Vikings

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Es gibt viele unterschiedene Möglichkeiten, sich mit vergangenen und beinah vergessenen Kulturen auseinanderzusetzen. Eine fiktive Fernsehserie mag vielleicht historisch gesehen nicht die authentischste Quelle sein, aber Interesse wecken. Der Wunsch nach weiterem Hintergrundwissen kann im Fall der Fernsehserie „Vikings“, die sich, wie der Name sagt, um Wikinger dreht, durch ein Werk erfüllt werden, das Fernsehserie und Geschichte gegenüberstellt. „The World of Vikings“ ist hierzulande im Zauberfeder Verlag erschienen.

Die Wikinger besaßen eine Kultur, von der man heute nur sehr wenig weiß. Einerseits, weil sie selbst kaum Aufzeichnungen hierließen, andererseits, weil die ihnen überfallenen Völker sie nicht unbedingt im besten Licht erschienen ließen. Die Serie „Vikings“ musste dem Rechnung tragen, stützte sich also auf das fragmentarisch vorhandene Wissen und erfand den Rest dazu. Das Ergebnis war eine Vermengung von legendären Heldengestalten, tatsächlich überlieferten historischen Persönlichkeiten und einer, gelinde gesagt, kreativen Interpretation zeitlicher Abläufe.
Das vorliegende Werk versucht nun historische Quellen zu benennen, die Hintergründe von Charakteren zu erläutern und sie dem geschichtlichen Kontext gegenüberzustellen.
Begonnen wird mit der Heimat der Wikinger, ihrem Lebenswandel und auch dem Protagonisten der Reihe, Ragnar Lothbrok, der einerseits eine historische Gestalt, andererseits ein legendärer Held ist. Auch die Sichtweise des Schauspielers, des Regisseurs und Statements anderer Beteiligter werden eingeholt – wie in allen Kapiteln.
Die Gestaltung eines Wikingerhofs und der Kleidung der Protagonisten sind ebenso ein Thema, wie auch die Rolle der Frau in Krieg und Familie.
Die nordischen Götter sind genauso ein Teil des Buchs, wie auch die Charaktere, die sich zum Teil auf sie beziehen, zum Teil mit ihnen beschäftigen. Besonders Floki ist mehr als nur eine Anspielung auf Loki, den wohl wandelbarsten Gott Asgards. Das Buch arbeitet der Reihe nach historische Bezüge der Charaktere auf, widmet sich Sagenwelt, Schiffsbau und Navigation und zeigt dabei gleichermaßen Skizzen wie Fotos aus dem Film. Dabei nimmt der Band Bezug auf Folgen der ersten drei Staffeln der Serie „Vikings“.

Wie Autor Michael Hirst, der im Buch immer wieder zu Wort kommt, schon zu Beginn klarstellt, ist die Serie ein Schauspiel, keine korrekte Darstellung historischer Fakten. Dennoch hat die Reihe viel Interesse an den Wikingern geweckt. Sogar die Schauspieler, Drehbuchautoren und Kostümdesigner begaben sich auf Quellensuche, um sich so nah wie möglich an der Realität zu halten und trotzdem eine spannende Geschichte zu erzählen. Das spiegelt auch das Buch wider, in dem man zwar einerseits feststellen muss, dass zum Teil etliche Jahrhunderte für die Serie stark komprimiert und auch Verwandtschaftsverhältnisse stark vereinfacht wurden, man aber dennoch auf eine große Zahl an historischer Persönlichkeiten stößt, wenn man die Reihe sieht. Illustrationen, Skizzen und zusammengefasste Hintergrundinformationen stellen Geschichte und Fiktionen gekonnt gegenüber und motivieren den Leser weiter, sich mit einschlägigeren Wissensquellen einzudecken. Man sollte jedoch zumindest die ersten drei Staffeln von „Vikings“ gesehen haben, um sich selbst keine Überraschungen vorwegzunehmen.
Das Buch stellt darüber hinaus einen tollen Einstieg für die Suche nach mehr Wissen über ein Volk, von dem es wenige Aufzeichnungen gibt, dar. Sich mit Geschichte und Geschichten zu befassen und diese kritisch zu hinterfragen, ist nie ein Fehler, weshalb wir das formschöne Werk definitiv empfehlen können. Für Fans ist es sicherlich auch ein tolles Geschenk, denn sowohl Bindung als auch Design, Illustrationen und Fotos können sich sehen lassen.