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Buchpräsentation und Interview "Handlettering - schöne Zeichen setzen"

Beitrag von Janett Cernohuby | 29. Januar 2017

Ein neuer Trend steht in den Startlöchern, der in diesem Jahr viele Fans anziehen wird: Handlettering. In Amerika, Australien und Asien bereits im letzten Jahr zu einem beliebten Hobby geworden, erobert er nun langsam auch unsere Breiten. Handlettering, die Kunst Buchstaben zu mit Linien, Schnörkeln, Schleifen, Schattierungen und vielem mehr zu verzieren und zu einem Unikat werden zu lassen. Schon jetzt gibt es schwungvoll designte DIY-Bücher zu diesem Thema. Eines davon ist das gerade erschienene "Handlettering - schöne Zeichen setzen" von Julia Kerschbaumer.

Die Illustratorin und Grafikdesignerin setzt schon seit vielen Jahren schöne Zeichen, nicht nur in Texten sondern auch auf Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Mit ihrem Buch zeigt sie Anfängern und Fortgeschrittenen verschiedene Möglichkeiten und Wege, mit handgezeichneten Schriftzügen zu spielen, zu experimentieren und einzigartige Karten, Bilder, Teller, Uhren und vieles mehr zu gestalten.

Julia Kerschbaumer präsentiert ihr Buch

Julia Kerschbaumer präsentiert ihr Buch "Handlettering - schöne Zeichen setzen"

Ihr buntes Buch präsentierte die Autorin in einer exklusiven Book Release Party am 28. Januar 2017 in der Wiener Azul Bar. Hier konnten Interessierte die Gelegenheit nutzen, durch das Werk zu blättern und mit der Autorin ins Gespräch zu kommen. Auch ihre designten Kunstwerke, die man auch im Buch zu sehen bekommt, wurden an diesem Abend ausgestellt. Janetts Meinung war dabei und nutzte natürlich auch die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Julia Kerschbaumer.

Im Gespräch mit Julia Kerschbaumer

Im Gespräch mit Julia Kerschbaumer


Ein Interview mit Autorin Julia Kerschbaumer

Janett Cernohuby
Wie kam es zu dem Buch? Seit wann zeichnest du?

Julia Kerschbaumer präsentiert ihr Buch HandletteringJulia Kerschbaumer
Seit wann ich überhaupt zeichne? Seit der Kindheit. Ich habe damals schon Comic-Bücher gezeichnet. Die Überschriften darin waren meine ersten Handlettering-Arbeiten. Meine Ausbildung ging immer in Richtung Grafikdesign und Illustration. Seit 2003 bin ich mit dieser fertig, habe erst sieben Jahre in der Werbung gearbeitet und bin nun seit 2010 selbstständig. Seit 2012 beschäftige ich mich intensiv mit Handlettering.
Eigentlich wollte ich immer Kinderbücher machen. Ich war immer unzufrieden damit, wie die Schrift in Kinderbüchern gesetzt wird. Meistens ist es etwas lieblos – neben der  Illustration wirkt sie oft wie ein Fremdkörper. Ich habe gesehen, dass dies in England viel besser und viel schöner gemacht wird. Also habe ich einen Trip dorthin unternommen und meine Reise unter das Motto Kinderbücher gestellt. Dort hat mir ein Grafiker etwas über Handlettering erzählt. Seitdem habe ich mich intensiv damit beschäftigt und immer mehr gemacht. Jetzt bin ich da gelandet und sehr froh darüber. Das ist genau das, was ich machen möchte. Mich mit Schrift ausdrücken - vor allem die Kombination von Schrift und Illustration. Das ist so spannend, da kann man so viel machen.

Janett Cernohuby
Das Buch erklärt verschiedene Techniken des Handlettering. Kann ich selbst als Neuling daraus lernen?

Julia Kerschbaumer
Ja. Ich habe mich bemüht, es für einen breiten Leserkreis zu machen. Mein Anspruch war, dass es nicht nur für Anfänger ist, sondern dass auch Leute, die sich schon länger mit Handlettering beschäftigen. Auch für sie ist etwas Neues dabei.
Im Buch sind praktische Übungen zu finden, die für Anfänger besonders wichtig sind. Es werden grafische Grundlagen erläutert, von denen manche vielleicht noch nicht gehört haben. Es geht dann aber eben noch ein bisschen darüber hinaus, nämlich zu dem, was mein Stil ist: dass man aus Buchstaben auch Bilder formen kann. Das ist zunächst erstmal untypisch in der Handlettering-Landschaft. Doch genau das möchte ich gerne weiterverfolgen.

Janett Cernohuby
Hast du auch Ideen und Interesse ein Kinderbuch zu machen?

Julia Kerschbaumer
Total! Es kommt eigentlich umgekehrt. Ich habe Kinderbücher gemacht und wollte Kinderbücher mit Handlettering gestalten. Hierfür habe ich auch schon einiges soweit fertig, dass ich es bei Verlagen eingereicht habe. Eines davon auch im Magellan Verlag. Dort hätten sie es fast genommen, aber nur fast. Mit der Absage kam im gleichen Moment aber auch die Frage, ob ich das Handletteringbuch machen möchte.
Ich habe mit dem Buch auch meinen Illustrationsstil gefestigt und weiterentwickelt. Das Buch, das ich vorher gestaltet habe, hatte noch einen anderen Stil. Es war viel grafischer und auch mehr mit Computer gezeichnet. Für dieses Buch habe ich alles händisch gezeichnet - also nichts mit Vektoren nachgezogen. Ich denke, das ist auch mein Illustrationsstil und kommende Kinderbücher werde ich in diesem Stil gestalten.

Janett Cernohuby
In unserem Vorgespräch gerade eben hast du kurz angedeutet, dass das Buch lange gedauert hat, bis es entstanden ist?

Julia Kerschbaumer
Lange kann man so nicht sagen, es war nur sehr intensiv. Denn letztendlich war es dann doch eine recht kurze Zeit, in der es entstand. Wir haben am Anfang recht lang für alle möglichen Planungen und Klärungen mit dem Verlag gebraucht. Im Endeffekt war dann nur ein knappes halbes Jahr Zeit, um das Buch zu machen und fertigzustellen. Das war schon etwas heftig, vor allem da ich auch ein kleines Kind habe. Aber da hat mich mein Partner super unterstützt und alles ist rechtzeitig fertig geworden.

20170128 203947 Julia Kerschbaumer Handlettering Buchpraesentation 9137

20170128 203947 Julia Kerschbaumer Handlettering Buchpraesentation 9137

Janett Cernohuby
Was unterscheidet deinen Stil von dem anderer?

Julia Kerschbaumer
Mir war es sehr wichtig, die Idee dahinter zu zeigen. In vielen Handlettering-Büchern ist meiner Meinung nach die Schrift nur ein schmückendes Beiwerk. Mir geht es nicht drum, dass man schöne Buchstaben zeichnet. Mir geht es darum, dass man mit ihnen etwas ausdrückt und ich finde, mit Handlettering kann man so viel ausdrücken. Man kann im Prinzip das, was das Wort einfach sagt, auch noch mal mit der Form unterstreichen.
Man kann mit der Form spielen und was anderes mit ihr aussagen, als mit dem Text - und mit dem Text etwas anderes aussagen als mit der Form. Und man kann beides zusammenfließen lassen. Da gibt es ein paar gute Beispiele, auch im Buch, wo einfach etwas Neues entsteht.

Janett Cernohuby
Welche Tipps würdest du Anfängern mit auf den Weg geben?

Julia Kerschbaumer
Am besten sollte man sich für Schriften interessieren. Man sollte überall schauen, wofür Schriften stehen, welche Assoziationen sie wecken und dann einfach loslegen. Man sollte sich typografische Grundlagen anschauen, sich davon aber nicht entmutigen oder einsperren lassen. Vielmehr sollte man sie als Hilfestellung sehen.
Man sollte auch mit verschiedenen Werkzeugen experimentieren und den Spaß daran finden. Was für Druck kann man beispielsweise mit einem Pinsel ausüben? Es macht einfach Spaß und man sieht, wohin das dann führt.
Und mein Buch lesen. *lacht*

Janett Cernohuby
Was sind deine nächsten Pläne?

Julia Kerschbaumer
In meinem Kopf sind genügend Ideen für Bücher. Aber etwas Konkretes ist noch nicht geplant.

Janett Cernohuby
Julia, ich sage danke für das spontane Interview und wünsche viel Erfolg mit deinem Buch.

 


Fotos von Michael Seirer Photography
Buchpräsentation und Interview "Handlettering - schöne Zeichen setzen"