111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben

von Friedhelm Weidelich
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. November 2015

111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben

Es gibt Leute, die schwärmen für schnelle Autos. Andere bevorzugen Segelschiffe oder verschiedene Flugzeugtypen. Warum sollte es also eine Überraschung sein, dass es unter den etwas nostalgischeren Menschen auch viele Fans der Eisenbahn gibt. Eine Liebe, die man in vielerlei Hinsicht ausleben kann, wie einem Friedhelm Weidelich näherbringen möchte. Denn laut ihm gibt es (zumindest) „111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben“.

„Sind Sie Eisenbahnfreund?“ lautet die erste Frage im Vorwort. Das ist etwas, das sich bei manchem Leser erst über die 111 Kurzkapitel herauskristallisiert. Denn es geht quer durch die Thematik. Die Emotionen, die eine Eisenbahn weckt, die technologische Komponente – unabhängig des Jahres, in dem die betreffende Bahn konstruiert wurde.
Aber man kann mit Eisenbahnen auch viel unternehmen. Man kann seine Sammelleidenschaft ausleben, mit historischen Bahnen fahren, gemeinsam mit Modellen spielen und sich auch als Fotograf seltener Exemplare in Aktion versuchen.
Doch auch die Geschichte der Eisenbahn ist spannend. Nicht nur all jener Fortschritt, der direkt oder indirekt durch das einmalige Transportmittel ermöglicht wurde, auch spezielle Ausprägungen wie Zahnradbahnen, der Bau von Tunneln und der Beginn des Mobilfunks hat etwas mit der Bahn zu tun.
Der technologische Fortschritt in der Entwicklung unterschiedlicher Bahnmodelle lässt ebenso wenig kalt, wie die Besonderheiten verschiedener Eisenbahngrößen, der wirtschaftliche Nutzen von Gleisanschlüssen und großschnauzigen Hochgeschwindigkeitszügen. Und ja, man kann mit einer Bahn auch reisen.
Etwas expliziter wird das Interesse dann, wenn es um Modellbau geht – hier gibt es eine Menge wissenswertes für Quereinsteiger. Abschließend wird auf die Rolle der Bahn in Literatur, Film und Musik eingegangen, bevor das 111. Kapitel, das numerisch identisch mit der Bezeichnung einer speziellen Lokomotivtype ist, das Buch abschließt.

Für einen wahren Eisenbahnfan gibt es bestimmt weit mehr als 111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben, das ist etwas, das der Autor schnell klarstellt. Jedoch wirklich interessant am Buch sind die völlig unterschiedlichen Arten, das Thema zu betrachten. Sowohl historische Fakten, Kuriositäten, Persönlichkeiten, technische Errungenschaften, Wortspiele…
Alles dreht sich irgendwie (ob jetzt mit näherem oder weiterem Bezug) um das Thema Eisenbahn, sowie die Menschen die mit ihr zu tun haben. Das macht das Buch selbst für nicht eingefleischte Liebhaber interessant, weil auch viele Aspekte enthalten sind, über die man sich in der Regel einfach keine Gedanken macht. Die Eisenbahn ist da, war schon immer da und wird noch lange nach uns da sein – das stimmt zwar, trotzdem gibt es eine ganze Menge interessanten Wissens, das man sich aneignen kann. Das vorliegende Buch, auch wenn es vielleicht eher als Liebeserklärung gedacht ist, kann dazu einen Gutteil beisteuern. Somit ist „111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben“ sicherlich ein schönes Geschenk für einen wahren Eisenbahnliebhaber, aber genauso interessante Lektüre für andere, welche die Faszination des Themas bisher noch nicht verstanden haben. Und auch die Gruppe dazwischen, die ein gewisses Interesse an der Eisenbahn hat, dieses aber bisher noch nicht zur Leidenschaft gepflegt hat, kann viel interessantes Wissen aus dem Werk gewinnen.

„111 Gründe, die Eisenbahn zu lieben“ von Friedhelm Weidelich ist zwar einerseits ein Buch für die Zielgruppen verschiedener Ausprägungen der Liebe für die bekannten Schienenfahrzeuge, jedoch auch interessantes Einstiegsmaterial in die vielseitige Geschichte und Technik der Eisenbahn. Auch die der Bereich Modellbau wird angerissen, was einem zahlreiche Perspektiven zu einem Thema eröffnen kann, zu dem man vorher vielleicht noch gar keinen Zugang hatte. Lokführer oder Zugführer? Egal, auch wir sind Eisenbahnfreunde.

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