten. Doch nicht immer gelingt es das. Erst wenn der Mörder gefasst ist, kann auch Tempe mit ihren Fällen abschließen.
Als sie zu einer Baustelle gerufen wird, auf der eine Leiche gefunden wurde, ahnt sie noch nicht, dass es sich hierbei um einen solchen Fall handelt. Die stark verwesten Leichenteile gehören einer jungen Frau, die grausam ermordet und anschließend zerstückelt wurde. Die Art und Weise der Zerstückelung erinnert Tempe an einen Fall, den sie vor einem Jahr untersuchte. Als sie diese miteinander vergleicht, entdeckt sie zu ihrem Entsetzen Gemeinsamkeiten in der Art des Tötens. Sofort erwacht in Tempe der Verdacht eines Serienmörders. Doch die örtliche Polizei hält von ihrer Theorie nicht viel und so beginnt Tempe auf eigene Faust zu ermitteln. Als sie weitere Leichen findet, kann auch die Polizei den Verdacht eines Serienmörders nicht mehr ausschließen. Es wird eine Sonderkommission gegründet, in der auch Tempe einen festen Platz bekommt. Sehr schnell haben die Ermittler eine erste heiße Spur zu dem Mörder - und dieser zu Tempe. Denn er sieht in der forensischen Anthropologin einen Störfaktor, den er unbedingt beseitigen muss...
Mit ihrem Debütroman gelang Kathy Reichs sofort der Durchbruch. Der bereits in fünfzehn Sprachen übersetzte Roman führt den Leser in die Abgründe menschlicher Grausamkeit. Detailliert schildert die Autorin die Morde und das Aussehen der gefundenen Leichen und fordert so vom Leser starke Nerven. Nerven, die auch Temperance Brennan bei ihrer täglichen Arbeit braucht. Und genau das ist es, was die Faszination und Spannung dieses Romans ausmacht: Präzise schildert die Autorin die Arbeit einer forensischen Anthropologin. Sie beschönigt nichts, hält nichts zurück und führt den Leser so in eine harte und grausame Welt. Manchmal verliert sie sich dabei jedoch zu sehr in den Erklärungen über die Sägestellen an den Knochen, deren genaues Aussehen und die Beschaffenheit verschiedener Sägen. Durch diese Stellen muss man sich durchkämpfen, wird aber dann ausreichend von der Autorin belohnt. Denn je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Spannung baut sie auf. Dabei greift Kathy Reichs auf ein gutes stilistisches Hilfsmittel zurück: Sie erzählt den Roman in der Ich-Form und vermittelt dem Leser somit einen tiefen Einblick in die Gedanken, Gefühle und das Leben der Protagonistin.
Ein weiterer Punkt, der den Roman so faszinierend macht, ist die Autorin selbst. Denn Hauptberuflich ist sie, wie ihre Romanheldin, forensische Anthropologin. Auch Kathy Reichs arbeitet als forensische Anthropologin in North Carolina, USA und in Quebec, Kanada. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen lässt sie in ihren Roman einfließen, was der Handlung zusätzlichen Charakter verleiht.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kathy Reichs' Debütroman ein rundum gelungenes Buch ist. Spannend bis zum Schluss verfolgt der Leser die grausamen Geschehnisse und kann das Buch erst aus der Hand, wenn der Mörder schließlich gefasst wird.
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