Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an, doch geht so etwas wirklich auf Dauer gut? Wie groß dürfen Gegensätze sein, um dennoch eine harmonische Beziehung führen zu können? Jan Kowalsky erzählt in seinem Roman von genau solchen Gegensätzen. Sie liebt Abenteuer und Reisen über alles, er mag es eher ruhig und in vertrauter Umgebung. Ärger, Streit und so manche komische Situation sind also vorprogrammiert, wenn es heißt "Als Schisser um die Welt: Die Geschichte von einem, der mitmusste".
Die Koffer gepackt und schon geht es los. Einmal kreuz und quer durch die Welt: Bali, Südafrika, China, Japan, New York, Laos, Sri Lanka, Australien. Das klingt aufregend und spannend? Findet Sarah auch, ihr Mann allerdings nicht. Für ihn klingt das eher nach Malaria, Menschenfresser, Tour de Force, Höllenschlund und Traumata. Denn er ist ein richtiger Schisser. Während seine Frau Sarah also gerne auf Abenteuerreisen geht, würde er lieber Zuhause seine Couch nicht verlassen. Höchstens vielleicht nach Dänemark, wo er als Kind mit seinen Eltern die Ferien verbrachte. Doch nun muss er mit. Mit Sarah um die Welt und dabei exotische Speisen probieren, auf dem Rücken der Pferde durch Safariparks reiten, unter freiem Himmel nächtigen und ganz der Cliff-Werbung gleich von einer Klippe in den darunter fließenden Fluss springen. Panikattacken, Adrenalinschübe, Stress und humorvolle Passagen sind also vorprogrammiert…
"Als Schisser um die Welt" ist eine urkomische Geschichte von einem ungleichen Paar. Sie liebt Reisen, er die Ruhe und Geborgenheit seiner eigenen vier Wände. Und doch lässt er sich irgendwie immer wieder breitschlagen. Schon die Vorbereitungen auf diese Reisen sorgen für Lacher, der Trip selbst strapaziert dann erst recht die Lachmuskeln. Hinzu kommt, dass der Autor - der laut Kurzbiographie selbst ein Schisser war und keine Lust auf Reisen hatte - sehr bildlich erzählt. So sieht man bald schon vor seinem inneren Auge sich die witzigen bis chaotischen Reiseszenen abspielen. Etwa wenn die Reisegruppe auf Bali um ein Lagerfeuer sitzt, ein Hippie von einer menschenfressenden Echse erzählt und sich unser erzählender Protagonist schon auf dem Speiseplan des Tieres wähnt. Man liest Seite um Seite, schmunzelt und lacht über jedes Fettnäpfchen, in das unser Schisser tritt, über jede Peinlichkeit, die ihm ganz bestimmt nicht peinlich ist.
Doch bei allem Humor liegt auch ein wenig Ernst über allem. Denn Sarah sieht über die paranoiden Einfälle und Ängste keineswegs mit einem Lächeln hinweg. Eingangs vielleicht, aber im Laufe der Erzählung merkt man immer deutlicher, dass sie unter den Wahnvorstellungen ihres Mannes leidet, dass sie ihr den Spaß am Reisen nehmen und ihre Ehe zerstören. Es kommt unweigerlich zu einem großen Krach, doch beide schaffen es, sich zusammenzureißen, miteinander zu reden und auch die Sicht des anderen zu verstehen.
Ein Wort will noch zu Layout und Material gesagt sein. Um die lustige Stimmung der Erzählung zu untermalen, wurden Comiczeichnungen über das gesamte Buch verteilt. Zudem druckte der Goldmann Verlag dieses Buch auf hochwertigem, beschichtetem Papier. Das verleiht dem ganzen einen edlen, tollen Eindruck. In diesem Fall darf man also einmal ein Buch nach seinem Einband beurteilen.
Zusammengefasst ist "Als Schisser um die Welt: Die Geschichte von einem, der mitmusste" von Jan Kowalsky eine lustige, unterhaltsame Reiselektüre. Zahlreiche Passagen laden zum Lachen und Kopfschütteln ein. Die Geschichte ist skurril-lustig, wunderbar kurzweilig und schnell zu lesen. Ein Tipp für alle Leser humorvoller Romane, Reiselustige und Abenteurer.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:06/2015
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Umfang:320 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783442158041
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Preis (D):8,99 €