Undertaker - Aufstieg des Deadman

von Chad Dundas, Rodrigo Lorenzo
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Juli 2020

Undertaker - Aufstieg des Deadman

Antagonisten haben einen ganz eigenen Reiz. Manche von ihnen entwickeln mehr Faszination als die oft zu geradlinigen Helden. Das ist auch in einem eigentlich literaturfernen Genre wie dem Wrestling so. Als man den Heel (Wrestling-Jargon für Bösewicht) Undertaker einführte, wollte man eigentlich einen Gegner erschaffen, der gefürchtet und gleichermaßen verhasst sein würde. Tatsächlich schuf man jedoch einen absoluten Publikumsliebling. Seine (fast wahre) Geschichte ist nun in Form einer Graphic Novel erschienen.

Egal ob man nun Wrestling-Fan ist, irgendwann hat man von einem düsteren Zeitgenossen gehört, der in etwa die gleiche Popularität wie ein Hulk Hogan oder John Cena erlangt hat. Ein Mann, den man nur als den Undertaker kennt. Zu ihm gibt es nun diese Hintergrund-Geschichte. Oder besser eine Legende – denn die Wahrheit ist vermutlich irgendwo dazwischen. Ein Junge wächst mit seinem Bruder Kane und seinen Eltern in einem einsamen Beerdigungsinstitut auf. Doch das idyllische wenngleich harte Leben findet aufgrund der pyromanischen Neigungen seines Bruders ein Ende, der das Elternhaus abfackelt und offenbar mit ihnen zusammen den Tod findet. Aus dem Waisenhaus wird der Junge von einem Mann namens Paul Bearer geholt, der ebenfalls ein Beerdigungsinstitut betreibt. Er hat jedoch andere Pläne mit seinem Schützling und setzt ihn bei illegalen Untergrund-Kämpfen ein. Darauf wird Wrestler und Investor Ted DiBiase aufmerksam und führt ihn als „The Undertaker“ in die WWF ein. Hier wird er schnell zum gefürchteten Gegner, die eigentlichen Dramen spielen sich aber im Umfeld ab. Mehrmaliger Verrat durch Paul Bearer und das Auftauchen seines totgeglaubten Bruders Kane als Westler geben den Handlungsrahmen vor. Fehden mit Shawn Michaels, Kane, Brock Lesnar und Roman Reigns gehören ebenfalls dazu. Und noch immer ist der Undertakter aktiv, 25 Jahre nach seinem Ringdebüt, um Gegner mit einem Tombstone in die Hölle zu schicken.

Wie so oft im Bereich Schauspiel und Unterhaltung, ist die Realität etwas, das sich der Show unterordnen muss. Kaum würde jemand, der seine Eltern ermordet hat und danach auch mehrfach versucht, seinen eigenen Bruder zu ermorden, problemlos eine Anstellung in der Unterhaltungsbranche zu finden wie Kane. Die Charakterisierung des Undertakers, der eigentlich immer nur seine Ruhe will und sich dann von anderen dazu überreden lässt zu kämpfen, ist dabei eher dünn. Trotzdem ist die Geschichte spannend, eine Retrospektive über 25 Jahre eines Ringcharakters. Sie zeigt unter anderem, wie sprunghaft die Geschichten sind, die sich die Macher im Hintergrund einfallen lassen. Und trotz der Wankelmütigkeit der Fans, den unterschiedlichen Interessen, Ligen und finanziellen Hintergründen hat sich der Charakter des Undertakers gehalten. Er ist als untoter Totengräber (so paradox das klingt) immer noch bei Fans beliebt und nicht aus dem Spektakel der jetzigen WWE wegzudenken. Man darf gespannt sein, wie viele Jahre der „Deadman“ sich noch vom obersten Seil stürzt und den Gegnern Tombstones versetzt. Chad Dundas als Autor und Illustrator Rodrigo Lorenzo haben hier wirklich gute Arbeit geleistet und eine Graphic Novel geschaffen, der nicht nur für Fans geeignet ist.

„Undertaker – Der Aufstieg des Deadman“ erzählt in Form einer Graphic Novel die teils fiktive Geschichte eines der beliebtesten Wrestler der Wrestlingszene, der seit 25 Jahren im Ring steht. Und das, obwohl er eigentlich ein „Bösewicht“ ist. Chad Dundas und Illustrator Rodrigo Lorenzo haben ein etwas anderes Denkmal für den „Deadman“ errichtet, das sicherlich wie ein Grabstein lange Zeit überdauern wird.

Details

Bewertung

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