Lasst uns eine Geschichte erfinden


Storytelling mit der ganzen Familie
von Petra Bartoli y Eckert, Michael Fenske
Rezension von Janett Cernohuby | 14. Mai 2018

Lasst uns eine Geschichte erfinden

Das Erzählen von Geschichten hat eine lange Tradition. Geschichten unterhalten und sorgen für Momente der Gemeinsamkeit, sie vermitteln Botschaften, Lebensweisheiten und Wissen. Früher, als nur wenige Menschen Lesen und Schreiben konnten, wurden Geschichten mündlich erzählt und weitergegeben. Heute können wir zwar alle lesen und haben Zugang zu vielen Büchern, dennoch ist das freie Erzählen etwas ganz besonderes, was in vielen Familien stattfindet und gepflegt werden sollte. Aber wie erzählt man eine Geschichte? Petra Bartoly y Eckert und Michael Fenske geben in ihrem Buch "Lasst uns eine Geschichte erfinden" viele nützliche und hilfreiche Tipps hierzu.

Geschichten kann man immer erzählen

Vor allem Kinder lieben Geschichten. Nicht nur, weil diese sie mit auf Reisen nehmen, ihre Fantasie anregen und von fantastischen Begegnungen berichten. Nein, das Erzählen von Geschichten schafft wunderbare Momente der Gemeinsamkeit, Verbundenheit und Nähe. Bekommen Kinder Geschichten erzählt, formen sich in ihrem Kopf Bilder. Obendrein regt es sie ebenfalls an, kreativ zu werden und die Erzählung weiterzuspinnen. Denn auch sie haben etwas zu erzählen und manchmal auch ihre eigene Idee, wie eine Geschichte weitergehen kann.
Doch wenn man selbst noch nie frei erzählt hat, wie fängt man an? Woher nimmt man Ideen, Figuren und Kulissen für seine Erzählung? Wann ist der richtige Moment und wie komplex muss eine solche spontan erzählte Geschichte sein? Was tun, wenn das Kind sie einige Tage später noch einmal erzählt haben möchte, man selbst aber vieles vergessen hat?
Auf diese und zahlreiche weitere Fragen geben die Autoren in diesem Buch viele Tipps und Anregungen.

Vielfältige Anregungen und Aspekte

Berührungsängste braucht man bei diesem Thema absolut nicht zu verspüren. Das machen die Autoren bereits im ersten Kapitel deutlich. Hier gehen sie auf das Erzählen grundsätzlich ein, helfen bei den ersten Schritten und geben Tipps, wie man seine Geschichten aufbaut. In weiteren Kapiteln wird behandelt, wie man gemeinsam erzählt, welche Bedeutungen Wiederholungen haben und natürlich wie man ein gutes Ende aufbaut. Nicht nur technische Aspekte werden angesprochen, auch auf die Inhalte von Geschichten gehen die Autoren ein. Sie betrachten zahlreichen Themengebiete zu denen man Geschichten für Kinder erfinden kann. Egal ob fantastische, gruslige, alltägliche, traditionelle, philosophische Themen oder die eigene Familiengeschichte - wirklich alles kann zu Geschichten verpackt werden.
Das Buch überzeugt auf der ganzen Linie. Es liest sich sehr flüssig, wodurch natürlich auch die Inhalte in Erinnerung bleiben. Dank des sehr gut aufgebauten Inhaltsverzeichnisses findet man spezielle Themen und Kapitel sehr schnell wieder. Die einzelnen Kapitel sind immer gleich aufgebaut. Sie enthalten vielfältige Anregungen und präsentieren sich wie fachliche Leitfäden, in denen aber nicht nur Techniken und Herangehensweisen erklärt werden, sondern auch welchen Nutzen das alles für Kinder hat. Das Buch ermutigt, selbst mit dem Geschichtenerzählen zu beginnen und spätestens wenn nach der Lektüre des Buchs die erste Frage zu einer bestimmen Familiensituation gestellt wird - etwa die Namenswahl des Kindes - sagt man nicht mehr nüchtern "weil uns der Name gefallen hat" sondern beginnt diese Tatsache spannend auszuschmücken.
Die Kapitel sind in zwei Teile aufgebaut. Im ersten wird der fachliche Teil erzählt, der zweite Teil enthält eine Beispielgeschichte und endet mit einem kleinen Kreativteil. In diesem werden die Erzähler mit kleinen Aufgaben motiviert und es wird ihnen gezeigt, wie einfach es sein kann, eine eigene Geschichte zu finden.
Hat man das Buch ausgelesen, wird man mit Freude beginnen, seinem Kind die ersten Geschichten frei zu erzählen. Nachmittags im Park, auf dem Balkon oder während der Fahrt im Bus vom Kindergarten nach Hause. Dabei spürt man, dass man keine Hemmungen mehr hat. Denn die hat man während der bewussten Lektüre dieses Buchs verloren.

"Lasst uns eine Geschichte erfinden" ist eine Einladung an alle Familien, sich mit den eigenen Kindern zusammenzusetzen und ohne Bilderbuchvorlage eine eigene Geschichte zu erzählen. Wer anfangs Bedenken hat, findet in diesem Buch viele hilfreiche Tipps, Anregungen und Hintergrundwissen. So wird selbst dem vermeintlich unkreativen Elternteil plötzlich die eine oder andere Erzählung einfallen.

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