Poison Ivy

Sumpfblüte

von Phillippe Berthet, Yann
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Juni 2009

Sumpfblüte

In den verschiedenen Welten und Comic-Universen gibt es zahlreiche Namen, die doppelt belegt sind. Solange man weiß, um wen es sich konkret handelt, erweist sich das als kein Problem. Ein Beispiel für eine Mehrfachverwendung ist zum Beispiel "Captain Marvel", den es sowohl von D.C., als auch von Marvel gibt. Ähnlich ist es auch mit einem neuen französischen Comic namens "Poison Ivy", das uns vom Schreiber&Leser-Verlag vorliegt.

Die junge Waise "Swampy" führt in den Sümpfen von Lousiana ein relativ behütetes Leben. All ihre Probleme drehen sich um Krokodile, Gumbo, ihren beinahe-Freund Achab und ihren Bruder Tinkleberry. Der sich anbahnende zweite Weltkrieg ist sehr weit weg und in ihren Augen nicht wert einen Gedanken an ihn zu verschwenden.
Doch ihr Leben ändert sich schlagartig, als sie von zwei japanischen Spionen vergiftet wird und nur dank Marie Laveau, einer alten Voodoo-Hexe, überlebt. Sie wird übergangslos erwachsen und fortan sind ihre Küsse tödlich - was sie mehrfach unfreiwillig unter Beweis stellt. Natürlich kann sie nach diesen Veränderungen nicht im beschaulichen Örtchen Bayou bleiben und sie setzt sich nach New Orleans ab. Doch nicht für lange, denn dann wird sie von Sonderermittlern der Regierung verhaftet. Präsident Roosevelt persönlich stellt sie vor die Wahl entweder der Geheimtruppe "Woman of War" - kurz W.O.W. - beizutreten oder auf dem elektrischen Stuhl zu landen. Die Entscheidung ist also einfach zu treffen. Schnell lernt "Poison Ivy", wie Swampy fortan genannt wird, ihre Teamkolleginnen kennen. Jede hat Fähigkeiten, die an bekannte Superkräfte erinnern. Eine Kameradin kann alles in Eis verwandeln, eine andere hat ein Supergedächtnis. Die unappetitlichste Mitstreiterin für das Gute kann sogar ganze Menschen verspeisen. Mit diesen Gefährtinnen soll sie ihren ersten Einsatz in China durchführen. Doch wie so oft kommt es anders...

Im Unterschied zur bekannten D.C.-Schurkin ist die Poison Ivy des Schreiber&Leser-Verlags keine Pflanzenfanatikerin, die allen Menschen den Tod wünscht, sondern eine junge, noch leicht zu beeinflussende Person. Als sie die Möglichkeit bekommt ihr Vaterland zu verteidigen, greift sie voller Enthusiasmus zu. Denn schließlich gibt es eine Menge Deutsche und Japaner, die immer voller Bosheit stecken.
In einem etwas anachronistisch wirkenden Zeichenstil wird eine flotte und spannende Geschichte verpackt. Erst nach den sich abzeichnenden übersinnlichen Ereignissen wird klar, dass man hier keine "normale" Erzählung vor sich hat. Und spätestens nach der Vorstellung ihrer Superheldenkolleginnen erkennt man auch, dass sich das Comic nicht hundertprozentig selbst ernst nimmt. Stilecht endet die Geschichte mit einem Cliffhanger, was einen noch spannenderen zweiten Band verheißt. Denn alles was im ersten Band geschehen ist, war im Endeffekt Vorgeplänkel um die Ausgangssituation des Comics herzustellen und die Charaktere vorzustellen.
Das Zusammenspiel von Milton Berthet und Yann Lepennetier glückte im ersten Band von "Poison Ivy" genauso gut wie in der "Pin Up"-Reihe. Auf diese wird auch das eine oder andere Mal in "Sumpfblüte" angespielt. Man darf also gespannt sein, wie die Serie weitergeht.

"Sumpfblüte", der erste Band der französischen Comicserie "Poison Ivy", wartet mit einer Superheldengeschichte Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Die in klassischem Stil gehaltenen Zeichnungen und eine spannende wenngleich etwas abstruse Geschichte lassen auf interessante Fortsetzungen hoffen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung
  • Illustration:

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