Man stelle sich vor: Ein Wiener kommt nach Bayern, um dort zu arbeiten. Überraschenderweise versteht er das meiste, was die Bayern verbal von sich geben, sogar wenn sie sich im gemütlichen Dialekt unterhalten. Da kommt die Gelegenheit Asterix den Gallier auf boarisch zu lesen. „Auf geht’s zu de Gotn!“ Ha, das krieg ich hin, denkt sich der Wiener. Ich versteh sicher alles was die im Dialekt schreiben. Und dann wird er mit der Urgewalt der bayrischen Sprache konfrontiert. Etwas, wogegen der klassische Zaubertrank wie ein leichter Energydrink wirkt.
Miraculix ist auf dem Weg, um seine „oidn Spezi“ zu treffen, und sich mit ihnen beim „Druidngipfl“ um den Preis für den besten Zaubertrank zu balgen. Dabei fällt er einer Horde Goten auf, denen er für ihre kriegerischen Absichten gerade Recht kommt. Also verkleiden sich die Gallier abwechselnd als Römer und Goten, um sich mehr oder weniger unbemerkt durch fremde Lande zu schleichen, bis sie ihren Druiden endlich befreien können. Natürlich nicht ohne im Land der Goten ein heilloses Chaos zu hinterlassen, woraufhin diese weniger an Eroberungsfeldzüge, sondern vielmehr an Bürgerkrieg denken. Klarerweise ist die Handlung in diesem Fall aber nur Nebensache.
Denn tatsächlich geht es im Comic hauptsächlich darum, wie die bayrischen Gallier sich sprachlich durchs Abenteuer schlagen. Denn ob es irgendwo von Römern „wuarlt“ oder nicht, Asterix und Obelix haben immer „a Gaudi“. Irgendwann finden sie dann heraus, wo ihr Druide „einkastlt“ ist und holen ihn auf typische Art und Weise aus dem Gefängnis. Dann „bringans die Gotn a weng durchanand“. Daraufhin „machn sich de Gotn selba nida“ und es geht richtig rund.
Jedem, dem die boarische Sprache so fern ist, wie so manchem Schwaben das Sächsische, wird mit vielen Worten überhaupt nichts anzufangen wissen. Und Vorsicht: Sprachlicher Humor ist in Deutschland zusätzlich von Bundesland zu Bundesland verschieden, wie auch die Dialekte. Selbst der Wiener mit den großen Bayrisch-Vorsätzen hat an manchen Stellen in der Begriffserklärung nachblättern müssen. Bitter, aber identisch sind die Worte dann doch wieder nicht. Zumindest bietet der Band ihm, Bayern und anderen deutschsprachigen Gesellen einen kleinen Einblick in die im Süden des Landes vorherrschende Sprachart. Vielleicht ist es auch für einen Norddeutschen einmal keine schlechte Idee sich mit dem Dialekt der „Wuidn“ zu beschäftigen. Wer weiß, vielleicht braucht man dieses Wissen irgendwann einmal!
Für den Original-Bayern ist „Auf geht’s zu de Gotn!“ sicher ein unbeschwerter Lesespaß. Für deutschsprachige Zeitgenossen aus Bundesländern mit anderer sprachlicher Ausprägung kann man das Comic unterschiedlich verwenden. Einerseits zur Belustigung über den fremden Dialekt, andererseits natürlich als Nachschlagewerk, oder gar um Sprachbarrieren einzureißen. Spaß hat man beim Lesen aber immer, egal woher man kommt. Denn der Humor des klassischen Asterix ist sowieso zeitlos.
Wurscht, von wo de Sproch kummt!
Details
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Originaltitel:Asterix und die Goten
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Umfang:47 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783770404742
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Preis (D):13,50 €