Jeder kann gebrochen werden - auch Batman! Unter dieser dramatischen Prämisse legt Panini rechtzeitig zur Bat-Mania, rund um Nolans letzten Teil der viel umsungenen, und modernen Bat-Film-Trilogie, die klassische "Knightfall"-Saga neu auf. Das ist sehr begrüßenswert, denn nicht nur zapft "The Dark Knight Rises" Storyelemente von Knightfall an - es ist auch einfach nur ein verdammt guter Comic.
Die "Knightfall"-Saga wird oftmals unter den beliebtesten und inspirierendsten Stories rund um den Rächer von Gotham City aufgeführt. Die Gelegenheit an die einzelnen Hefte aus den frühen Neunziger-Jahren zu kommen dürfte ein Projekt für eifrige Sammler sein, aber manch ein Fan, der die Reihe noch nicht sein Eigen nennt, wird sich freuen, zu einem schönen, kompakten Trade Paperback greifen zu können. Eine Batman-Sammlung ohne "Knightfall" ist schließlich einfach nicht vollständig. Die Storyline erscheint als Neuauflage, aufgeteilt auf drei dicke Trades, von denen uns zur Rezension der erste Band vorliegt. Eines merkt man sofort: Für den Preis bekommt man eine ganze Menge Lesestoff geboten.
Der Beginn ist fulminant: Superschurke Bane und seine Spießgesellen organisieren eine Massenflucht aus dem Arkham Asylum. Damit das Ganze auch möglichst apokalyptische Züge annimmt, statten sie die dort zur Heilung befindlichen Irren auch noch mit einem Arsenal schwerer Militärwaffen aus, frei nach dem Motto "Nehmt das und geht spielen". Batman verstrickt sich daraufhin in einen selbstzerstörerischen Wettlauf mit dem Tod, indem er versucht, möglichst rasch die Entflohenen unschädlich zu machen, bevor diese das Leichenschauhaus überfüllen können. Alle Versuche sich helfen zu lassen, schmettert unser millionenschwerer Borderliner dickköpfig ab - und all das spielt nur Bane in die Hände, der die Aktionen von Bruce Wayne sehr genau beobachtet. Denn sein Ziel ist es, Batman persönlich zur Verzweiflung zu treiben und dann zu zerbrechen. Wortwörtlich.
Im atemberaubenden Tempo geht die Erzählung weiter und man kann das Buch kaum weglegen. Batmans sichtbare Erschöpfung ist richtiggehend spürbar und mit jedem Panel schwindet seine Kraft. Auch wenn viele Fans natürlich das unausweichliche Ende kennen, das Drama ist spürbar, man will wissen wie es soweit kommt. Erst im späteren Verlauf wird durch den inneren Monolog Einblick in Bruce Waynes Gedanken gewährt, bis dahin wirkt er wie üblich mürrisch, streng und kompromisslos. Die Charakterisierung von Batmans Gegenspielern und deren Wahnsinn, der irgendwo zwischen witzig und angsteinflößend angesiedelt ist, ist blendend gelungen und trägt viel zur Atmosphäre bei.
Natürlich hat auch Knightfall gewisse Unvollkommenheiten, wie die richtiggehend schreiend schmerzhafte Inkompetenz des Gotham City Police Department (obwohl man das eigentlich gewöhnt ist) und Banes etwas sehr einfache Motivation für seine Taten. Aber wir wollen hier nicht herummäkeln, das alles fügt dem Gesamtkonzept wenig Schaden zu. Ebensowenig wie die mittlerweile wirklich nicht mehr zeitgemäßen Illustrationen und Colorierungen aus den 90er Jahren. Während sich die Covers zeitlos gehalten haben und echte Klassiker sind, wirken die Panels auf den ersten Blick doch etwas staubig. Die Bewegungsabfolgen sind manchmal etwas seltsam und manche Körperhaltung auch ("Bitchslap anyone?"), aber das tut der Stärke der Story keinen Abbruch.
Alles in allem ein klares "Must have" für jeden anständigen Batmanista, der es noch nicht haben sollte. Auch Fans von Noir-Stories, die sonst nichts mit Superhelden am Hut haben, werden erstaunt sein, wie gut Geschichten rund um Männer, die Unterhosen über ihren Hosen anhaben, sein können.
Details
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Band:1
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:06/2012
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Umfang:276 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3862013340
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ISBN 13:9783862013340
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Preis (D):24,95 €