Joker/Harley: Psychogramm des Grauens


Band 3
von Kami Garcia, Jason Badower, Mico Suayan, Annette Kwok
Rezension von Gabriel Zupcan | 06. Mai 2022

Joker/Harley: Psychogramm des Grauens

In „Psychogramm des Grauens“ jagt Harley Quinn ganz ohne Kostüm und Wahnsinn als toughe Polizeiprofilerin den Serienkiller namens „Joker“. Realistischer, härter und ganz ohne verrückte Gimmicks geht es in dieser Interpretation von Gotham City zu.

as Black Label von DC sorgt für blutige Unterhaltung abseits von Comic Code Moralvorstellungen. In „Psychogramm des Grauens“ darf man der Serienkiller-Interpretation des Jokers bei der „Arbeit“ zusehen. Ähnlich wie Dexter (aus der gleichnamigen Buch/Fernsehserie) bevorzugt der Joker Klingen, mit denen er Kehlen aufschlitzt und Körper zerteilt. Für zart Besaitete ist dieser Thriller nichts, hier wird gerne auch mal für den Schockmoment draufgehalten.
In den ersten Teilen puzzelte sich Harley Quinn die Identität des Jokers zusammen und kam ihm schon gefährlich nahe. Fest entschlossen, seinem mörderischen Treiben mit allen Mitteln ein Ende zu setzen, kommt ihr ein glücklicher Zufall zugute. Ein Verdächtiger wird verhaftet und es ist offensichtlich der richtige Mann. Doch der Joker ist ein Meister der Planung und überlässt nichts dem Zufall. Könnte ihm ein derartiger Anfängerfehler unterlaufen sein?

In vielen Rückblenden – die interessanterweise in Farbe gehalten sind, während die Hauptgeschichte in Grautönen verbleibt – wird weiter die Vergangenheit von Joker und Harley beleuchtet. Anfangs war er eine Art Vigilant, ein mörderisches Abbild von Batman mit Totenkopf-Gesichtsbemalung. Doch im Laufe der Zeit wandelte er sich immer mehr zu einer Art perversem Installationskünstler, dem es nur noch um die Inszenierung seiner Morde ging. Eine Spirale in den Wahnsinn. Im Gegensatz zu beinahe allen anderen Inkarnationen des Jokers, ist dieser hier jung, athletisch und vollkommen humorlos. Die Heath-Ledger-artige Schminke verbirgt kein entstelltes Gesicht. Der Joker ist nur rein innerlich verdorben. Ähnlich ist es bei seiner Gegenspielerin. Die gut gelaunte Verrückte ist hier nicht einmal zu erahnen. Dr. Harley Quinn löst ihre Probleme durchaus mit den Fäusten, was sie mit ihrer Charaktervorlage gemeinsam hat, aber eine humorige Ader sucht man vergebens. Ist diese weniger „Comic“-hafte Darstellung originell? Das Genre von düsteren Psychothrillern ist nicht unbedingt hochwertiger als das buntgekleideten Superheldencomics, und ähnliche Charaktere wie hier hat man schon an der einen oder anderen Stelle gesehen. Dennoch überwiegt der Unterhaltungsfaktor. Die Geschichte punktet damit, was viele Alternativwelten-Szenarien bieten: es besteht ein Wiedererkennungswert, dennoch wird etwas Neues inszeniert. Aus den gleichen Zutaten eine andere Suppe. Es geht um das „wie“ und „wer ist wer?“. Wenn man „Psychogramm des Grauens“ etwas ankreiden will, dann kann es nicht das perfekt inszenierte Artwork und die durchaus spannende Hatz nach dem grässlichen Serienmörder sein. Es ist das Ende. Ohne zu spoilern ist es schlicht gesagt etwas unspektakulär. Das letzte Panel versucht sich dann noch in der klassischen Art des ersten Superheldenfilms: eine Ansage und Vorbereitung auf weitere Teile. Spannender wäre gewesen, einen echten Twist zu bringen (und die Möglichkeiten für solche gab es mehr als genug) oder an den Kanon anzuschließen (auch diese Möglichkeit wird im Finale in Aussicht gestellt). So überwiegt etwas die Enttäuschung zum Ende. Beileibe keine schlechte Trilogie, aber es wurde Potenzial verschenkt.

Handwerklich mehr als solider Psychothrill aus der Gothamer Gosse im wunderschönen Albumformat. Wer durch den „The Batman“-Film auf den Geschmack gekommen ist, sollte hier weiter probieren.

Details

Bewertung

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