Maps!


Pläne, Karten, Skizzen gestalten und von Hand zeichnen
von Helen Cann
Rezension von Elisabeth Binder | 03. November 2017

Maps!

Eigentlich war es ein Zufall, dass die britische Künstlerin und Buchillustratorin Helen Cann ihre Liebe zu historischen Landkarten entdeckte. Während eines Jobs in einer Galerie, die sich auf alte Stiche und Drucke spezialisierte, begegnete sie zum ersten Mal der Kartographie des 17. Jahrhunderts. Auch wenn die Anstellung nur drei Wochen dauerte, so entdeckte Helen Cann in diesen handgezeichneten Karten offensichtlich unmittelbar eine künstlerische Seelenverwandtschaft.

Das Buch beginnt mit der wohl kürzesten Geschichte der Kartographie, die für 2000 Jahre gerade einmal zwei Seiten einnimmt. Am Ende dieser Geschichte stehen die "seelenlosen" computergenerierten Karten, die zwar "exakt und praktisch" sind, aber die "faszinierenden Aussagen über die abgebildeten Landschaften mitsamt ihrer Kultur und Geschichte und über die einzigartige Persönlichkeit des Kartografen" (Seite 9) vermissen lassen. Eigentlich ist die Sache ja noch viel schlimmer: die Exaktheit digitaler Karten ist nur ein dünner Schleier, der über die handfesten kommerziellen Interessen der Tech-Monopolisten gelegt ist. "Maps!" will also dazu ermuntern, die Seele der Karten wieder ein kleines Stück zurück zu erobern.

Den Einstieg in die Welt des Kartenzeichnens beginnt dem Vorstellen der Grundelemente von Karten. Dazu gehören elaborierte Kompassrosen, Legenden, Beschriftungen und Kartuschen, die zugegebenermaßen schon seit längerem von Karten verschwunden sind. Am Ende des Kapitels werden dann alle Elemente in einer einfachen Karte verknüpft. Mit diesem Handwerkszeug ausgerüstet, werden im Folgekapitel einige Kartentypen vorgestellt, die eigentlich keine Landkarten im eigentlichen Sinn darstellen, wie Bildkarten, Typographische Karten, Axonometrische Karten, Negativraumkarten, Architekturpläne oder Jump'n'Run Spielpläne. Vertrauter wirken da die Stadt-, Netz- und Ortspläne im nächsten Kapitel. Aber auch hier geht es weniger um genaue Verortung, sondern um auf bestimmte Zwecke optimierte Darstellungen von Verkehrs- und Wegenetzen oder Verliespläne und Schatzkarten. Die letzte Kategorie von Karten, denen ein Kapitel gewidmet wird, sind Ideenkarten, das heißt Karten, die nicht räumliche Gegebenheiten darstellen, sondern Konzepte wie beispielsweise in Mind Maps. Zu jedem Kartentyp gibt es einen kurzen historischen Abriss, eine von der Autorin gezeichnete Karte und ihre Überlegungen zum Design dieser Karte.

Den Abschluss des Buchs bilden Vorschläge für Projekte, wie Hochzeitseinladungen, Umzugsmitteilungen oder Visitenkarten, mit denen die handgezeichneten Karten über ihre ästhetische Wirkung auch einen praktischen Nutzen erhalten.

Zwischen den Kapiteln kommen fünf KünstlerInnen zu Wort, die ebenfalls das kreative Terrain der handgezeichneten Karten für sich entdeckt haben. Das Porträt dieser KünstlerInnen besteht aus einer Karte aus dem eigenen Oeuvre und einem kurzen Interview rund um das Thema Karten.

Ungeübtere ZeichnerInnen erhalten dabei vergleichsweise wenig Unterstützung mit den Anleitungen, die unter "Jetzt sind Sie an der Reihe" zusammengefasst sind. Oft gehören diese guten Tipps in die Kategorie "und hier geschieht ein Wunder", wenn man nicht jede wache Stunde mit dem Zeichenstift verbringt.

Im Anhang finden sich zumindest für einen leichteren Einstieg Kopiervorlagen für diverse Kartenelemente wie Kompassrosen, Kartuschen und Körperumrisse, sowie Papier mit unterschiedlichen Rastern (Millimeterpapier, isometrisches Papier, Punkteraster), die man sonst nur im Papierfachhandel erhält.

Maps ist ein wunderschönes Buch mit einer Mission, nämlich die Karten als Jahrtausende altes kulturelles Artefakt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Hand-Drawn Maps: A Creator's Guide
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2017
  • Umfang:
    192 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783258601748
  • Preis (D):
    24,90 €

Bewertung

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