Manche Leute meinen ja, anzugeben sei einfach. Aber in Wahrheit muss man sich wirklich gut in einem Fachgebiet auskennen, um auch als überzeugender Angeber durchzugehen. Aber wenn es um tote Sprachen und im Speziellen Latein geht, sind die meisten Leute nicht so sattelfest. Aus diesem und zweifellos auch anderen Gründen ist von Gerald Drews das Buch "Latein für Angeber" im Bassermann-Verlag erschienen. Hiermit sollte man den Nebenberuf des Angebers professionell in Angriff nehmen können.
Mit zwölf Kapiteln wird die ehemalige Weltsprache Latein auf das reduziert, was man zum Angeben benötigt. Die Themen die behandelt werden - beziehungsweise für welche Lateinische Phrasen und Wortkombinationen herangezogen werden -, sind Liebe, Familie, Sport, Geschmack, Schule, Behörden und Beamte, Politikern, der Kirche, allgemeinen Lebensweisheiten und Sprichwörter. Und zu all dem, was gesagt wird, werden glücklicherweise auch Quellen angegeben, oder besser, wer angeblich für welches Zitat verantwortlich war. Denn schließlich sind die Lateiner schon relativ lange nicht mehr ansprechbar.
Ob man nun kurze und prägnante Statements oder doch vielmehr ganze Sätze zu den unterschiedlichen Gebieten bevorzugt, beide sind in diesem Band enthalten. Ob man nun weise Ratschläge zum Thema Liebe erteilen, Bundesliga-Spieler zur totalen Ausrottung der gegnerischen Angreifer animieren oder Schüler vom Beschmieren der Tafel abhalten will, hier findet man die passenden Aussagen. Selbst vor dem Kirchenoberhaupt seiner Wahl kann man mit schlauen und frommen Sprüchen auftrumpfen. Aber auch altbekanntes und längst vergessenes, wie Ciceros oder Cäsars Zitate findet man in diesem Buch. Damit man aber auch selbige in Zusammenhang mit ihrer Zeit bringen kann, werden Kürzestbiografien mitgeliefert, um einem die Verdienste des jeweilig Zitierten - nicht nur im Bezug auf die Lateinische Sprache - näherzubringen.
Grundsätzlich ist das Buch eine witzige Idee, auch wenn der Autor, wie selbst im Vorwort zugegeben, im schulischen Latein ziemlich negativ abgeschnitten hat. Tatsächlich sind einige Inhalte auch wirklich gut verwendbar, einprägsam und klingen (sofern richtig ausgesprochen) auch einigermaßen beeindruckend. Jedoch sind sehr viele Beispiele tatsächlich nur einzelne Wörter oder Wortkombinationen mit zwei Wörtern. Ob jetzt In Salvo" oder "Sanctum Officium", mit keiner der beiden Worterklärungen wird man ohne Zusammenhang viel anfangen können. Zudem sind einige Phrasen mehrfach im Buch enthalten, jedoch anders geschrieben und mit nur minimal abweichender Erklärung. So richtig viele bekannte Zitate sind auch nicht enthalten.
Daher erhält man mit "Latein für Angeber" keinen wirklichen Latein-Schmöker für Angeber, sondern eher nur eine witzige Geschenkidee. Denn dafür sind die enthaltenen Sprüche allemal gut. Richtig eingeprägt und bei der richtigen Gelegenheit platziert, können sie sowohl zu einem Aha-Effekt, als auch richtiger Abneigung von Seiten des Gesprächpartners führen. Und das ist schließlich genau das, was man als Angeber bezweckt. Somit kann das Werk all jenen empfohlen werden, die Latein nicht zu ernst nehmen und den Inhalt des vorliegenden Bandes nur als Gag werten wollen. Dann ist man sicherlich nicht falsch beraten.
"Latein für Angeber" von Gerald Drews ist sicherlich kein Werk, mit dem man tatsächlich zu jemandem werden kann, der mit lateinischen Zitaten nur so um sich wirft. Trotzdem kann das Buch, das im Bassermann-Verlag erschienen ist, als Geschenk gute Dienste erweisen. Denn für Unterhaltung und ein paar schicksalsschwere Aussagen kann es in jedem Fall verwendet werden.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2004
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Umfang:190 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783809416258
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Preis (D):4,95 €