Die Chroniken des Hagen von Stein

Wolfsfluch

von André Wiesler
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. März 2009

Wolfsfluch

Die verschiedenen Kreaturen der Dunkelheit sind selten einer Meinung. Vampire, Werwölfe, Hexen - alle haben verschiedene Angewohnheiten, die den anderen Wesen missfallen. Wenn es aber zusätzlich noch sich voneinander unterscheidende Ausprägungen jeder Unterart gibt, sind Konflikte ohnehin vorprogrammiert. "Wolfsfluch", André Wieslers dritter und letzter Roman aus "Die Chroniken des Hagen von Stein", weckt schon allein durch die Tatsache, dass es sich hierbei um das große Finale einer epischen Erzählung handelt, große Erwartungen.

Jeder der Hauptcharaktere des Romans hat Pläne, in denen gewisse andere Personen keinen Platz haben. Alle, bis auf Hagen von Stein. Dieser verfolgt zwar seine Ziele ebenso konsequent und eigennützig wie immer, dennoch müsste dafür (fast) niemand sterben. Er möchte den ewigen Fluch des Bletzers ablegen und wieder zum Wariwulf werden. Diese Schlussfolgerung, die bereits am Ende des zweiten Bandes getätigt wurde, erweist sich nun als wahr. Was von Stein damit allerdings bezweckt, bleibt anfangs schleierhaft. Dagegen sind die Absichten der anderen involvierten Persönlichkeiten eher finster. Carteaumois, der erstgeborene Bluotvarwes - ein Vampir, wie man ihn heute kennt und intrigant wie eh und jeh -, möchte nichts weniger als seinen "Vater" Hagen beerben, auch wenn dieser dafür eliminiert werden muss. Der Vagr DeWulfen will das Ärgernis des uralten Bletzers sowieso beseitigen und auch Georg von Vitzthum sinnt auf Rache, ist der ehemalige Wariwulf doch für den Tod seiner Eltern verantwortlich. Dabei schreckt er vor keinem Mittel zurück um das seiner Meinung nach unbedingt zu vernichtende Böse zu vernichten - denn Feuer kann schließlich auch mit Feuer bekämpft werden.
In einer solch spannungs- und hassgeladenen Atmosphäre bleibt kaum Zeit dafür, dass Liebe erblühen könnte. Trotzdem verliebt sich Marie, jene Hexe, von der Hagen von Stein seine Rückverwandlung erhofft in einen seiner Kontrahenten. Kann diese Liebe das "Gute", sofern es das überhaupt gibt, triumphieren lassen?

Episch hat die Handlung in den Vorgängerbänden begonnen. Man begleitete Hagen von Stein und seine Zeitgenossen über eine Spanne mehrerer hundert Jahre, um gleichzeitig einen Handlungsverlauf in der Gegenwart mit einzubinden. Dieses Mal ist es umgekehrt. Wir befinden uns im Jahr 2007 und alle Handlungsstränge der Vergangenheit verknüpfen sich, um ein actiongeladenes Finale zu ermöglichen. Rückblicke gibt es nur noch, um einige aktuelle Situationen ein wenig näher zu erklären. Allerdings fallen einige Aspekte des Bands negativ auf. Hagen von Stein selbst wirkt blasser und farbloser als in den Vorgängern, auf seinen verräterischen Weggefährten Carteaumois bezogen wirkt er sogar ziemlich naiv. Hagens Pläne und Vorbereitungen wirken nicht so ausgefeilt, wie sie sonst waren, selbst eine gewisse Schicksalsergebenheit kann man ihm nicht absprechen. Im Gegenzug wird Georg von Vitzthums Charakter weiter ausgebaut und dem Leser nach einiger Zeit sogar sympathisch. Der Roman und die ganze Reihe enden zwar schlüssig, dennoch hat man das Gefühl, das Buch nicht vollständig befriedigt schließen zu können. Einige wichtige Charaktere zeigen, dass sie Pläne haben, die über das Ende des Romans hinausgehen. Somit bleibt die Möglichkeit eines eigenen Werks, das sich um deren Schicksal dreht. Doch trotz der Misstöne, die sich in das Gesamtkunstwerk der Reihe schleichen wollen, ist "Wolfsfluch" definitiv ein guter Roman. Er kommt zwar nicht ganz an die beiden Vorgänger heran, kann sich aber durchaus mit den meisten anderen Veröffentlichungen aus dem Bereich Dark Fantasy messen. Sowohl die Kenner der ersten beiden Romane als auch Liebhaber des zuvor genannten Genres, die nur dieses Buch lesen, wird "Wolfsfluch" sicherlich zusagen.

"Wolfsfluch", der dritte und letzte Band aus "Die Chroniken des Hagen von Stein" von André Wiesler ist actiongeladen und führt die Handlung zu einem turbulenten Finale. Auch wenn dieser Teil im Vergleich zu den Vorgängern etwas nachlässt, kann er trotzdem jedem Fan der Reihe, sowie auch des Genres Dark Fantasy empfohlen werden.

Details

Bewertung

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  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
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