Caravaggio

Caravaggio - Mit Pinsel und Schwert

von Milo Manara
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Juli 2015

Caravaggio -  Mit Pinsel und Schwert

Jede Epoche hat ihre Rebellen. Auch die Kunst hat viele Menschen hervorgebracht, die gegen überlieferte Werte und den Zeitgeist aufbegehrt haben. Wer hier an Mozart oder Andy Warhol denkt, liegt dabei sicher nicht falsch – jedoch haben die beiden erwähnten Zeitgenossen nicht so viel Staub aufgewirbelt, wie der italienische Maler Michelangelo Merisi, wie die gleichnamige Graphic Novel genannt „Caravaggio“, der nicht nur einen revolutionären Zeichenstil verwendete, sondern auch charakterlich aus der Reihe tanzte...

Als Michelangelo Merisi als Mitfahrer eines Ochsengespanns im Spätsommer 1592 einen Kontrollposten vor Rom erreicht, zeigt sich schon, dass sein Temperament im Umgang mit Behörden über kurz oder lang zu Problemen führen wird. Doch sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit lässt ihn einen Mann retten, der ihn einigen Leuten vorstellt, woraufhin Merisi eine Anstellung in der Werkstatt eines Malermeisters findet –nach der Empfehlung eines anderen Meisters. Doch auf diese Weise gibt es kein Weiterkommen, lässt ihn Meister d’Arpino doch nur Früchte malen. Im Geheimen übt sich Michelangelo längst an weit größeren Kunstwerken. Besonders realistische Malerei bei schwacher Beleuchtung ist seine Spezialität. Es dauert noch etwas, dann wird er von einem Kardinal und Kunstmäzen entdeckt und engagiert, Heilige zu malen. Allerdings kommt dabei nicht ganz so gut an, dass er als Modelle größtenteils Prostituierte verwendet. Dennoch steigt seine Bekanntheit, genauso wie die Zahl seiner Rivalen und Neider. Doch dieser weiß er sich zu erwehren, seit er einen Degen trägt. Leider kommt es dann auch bei einer Auseinandersetzung zu einem tragischen Zwischenfall...

Glaubt man dem Vorwort und auch anderen Quellen, dann hat sich Milo Manara, Verfasser und Zeichner der Graphic Novel, sehr nah an die historische Vorlage gehalten. Michelangelo Merisi da Caravaggio – nach Merisis Heimatstat benannt – war offensichtlich wirklich ein derartig streitbarer Zeitgenosse wie beschrieben. Und auch die Begeisterung des Zeichners für den Maler ist nachzuvollziehen, haben die beiden doch stilistisch einige Parallelen vorzuweisen. Beide haben in jeweils ihrer Zeit den Zeichen- und Malstil, der allgemein vorherrschend war, ignoriert und sind ihrer eigenen Linie treu geblieben. Beide sind für äußerst realistische Darstellungen bekannt. Aus der Geschichte der Graphic Novel kann man sich als halbgebildeter Kunstbanause nur wundern, dass Caravaggio nicht in viel jüngeren Jahren bei einer Schlägerei oder einem Duell ums Leben gekommen ist, denn dass er neben seinem Lebenswandel noch zum Malen gekommen ist, verwundert. Insgesamt hat Milo Manara in „Mit Pinsel und Schwert“ eine Graphic Novel geschaffen, die man genießen kann, mit dem Wissen, dass Fiktion und Kunst oft weit näher beieinanderliegen als man denkt.

„Mit Pinsel und Schwert“ ist ein Werk, bei dem Milo Manara Pinsel und Feder geschwungen hat, um einen künstlerischen Vorreiter seiner Zeit wieder zum Leben zu erwecken. Der erste Teil des Lebens von „Caravaggio“ liest sich spannend, obwohl es sich um eine historisch beinahe authentische Darstellung handelt. Optisch ist das Werk ohnehin ein Augenschmaus, der beiden Künstlern – dem behandelten und dem Verfasser – gerecht wird.

Details

Bewertung

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