Christoph Hardebusch über Piraten und andere Abenteuer

Beitrag von Stefan Cernohuby | 15. Dezember 2010

Schon seit Jahren ist die Riege der deutschen Fantasyautoren im Wachstum begriffen. Doch während es einige Schriftstellern bei einem einzelnen Roman belassen, kann Christoph Hardebusch mittlerweile als Wiederholungstäter bezeichnet werden. Denn die beiden im August und Oktober erschienenen Romane „Jenseits der Drachenküste“ und „Missing in Action“ stellen bereits die Romane Nummer acht und neun dar, die sich einer breiten Leserschaft präsentierten. Da wir beide Werke rezensiert haben und sie auch im Rahmen eines Gewinnspiels verlosen, haben wir Christoph Hardebusch um ein Interview gebeten. Eine Bitte, der er gerne nachgekommen ist.

Christoph Hardebusch (c)Janetts Meinung: Nachdem die Fatasyliteratur in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum immer salonfähiger geworden ist und du schon mit „Die Trolle“ erfolgreich warst, hat dir das die Möglichkeit eröffnet, mit „Sturmwelten“ deine eigenen Ideen umzusetzen. Ist dieser Erfolg aus deiner Sicht sehr schnell gekommen oder war das Teil eines längeren Prozesses

Christoph Hardebusch:
Für mich kam das alles sehr überraschend. Ich habe vor 5 Jahren nicht damit gerechnet, dass ich heute Vollzeit-Autor sein würde. Das hängt aber ursächlich mit dem Erfolg der Troll-Bücher zusammen, der mir die Freiheit gegeben hat, mich einerseits ganz dem Schreiben zu widmen, andererseits aber auch die Stoffe zu bearbeiten, die mich besonders interessieren.

JM: Nachdem alle deine bisherigen Romane aus Perspektive des Leser problemlos dem Bereich Fantasy/Phantastik zuzuordnen waren, hast du in „Justifiers - Missing in Action“ erstmals einen Ausflug in eine ferne Zukunft unternommen. Was war das für eine Erfahrung?

CH: Eine gute … immerhin kam mein Einstieg als Leser in die phantastischen Genres auch über die SF. Leider hat es Science Fiction derzeit relativ schwer am Buchmarkt, auch wenn das Genre in anderen Medien durchaus präsent und erfolgreich ist. Deshalb freut es mich umso mehr, dass Markus Heitz und der Heyne Verlag mit Justifiers eine Möglichkeit eröffnet haben.

JM:
Da es sich bei „Missing in Action“ um ein eigenes Universum handelt, das von Markus Heitz entworfen wurde, stellen sich für uns zwei Fragen. Wird es weitere Romane im „Justifiers“-Universum geben? Kannst du dir darüber hinaus vorstellen, auch in anderen existierenden Welten Romane beizusteuern?

CH: Es wird weitere Justifiers-Romane geben, allerdings von anderen Autoren. Erst einmal sind sechs Romane geplant, die alle von namhaften Autoren geschrieben werden. Als nächstes kommen Lena Falkenhagen und Thomas Finn. Von mir wird es erst einmal keine weitere Justifiers-Romane mehr geben; es gibt genug Autoren, die innerhalb der Serie schreiben möchten, und ich hatte meinen Platz ja schon.
Die Zusammenarbeit mit Markus Heitz war sehr fruchtbar, und ich kann mir generell schon vorstellen, bei ähnlichen Projekten auch in Zukunft mitzumachen. Aber der Weltenbau ist ein Teil des Schreibprozesses, der mir besonderen Spaß bereitet, und für die nächste Zeit werde ich wohl meine eigenen Welten und Universen entwickeln.

JM:
Autoren haben meist eine eigene Beziehung zu ihren Charakteren, die sich manchmal etwas anders entwickeln, als ursprünglich angedacht. Ist dir schon einmal ein Charakter auf der Nase herumgetanzt, beziehungsweise hast du eine besondere Zu- oder Abneigung für einen der Charaktere in deinem neuen Roman?

CH: Im Großen und Ganzen verhalten sich meine Charaktere so, wie ich es von ihnen erwarte. Der einzige Punkt, in dem sich manchmal größere Änderungen einschleichen ist die Größe der Rolle. Es kann geschehen, dass Nebencharaktere sich im Laufe der Zeit als wichtiger oder unwichtiger entpuppen, als ich vorab geplant hatte.
Als Autor habe ich eine Bindung zu allen Charakteren, sonst würde ich gar nicht über sie schreiben. Aber es fällt mir schwer, das in Zu- oder Abneigungen einzuordnen. Schlimmer als Abneigung wäre es, wenn ich eine Figur uninteressant finde.

JM: Obwohl du als Schriftsteller bereits einiges erreicht hast, arbeitest du immer wieder an Anthologien von kleineren Verlagen mit. Was reizt dich an derartigen Projekten?

CH: Für mich sind Anthologien eine Spielwiese. Bei Kurzgeschichten kann ich Fingerübung betreiben, oder einfach mal eine Idee ausprobieren, bei der ich nicht sicher bin, ob sie tatsächlich trägt. Den Luxus erlaube ich mir bei längeren Texten nicht.
Außerdem ist mir wichtig, dass Anthologien erhalten bleiben. Größere Verlage kümmern sich nur selten um die Literaturform der Kurzgeschichte. Dabei ist es für viele Autorinnen der erste Schritt in die Welt des Schreibens, und über Anthologien auch die ersten Veröffentlichungen. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass Anthologien weiterhin gemacht werden.

JM: Die Werke welcher Autoren hast du in deiner Jugend gelesen, die in dir schließlich den Wunsch geweckt haben, selbst zu schreiben? Egal ob in positiver oder negativer Hinsicht.

CH: Das kann ich gar nicht so festmachen. Als ich mit dem Schreiben anfing, war das nicht mit Blick auf Bücher oder Veröffentlichungen, sondern tatsächlich im sprichwörtlichen stillen Kämmerlein für mich. Ich habe schon immer relativ viel gelesen, und ich denke schon, dass die schriftstellerischen Heroen meiner Kindheit und Jugend mich in dieser Richtung beeinflusst haben, aber es fällt mir schwer, da einzelne Werke hervorzuheben.

JM: Was ist dein persönlicher Lieblingsroman?

CH: Das ist eine Frage, die ich stets als unfair empfinde, da es viele gute Bücher gibt, einige großartige und zwar wenige, aber doch genug so phantastische, dass ich nicht guten Gewissens eines davon wählen kann.

JM:
Welches deiner Werke würdest du potenziellen Lesern besonders ans Herz legen und wie würdest du das tun?

CH: Bei einem Einzelwerk würde ich „Die Werwölfe“ nehmen, bei einer Reihe die Sturmwelten-Trilogie. Eigenwerbung fällt mir schwer, aber ich glaube, dass alles vier Bücher sind, die zu lesen lohnt.

JM: Was sind deine nächsten Pläne oder Projekte?

CH: Als nächstes begebe ich mich zurück zur Fantasy. Nach SF, düsterer Phantastik und nautischer Fantasy wird es ein klassischerer Stoff sein. Noch kann ich nicht allzu viel verraten, aber man kann im Herbst/Winter 2011 damit rechnen.
Ich bedanke mich für das Interview!

Christoph Hardebusch über Piraten und andere Abenteuer