Man bringe den Spritzwein!


Die legendärsten Sprüche von Michael Häupl
von Peter Ahorner (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Oktober 2018

Man bringe den Spritzwein!

In Gesellschaft und Politik gibt es sehr unterschiedliche Zeitgenossen. Manche fallen durch kühle Überlegungen oder durch Schweigen und Slim-Fit-Anzüge auf. Andere sind volksnäher und immer für markige Sprüche gut. Einer der Langzeit-Politiker, der stets durch Volksnähe und kernige Aussagen auffällt, ist der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupel. Mit „Man bringe den Spritzwein! Die legendärsten Sprüche von Michael Häupl“ hat Peter Ahorner jetzt eine Zusammenfassung mehr oder weniger gelungener Weisheiten veröffentlicht.

Michael Häupel selbst eröffnet in seinem Vorwort, dass nicht alle seine Aussagen stets wohlüberlegt waren, einige aus dem Affekt und Momentum heraus entstanden und niemals dazu gedacht waren, jemanden zu verletzen. Tatsächlich waren sie oft dazu geeignet, andere nachträglich zu belustigen.
Nach einer kurzen Zusammenfassung von Häupls Werdegang als Doktor der Biologie über den Umweltstadtrat von Wien bis hin zum Bürgermeister, der er dann 24 Jahre bleiben sollte, geht es erst richtig zur Sache.
Zuerst findet man Zitate von Häupl über Häupl, von denen die Aussage, dass er sein eigener Nachfolger sei, vermutlich am besten ist.
In seinen Äußerungen über seine eigene Partei finden sich dagegen mehrere Perlen, wo er mitunter Volksnähe, Dialekt und Intellektualität unter einen Hut bringt.
Über die Politik hat er ebenfalls zahlreiche markige Sprüche vorzuweisen. „Ich bin Bürgermeister, nicht Gott“, „Man bringe den Spritzwein!“ oder „Niemand ist gestürzt worden. Sie sehen mich in aller Pracht und Herrlichkeit.“ sind nur einige der Beispiele – stets mit dem kurz zusammengefassten Kontext, in dem die Sätze ausgesprochen wurden. Auch über Wahlkampf, Wien sowie Philosophie und Kultur gibt es Statements, bei denen manche für Unruhe gesorgt haben – unter anderem jenes, das sich um die Arbeitseinstellung von Lehrern und Dienstagnachmittagen dreht.

Man kann sich, gerade angesichts unterschiedlicher politischer Auffassungen, oft über die Authentizität von politischen Amtsträgern streiten. Über die Tatsache, dass Michael Häupl jedoch immer das gemeint hat, was er gesagt hat und dabei definitiv kein Blatt vor den Mund genommen hat, waren sich die meisten Österreicher einig. Und das kann man im vorliegenden Büchlein nachlesen. Denn hier hat jeder seine „Watschn“ abbekommen. Politische Gegner, Genossen, Wähler, Nichtwähler und (Häupls Meinung nach) Falschwähler. Dass er selbst das Buch einleitet zeigt, dass er zu dem steht, was er gesagt hat – was auch nicht unbedingt bei allen Politikern der Fall ist. Und ein Zitat kann man vermutlich auch nur abnicken, nämlich dass die Zeit der unterhaltsamen Politiker – er bezeichnet sie selbst als Entertainer – wohl langsam zu Ende geht. Kalkuliertes Management sei die Zukunft. Das war eine gewissermaßen selbsterfüllende Prophezeiung. Wer also gerne noch einmal über die Sprüche des Ex-Bürgermeisters von Wien schmunzeln möchte und sich dabei fragen, was die nächsten Jahre wohl bringen, hat hier die Chance.

„Man bringe den Spritzwein! Die legendärsten Sprüche von Michael Häupel“ sind jetzt keine allzu ausführliche Lektüre, aber amüsante Statements des Wiener Ex-Bürgermeisters, der nie um kernige Aussagen verlegen war. Selbst wenn man nicht die gleichen politischen Ansichten wie er hat, kann man sich dem Werk widmen, denn hier bekommen alle rundum ihre verbale Watschn.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Humor:

Könnte Ihnen auch gefallen: