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In sozialen Netzwerken kursieren immer wieder witzige Bilder von Schularbeiten, bei denen die Schüler besonders viel Kreativität in die Beantwortung der Fragen einfließen ließen. Die Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse setzten sich zusammen und sammelten von Lehrern und Schülern ähnliche Kuriositäten, wählten die Besten aus und trugen sie in einem Buch zusammen. Dieses erschien unter dem Titel "Nenne drei Nadelbäume: Tanne, Fichte Oberkiefer" und machte uns neugierig.

Ob die urbane Legende der Philosophieklausur - der Schüler sollte erklären was Mut ist und gab daraufhin ein leeres Blatt mit den Worten "DAS ist Mut" ab - sich wirklich zugetragen hat, sei dahingestellt. Doch sicherlich jeder Lehrer, gleich welcher Schule und welchen Jahrgangs, wird die eine oder andere Anekdote zu Unwissenheit und der daraus resultierenden verzweifelten Kreativität in Leistungskontrollen erzählen können. Diese Unwissenheit ist dabei auf kein Fach begrenzt. Ob im Deutschunterricht die Aufgabenstellung "Bitte steigern Sie drei Adjektive Ihrer Wahl." mit "Heute - Morgen - Übermorgen" beantwortet wird. Oder in Geschichte der Französischen Revolution die Schlagworte "Liberté, Egalité, Brutalité" angedichtet werden, das Mittelalter unglaubliche 18 Jahre dauerte und zur jüngsten Geschichte gefragt wird, ob die DDR auch den Euro hatte - Schüler können extrem kreativ sein, wenn es darum geht, ihr Nichtwissen zu kaschieren.
Erdkunde wäre so ein einfaches Fach, wenn das lästige Ausland nicht wäre. So wird Niederösterreich mal eben zum größten Kontinent erklärt und Österreich liegt überhaupt in der Nähe von Wien. Die binomischen Formeln sind geheim, ein Elektron - puff - ist halt einfach mal so weg und Marx' berühmter Mitstreiter war Moritz.

Neugierig geworden? "Nenne drei Nadelbäume" ist definitiv lesenswert! Nur dauert es länger, sich durch die 219 Seiten des Taschenbuchs zu arbeiten. Das liegt hauptsächlich daran, dass man vor lauter Lachen und Tränen aus den Augen wischen kaum zum Lesen kommt.
Dabei sollte man wohl eher weinen. Weinen über so viel Unwissenheit und teilweise auch Ignoranz - anders kann man so manche Antworten nicht nennen. Es ist haarsträubend, was Lehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Laufe ihres Berufslebens so alles zu lesen bekommen. Es ist aber auch bewundernswert, wie locker sie über so manchen kreativen Einfall hinweggehen können und sogar versuchen, diesen zu bewerten.
Doch wer kam auf die Idee, ein solches Buch zu verfassen? Es war SPIEGEL ONLINE, das Lehrer dazu aufgerufen hat, die skurrilsten Antworten, die kuriosesten Stilblüten und absonderlichsten Fehler aus Prüfungen und Klausuren einzusenden. Diesem Aufruf folgten zahlreiche Lehrer und schon bald lagen Hunderte von Einsendungen vor. Die beiden Journalistinnen Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse haben die besten darunter herausgesucht und in eben diesem Buch zusammengefasst. Dabei wahrten sie aber die Anonymität der Schüler und Lehrer. Es wird lediglich angegeben, aus welcher Jahrgangsstufe und welcher Schulform der jeweilige Beitrag stammt.
Thematisch wird kein Fach ausgelassen: Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch, Latein, Physik, Chemie, Biologie, Geographie, Politik, Geschichte, Religion - es ist unglaublich, was für Wissenslücken bei Schülern vorhanden sind. Die gegebenen Antworten sind manches Mal haarsträubend und erschreckend. Doch mit dem Buch will man keine Missstände aufzeigen, sondern unterhalten. So war den Autorinnen in erster Linie Humor wichtig. Das kommt im Buch auch immer wieder herüber. Einleitungen zu Kapiteln und Begleitkommentare sind bissig, ironisch und mit einer ordentlichen Prise Sarkasmus gewürzt.