Max Grodénchik kennt die Erwerbsregeln

"Es ist einfacher sich für jemanden anderen einzusetzen, als für sich selbst."

Beitrag von Gabriel Zupcan | 22. November 2017

Der in New York geborene US-amerikanische Schauspieler Max Grodénchik ist einer der Lieblinge der Trekkies. Hauptsächlich ist er bekannt für seine Rolle des Rom in Star Trek – Deep Space Nine. Obwohl es nun schon 18 Jahre her ist, seit die letzte Folge gedreht wurde, trifft man Max immer noch auf verschiedenen Conventions, wo er für seine humorvolle und offene Art bekannt ist. Als wir die Chance zu einem Interview auf der VIECC 2017 mit ihm bekamen, war uns klar, dass wir diese unbedingt wahrnehmen mussten.

(COMMENT: This is the German translation of my Interview with Max Grodénchik. If you look for the original in English language, this can be found HERE)

Meine erste Frage. Du warst in 37 Folgen von Star Trek - Deep Space Nine aus insgesamt 179 …

Nur 37? I hätte gedacht es wären 39. Und alle sind wie Kinder für mich. Ich habe 37 Kinder. Ich dachte, ich hätte 39, bevor ich hierhergekommen bin.

Du hast zwei Kinder am Weg hierher verloren?

Ja.

In einigen von ihnen hast du eine größere Rolle gespielt. Die erste, die denkwürdigste darunter, war “Little Green Men”, wo du in der Vergangenheit gestrandet bist.

Eine tolle Episode. Ich muss ein bisschen vorsichtig mit dem sein was sich sage, aber diese Folge war im Endeffekt weit besser als ich zu Beginn gedacht hätte.

Diese Folge war der Wendepunkt in Roms Charakterentwicklung. Vorher war er vielleicht so etwas wie der böse Bruder.

Kürzlich gab es seine Dokumentation über DS9, mit einer Menge Interviews. Man hat mich interviewt, die Produzenten, Armin (Shimerman), Jeff(rey) Combs, Terry Farrel und viele mehr. Da habe ich erfahren, dass ursprünglich Quark, als Stammcharakter, als einfach und humorvoll angedacht war. Daher haben sie ihm einen Bruder verpasst, der ein dunklerer und ernsterer Ferengi sein sollte. Als sie uns spielen sahen, stellten sie fest, dass sie es verkehrt herum gesehen hatten. Armin war besser bei den ernsten Themen und ich war besser dabei, den leichteren Stoff zu spielen. Das ist passiert. Ich habe das bis dahin nicht gewusst. So wurde Rom der leichtere, witzigere Charakter.

Ich erinnere mich an eine der frühen Episoden. Da gibt es die Möglichkeit, dass Quark getötet wird.

Aus einer Luftschleuse geworfen zu werden, genau.

Und das Ganze endet damit, dass er überlebt und Rom darüber ziemlich enttäuscht ist. Da war schon ein etwas dunklerer Touch.

Rom entschuldigt sich dann und Quark antwortet damit, dass er niemals stolzer auf mich gewesen sei. Dass ich letztendlich doch etwas Ferengi-Instinkt hätte, um ihn loszuwerden.

Wie viel Einfluss hattest du darauf, wie dein Charakter angelegt war?

Ich glaube speziell im Fernsehen hat man extrem wenig Einfluss darauf. In Star Trek kann man keine einzige Zeile ändern. Ich mag das. Das ist Gene Roddenberrys Art den Autor wertzuschätzen. Ich war bei Proben, wo ein Autor jahrelang an einem Stoff arbeitet. Dann kommt ein berühmter Schauspieler und sagt: „Können wir diesen Dialog ändern?“ Und der Autor sagt natürlich ja. Und ich würde ihm gern sagen, nein, ändere das nicht nur weil er ein berühmter Schauspieler ist. Du hast hart daran gearbeitet.

Diese Zeile hat einen Sinn.

Genau. Den einzigen Einfluss den man hat, ich denke man schreibt für die Stärken der Schauspieler. Zuerst wird etwas geschrieben, dann sehen sie, wie man gut macht und genauso was man nicht so gut macht. Sie haben bei Armin und mir gesehen, dass er ernster war und dass ich eher für leichteren Stoff geeignet war. Aber das ist der einzige Einfluss und den kann man nicht kontrollieren. Das gute an der Sache war, wir konnten die Autoren immer anrufen und Dinge fragen. Ich erinnere mich, an einem Nachmittag mit Armin und René Echevarria über den Text und die letzte Folge von DS9 geredet zu haben, wo Rom der Große Nagus wird. Wir hatten es nicht verstanden und er erklärte uns, warum sie das für eine gute Idee hielten. Die Autoren nahmen sich immer die Zeit, wenn wir fragen hatten. Unsere Skriptkoordinatorin rief sie für uns an und holten uns dann ans Telefon um unsere Fragen zu stellen. Darin waren sie sehr, sehr gut. Durch diese Möglichkeit konnte ich lernen, meine Rolle besser auszufüllen.

Das war nötig, weil Rom diese große Veränderung in der siebten Staffel durchmachte. Da wurde er von einem lustigen Nebencharakter zu einer wichtigen Person. Er wurde Ingenieur.

Er wurde jemand, nachdem er vorher immer im Schatten seines Bruders gestanden hatte. Er konnte (seinen Sohn) Nog nicht unter Kontrolle halten. Keiko (O’Brian) wollte, dass Nog zur Schule geht und Rom sagte ihr, dass Ferengi das nicht taten. Kinder würden auf den Markt geworfen und mussten dort für sich selbst kämpfen. Am Ende der Folge sieht man, wie Rom Nog in die Schule wirft – dort werden Jake und Nog dann gute Freunde. Rom tut das, um seinen Sohn aus der Schusslinie zu behalten, nicht um Bildung zu erhalten. Aber dann will Nog in die Sternenflotte eintreten.
Es ist einfacher sich für jemanden anderen einzusetzen, als für sich selbst. Besonders wenn es um Kinder geht. Da ist Rom plötzlich in der Lage gegen Quark aufzubegehren. In Facets, einer Dax-Episode, macht Nog den Aufnahmetest und scheitert. Dann findet Rom heraus, dass Quark den Test sabotiert hat, damit Nog nicht in die Sternenflotte kommt. Rom wartet auf Quark in einem Gang und sagt zu ihm: „Ich weiß was du getan hast. Wenn du meinen Sohn nochmals verletzt, werde ich die Bar niederbrennen.“ Und er wirft ihn gegen die Wand. Das hat sich wirklich gut angefühlt.

Du hast schon festgestellt, Rom ist der Große Nagus geworden. Aber du hast noch einen anderen Charakter gespielt. Das war der erste Große Nagus.

Genau, Nagus Gint.

Das war eine Traumsequenz, wenn ich mich richtig erinnere.

Ja, genau. Und eine Menge Make-Up. Das einzige was mich gerettet hat, war, ich wusste wir würden das nie wieder tun. Und ich war froh, weil ich die Chance bekam mal etwas anderes auszuprobieren.

Es ist lustig, dass Gint von dir gespielt wurde, besonders da Quark sich Gint wie dich vorgestellt hat, insbesondere da Rom kein typischer Ferengi ist. Vielleicht war das prophetisch!

Das war es tatsächlich. Denn ich habe gehört, dass er der Große Nagus geworden ist, weil einer der Produzenten von Paramount die Folge mit seinen Kindern gesehen hat, sie mochte und dann bei einem Anruf dem Team seine Ideen mitgeteilt hat. Und eine davon war, dass Rom der Große Nagus werden sollte.

Neben Star Trek hast du mehrere andere Verbindungen mit Österreich. (Anmerkung: Max ist mit einer Österreicherin verheiratet) Eine davon haben wir hier auf der ComicCon kennengelernt. Vor zwei Jahren sprachen wir mit den Machern der „Wienerland“-Serie. Wie bist du dazu gekommen?

Wie bin ich dazu gekommen? Ich erinnere mich wirklich nicht. Vielleicht durch Johannes Grenzfurthner, der ist ein Filmemacher. Der Pilot lief hier auf der ComicCon. Und ich weiß nicht genau was passiert ist. Sie haben Geld von einigen Amerikanern abgelehnt, habe ich gehört. Ehrbare klingonenartige Österreicher. Aber ich versuche mich zu erinnern, wie wir miteinander in Berührung gekommen sind. Kommen wir später darauf zurück.

Auf Netflix ist Discovery angelaufen.

Star Trek Disovery, mit Jason (Isaacs).

Hast du dir die neue Serie angesehen?

Ich habe mir jede Folge angeschaut. Und ich habe Jason gesagt, ich glaube sie entwicken sich in die richtige Richtung. Natürlich war ich gern ein Ferengi. Aber die Fans werden entscheiden. Ich finde es toll. Und ich mag Michael sehr gerne, eine starke Frau!

Eine letzte Frage. Ich habe gehört, du bist ein Experte für die Erwerbsregeln. Hast du eine Erwerbsregel für den heutigen Tag für uns?

Meine absolute Lieblingserwerbsregel ist die Nummer 48.

...

Möchtet ihr, dass ich sie euch sage?

Wir sind keine Ferengi!

Umso größer das Lächeln, umso schärfer das Messer.

Oh, dann werden wir hier besser aufpassen.

Und 59 ist, glaube ich. „Es schadet nie, sich beim Chef einzuschleimen.“ (Tatsächlich ist es #33)

Vielen Dank für deine Zeit.

Ich habe zu danken!

Fotos von Michael Seirer Photography
Max Grodénchik kennt die Erwerbsregeln