Die Geschichte von Antihelden oder Superschurken ist oft genauso interessant wie jene von Helden. Im Sog von zugehörigen Kinofilmen ist es dann nur natürlich, dass die Geschichte derselben in eigenen Werken aufgearbeitet wird. Im Falle von Spider-Mans Erzfeind Venom gibt es nun eine eigene Ausgabe in der Reihe "100% Marvel", deren Name "Venom - Dark Origin" lautet. Kann der Bösewicht in diesem Comic überzeugen oder bleibt er eher blass, so wie im Kinofilm? Das gilt es herauszufinden.
Eddie Brock hat eine seltsame Einstellung, wenn es um Wahrheit und Anerkennung geht. Schon als Kind sucht er nichts mehr als Anerkennung, muss diese aber immer wieder durch Betrügereien ergattern. Doch er hat ein Talent, er kann Lügen erkennen, wann immer sie erzählt werden. Teilweise ist das bitter, denn so weiß er auch, dass ihm sein Vater - obwohl er gegenteiliges behauptet - die Schuld am Tod seiner Mutter gibt, die bei seiner Geburt gestorben ist. So mogelt er sich durch die Schule, gibt vor im Ringerteam zu sein und interessiert sich immer mehr für Journalismus. Denn das, was Journalisten sagen, ist wahr. So will er Journalismus studieren, während er falsche Praktika angibt. Selbst seine Freundin lernt er kennen, indem er vorgibt, ihr das Leben gerettet zu haben, was in Wahrheit aber Spider-Man war. Als Laufbursche beginnt er beim Daily Globe, stolpert aber über eine Story eines Serienkillers, der anscheinend nur mit ihm sprechen will. Die Artikel sind eine zeitlang eine Sensation, bis sich herausstellt, dass seine Quelle ein Betrüger war. Als Spider-Man den richtigen Mörder fängt, macht er ihn für sein Scheitern verantwortlich und will Rache. Da trifft es sich ganz gut, dass ein außerirdischer Symbiont, der früher Spider-Mans neues Kostüm war, Besitz von ihm ergreift und ihn zu dem macht, was er nun immer sein wird: Venom.
Es ist interessant zu lesen, wie man mit einer etwas gestörten Wahrnehmung der Realität beginnen und als Superschurke enden kann - zumindest in der Welt von Marvel. Eddie Brock ist eigentlich nie wirklich böse. Er ist nur feige, hinterhältig, er betrügt und fühlt sich von der ganzen Welt benachteiligt und verraten. Und wie das so oft ist, auf eine Fehlentscheidung folgt die nächste, die übernächste und dann ist es zu spät, um einfach wieder alles gutzumachen. Da trifft es sich wirklich hervorragend, ein Feindbild zu haben. Es mag zwar relativ weit hergeholt sein, dass Brock Spider-Man für alles verantwortlich macht, aber nichtsdestotrotz ist seine eigene Argumentationskette in dieser Hinsicht makellos. Das kann man zwar nicht von den Illustrationen von Angel Medina behaupten, aber dennoch passen sie zu Eddie Brocks wechselhafter Persönlichkeit. Zeb Wells ist es gelungen, eine bisher nur „böse“ Gestalt mit Leben, Geschichte und Hintergrund zu füllen. Für jeden Liebhaber von Comics aus dem Hause Marvel ist dieser „100% Marvel“-Band daher sehr empfehlenswert. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis geht durchaus in Ordnung.
„Venom - Dark Origin“ ist in der Reihe „100% Marvel“ erschienen. Dieser spezielle Band, der die Jugend und das Werden eines Schurken beschreibt, ist trotz seiner Thematik allen Fans von Marvel-Comics und insbesondere Spider-Man nur zu empfehlen. Schließlich muss man auch die Widersacher kennen.
Details
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Band:43
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:07/2009
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Umfang:124 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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EAN:4196121416953
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Preis (D):16,95 €