Märchenhafte Kraftplätze


Wandern im Waldviertel
von Nina Stögmüller, Robert Versic
Rezension von Manfred Weiss | 24. September 2020

Märchenhafte Kraftplätze

Wandern und Spazieren haben immer Saison. Besonders der Herbst mit seiner Farbenvielfalt, Morgennebeln und Mittagssonne lädt dazu ein. Die Möglichkeiten sind zahllos. Was also besser als wandernd vertraute Plätze aufzusuchen oder neue Gegenden zu erleben und dabei die heilende Kraft der Wälder und der Natur immer neu zu erleben?

“Märchenhafte Kraftplätze - Wandern im Waldviertel” von Nina Stögmüller und Robert Versic ist zuerst mal ein Wanderführer mit fünfundzwanzig Wanderungen im Waldviertel, gegliedert nach sechs Bezirken. Die Wanderungen sind jeweils mit einer kleinen Übersichtskarte und einem Höhenprofil illustriert. Einleitend gibt es eine kurz beschriebene Charakteristik zur jeweiligen Route und dann eine Übersichtstafel, mit allen Details zu Weglänge, Höhenmetern, Wegmarkierung, Anreise und weiteren praktischen Informationen.
Neben der Beschreibung der Wanderdetails ist jede Wanderung noch um sogenannte Kraftplatzerfahrungen ergänzt. Kurze Reflexionen zu besonderen Orten der jeweiligen Wanderung, angereichert mit geschichtlichen Details, aber auch Stoff aus Sagen und Mythen zu den Orten. Ergänzt wird das alles fallweise auch noch mit kurzen Geschichten zu einzelnen Orten und Wanderungen.

Wackelstein und Predigtstuhl

Die vorgestellten Wanderungen sind praxisgerecht und detailliert beschrieben. Wenn in der Einleitung erwähnt wird, dass eine Anreise in der Regel auch öffentlich möglich ist, wird in der Beschreibung immer auch eine Anreise mit dem Auto abgestellt. Das hat dann aber letztlich den praktischen Vorteil, dass jeweils auch Parkmöglichkeiten angeführt sind. Damit beugt man dem bekannten Problem vor, das viele Wanderer aus eigener Erfahrung kennen, dass, am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen die Leichtigkeit des Wanderns schon getrübt wird, indem man nur schwer einen Platz zum Abstellen des Autos findet.
Alle Wanderungen sind mit schönen und eindrucksvollen Fotos illustriert. Wobei vor allem die Bilder der diversen Steinformationen auffallen, die, aufgenommen jeweils bei großartigem Licht, ein sehr stimmiges Bild vermitteln und auch gleich den passenden Übergang zu den Kraftplatzbeschreibungen, Märchen und Sagen bilden. Die jahreszeitliche Durchmischung der Bilder ist gleichzeitig auch Beleg für die Alljahrestauglichkeit der ausgewählten Strecken.
Aufklappbar in den Einband integriert findet sich eine Übersichtskarte, die darstellt wo sich die einzelnen Wanderungen regional jeweils befinden. Allerdings so, dass man die darunter liegenden Namen der Orte teilweise nicht oder nicht mehr vollständig lesen kann, was sich im Praxistest manchmal als teilweise störend erwies.

Erleben und Wahrnehmen

Die Kraftplatzerfahrungen, die die Wanderungen abrunden, werden für manche Wanderinnen und Wanderer nur Beiwerk sein, für andere vielleicht das Zentrum des Buches. Man kann sie aber in jedem Fall als Anleitung sehen, beim Wandern nicht nur Weg und Leistung im Zentrum zu haben oder bloß von außen auf Natur und Objekte zu blicken, sondern auch ein wenig Innezuhalten und das Erleben in den Vordergrund zu stellen. Insofern ist auch die Anregung gut, der Wanderausrüstung noch Block und Schreibgerät beizufügen. So kann man neben dem bildlichen Festhalten der Eindrücke mit Smartphone oder Kamera auch kurz schriftlich festhalten, was einem auf den Wanderungen in den Sinn kommt.

“Märchenhafte Kraftplätze - Wandern im Waldviertel” ist ein Buch für Freunde des gemütlichen und besinnlichen Wanderns. Hier geht es nicht um Höchstleistungen und Schwierigkeitsgrade, sondern mehr um das Staunen in der Natur und das Genießen der Stille abseits vielbegangener Wege. Nebenbei lädt es ein und regt es an, sich über das Sehen hinaus mit dem Erleben zu beschäftigen.

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