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Der Mensch kann sich auf viele Situationen einstellen und tun was notwendig ist, um Herausforderungen zu überwinden. Dabei kann er sowohl geistig als auch körperlich über sich hinauswachsen. Wenngleich manche Philosophen behaupten, dass sich wahrer Charakter erst angesichts wahrer Entbehrungen zeigen würde. Ob das jetzt wahr ist oder nicht, sportlich gesehen ist der Marathon eine der Königsdisziplinen, die man nur mit viel Training und Ausdauer meistern kann. Da es sehr viele unterschiedliche Strecken gibt, ist es auch kein Wunder dass bei Vista Point das Buch „Marathon – die 30 schönsten Strecken weltweit“ erschienen ist.

Enrico Aiello ist freier Journalist und Lauf-Fan, in jeglicher Hinsicht. Er hat schon Reisen um die Welt unternommen und zahlreiche bekannte, beliebte und einzigartige Rennen selbst mitgemacht sowie andere miterlebt. Impressionen, Informationen und Berichte selbiger wurden nun im vorliegenden Buch zusammengetragen. Natürlich dürfen auch historische Fakten (und Legenden, wie die Schlacht, die angeblich die Disziplin geboren hat) nicht fehlen, darüber hinaus erklärt Aiello im Buch, was für Laufen, Training und vor allem für den Marathon selbst wichtig ist, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Die vorgestellten Rennen sind jedoch nicht alle „echte“ Marathons. Natürlich wird auf den Boston-Marathon, die Mutter der modernen Marathons, eingegangen. Und auch die Läufe in New York, Edinburgh, Jerusalem und Berlin – sowie zahlreiche andere – werden erwähnt, vorgestellt und Impressionen zu selbigen eingebunden. Darüber hinaus werden auch zahlreiche (teils exotische) Halbmarathons, spezielle Staffel-Rennen und andere Läufe angeführt. So gibt es Rennen in der Polarnacht, Ultra-Marathons, 10-Kilometer-Läufe und ähnliche Veranstaltungen, denen ebenfalls viel Platz eingeräumt wird. Konkret sind es auch Rennen, die über das ganze Jahr verteilt sind.

Der Untertitel des Buchs lautet „Die 30 schönsten Strecken weltweit“, dabei hätte man vermutlich von Verlagsseite bleiben sollen. Denn in dem Buch geht es keineswegs nur um Marathons, sondern um sehr unterschiedliche (Langstrecken-) Rennen. Denn würde das Werk nur von Rennen mit der klassischen Distanz von etwas über 42 Kilometern handeln, wären vermutlich einige Veranstalter beleidigt. So wird beispielsweise der Wien-Marathon mit keinem Wort erwähnt. Auch zeigt sich die Herkunft des Autors deutlich, denn sechs der insgesamt 30 Rennen, also der schönsten Strecken weltweit, scheinen sich in Italien zu befinden. Eine gewisse Voreingenommenheit kann man Aiello daher vermutlich nicht absprechen. Trotzdem bietet das Werk tolle Anregungen, beeindruckende Impressionen und nützliche Informationen. Auch wenn es nicht genau das hält, was es verspricht, kann man dem Buch als Läufer doch einiges abgewinnen. Zumindest die Motivation, seinen inneren Schweinehund zu überwinden, die Laufsachen anzuziehen und sich auf das nächste eigene Rennen vorzubereiten, ist nach dem Lesen wieder vorhanden. Vielleicht ist man sogar versucht, eine der vorgestellten Strecken näher in Augenschein zu nehmen.