Deathstroke
Tödliche Mission
von Tony S. Daniel
Rezension von Stefan Cernohuby
| 19. Oktober 2015
In jedem Comicuniversum gibt es die „bösen Buben“, die zwar weder besonders Heldenhaft, noch besonders mächtig sind, auf ihre Weise aber dennoch ihre Anhänger haben. Sei es ihr Antiheldentum, ihr großes Mundwerk oder schlicht und einfach ihr Flair - etwas begeistert die Leserschaft immer. Bei DC gibt es einen Charakter, dessen Name „Deathstroke“ ist und der jetzt im neugestarteten Universum mit „Tödliche Mission“ seinen ersten Soloband erhält.
Manche Leute sind nur gut in Dingen, die nicht ganz den gängigen gesellschaftlichen Konventionen entsprechen. So ist Slade Wilson alias „Deathstroke“ ein herausragender Auftragskiller, der aber natürlich den Ballast seiner Vergangenheit genauso wie seine Lebensjahre mit sich herumschleppt. Als nach einem Auftrag eine Falle auf ihn wartet, bei der ein alter Bekannter namens Possum eine Rolle spielt, wird er von Verbündeten aufgegabelt und mit einer seltsamen Droge behandelt. Diese führt nicht nur dazu, dass er sich von seinen beinahe tödlichen Verletzungen noch schneller erholt als sonst, sie verjüngt ihn gleichzeitig. Als er wieder aufwacht, findet sich Slade in einem jüngeren Körper mit zwei intakten Augen und einer ganzen Menge Wut auf seinen Vater, der urplötzlich auftaucht, wieder. Doch „Odysseus“, wie sich dieser nennt, hat keine positiven Pläne. Er will Slades Sohn Jericho mit seinen Fähigkeiten für ein unklares Ziel nutzen. Doch auch Slades Tochter Rose, die sich als „Red Fury“ maskiert, mischt mit. Da kommt es gar nicht gelegen, dass sich Harley Quinn auch noch an Deathstroke rächen will und dafür Batman höchstpersönlich auf ihn hetzt.
Zu Beginn klingt die Geschichte rund um das einsame Raubein Deathstroke noch ziemlich interessant. Ein perfekter Auftragskiller mit Vergangenheit, der von selbiger eingeholt wird. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Er wird geheilt, verjüngt und kämpft danach mit den üblen Plänen seines Vaters, der sich als mächtiger und beinahe unsterblicher Superverbrecher herausstellt. Und er hat es mit noch besser heilenden Gegnern zu tun und Kinder, die ebenso herausragende Fähigkeiten haben. Und vermutlich auch Cousins, Onkel, Tanten und Vettern, nur dass diese zum Glück nicht im Werk vorkommen. Es ist schon gut, wenn sich eine Geschichte auf den Protagonisten und dessen Umfeld konzentriert, nur ist man in diesem Fall vermutlich klar übers Ziel herausgeschossen. Und auch die Transformation des Protagonisten in ein jüngeres und unversehrtes Ich klingt beinahe nach einer Verbeugung in Richtung der angekündigten „Suicide Squad“-Verfilmung, die demnächst in unsere Kinos kommt. Daher ist der Band trotz tollem Beginn letztendlich nur durchschnittlich gelungen. Schade, hier wäre mehr möglich gewesen.
„Tödliche Mission“ ist der erste Band der neuen Reihe „Deathstroke“. Obwohl der Band von Autor und Zeichner Tony S. Daniel in Szene gesetzt wurde, kann die Geschichte leider nicht vollends überzeugen. Zu viele Familienmitglieder des Protagonisten werden aus dem Hut gezaubert und in die Handlung geworfen. Etwas, was letztendlich wirklich zu viel des Guten ist. Möglicherweise ist das der in kürze in die Kinos kommenden „Suicide Squad“-Verfilmung geschuldet.
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