Für das ungebübte Auge gibt es auf den Almen der Alpen Kühe in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Zeichnungen, Schafe und Ziegen, Gänse, Hunde und noch ein paar andere Tiere. Darüber geht das Wissen der meisten Leute nicht hinaus. Aber in den Alpen leben viele, mittlerweile leider oft nahezu ausgestorbene Nutztiere verschiedenster Art. Günter Jaritz hat ein unglaublich detailliertes Nachschlagewerk über diese oft unbekannten Schätze der heimischen Tierwelt erstellt: "Seltene Nutztiere der Alpen".
Das Buch ist von einem kaum zu erwartenden Ausmaß - sowohl physisch als auch inhaltlich. Auf über 300 Seiten in einem extrem großen Format erfährt der interessierte Leser alles über die Nutztierwelt der österreichischen, schweizer, italienischen, bayrischen, slowenischen und französischen Alpen. Die reiche Bebilderung bietet sowohl historische Abbildungen als auch aktuelle Fotos und Pläne der Verbreitungsgebiete der verschiedenen Rassen.
Viele der in diesem Buch beschrieben Tiere existieren nur mehr in sehr geringer Anzahl und stehen auf der roten Liste gefährdeter Arten, oft als stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht eingestuft. Der Bestand einiger Tierarten konnte in den letzten Jahren zumindest auf geringem Niveau gesichert werden. Denn es gibt immer mehr ehrgeizige Artenschutzprojekte, von denen eine Auswahl ihren Weg in das Buch gefunden hat. Einige dieser Projekte und auch die engagierten Personen, die diese ermöglichen, werden vorgestellt. Man erhält einen Einblick wie derartige Projekte funktionieren und was die Motivation sowie Vorstellungen der einzelnen sind. Oft sind die Maßnahmen zur Erhaltung von seltenen, regionalspezifischen Tierarten mit dem Erhalt traditioneller Verarbeitungsmethoden und Handwerke verbunden. Auch dazu finden sich interessante Informationen im Buch.
Waren bis zur Industrialisierung regional angepasste Tierbestände mit speziellen Bedürfnissen und Lebensräumen noch häufig und weit verbreitet, so gehen diese vor allem seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts immer weiter zurück. Insbesondere der Druck der kommerziellen Fleisch- Woll-, Milcherzeugung weit über Landesgrenzen hinaus bewirkt einen Umstieg auf stark produzierende Rassen, die international konkurrenzfähig sind. Da es sich bei den meisten einheimischen Rassen allerdings um spezielle, ihrer jeweiligen Umgebung angepasste Tiere handelt, sind diese nicht für Massenproduktion interessant oder geeignet.
Der Autor Günter Jaritz ist selbst Nebenerwerbslandwirt auf einem Bergbauernhof im Pinzgau und hat in drei Jahren Reise und Wanderung durch die Alpen dieses Werk zusammengestellt. Teilweise uralte Rassen leben nur mehr vereinzelt und stark gefährdet - sie alle sind vom Schicksal des Auerochsen bedroht, der bereits im 17. Jahrhundert ausgestorben ist. Jaritz behandelt nicht nur die üblichen Nutztierrassen wie Kühe, Ziegen, Schafe und Schweine, sondern beschäftigt sich auch mit Geflügelarten, also verschiedenen Hühnern, Enten und Gänsen. Aber auch viele Kaninchen-, Hunde-, Pferde- und Eselarten sind nahezu in Vergessenheit geraten und werden von ihm beschrieben.
Man kann bereits vermuten, dass "Seltene Nutztiere der Alpen" sich in kürzester Zeit zu einem Standardwerk des Themas entwickeln wird. Ist es für professionell interessierte Leser nahezu Pflicht, so ist es auch für den ambitionierten Laien ein wunderbares Werk, das den Leser mit Verwunderung darüber zurücklässt, wie viele Nutztierarten es in unserer unmittelbaren Umgebung eigentlich wirklich gibt.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:09/2014
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Umfang:336 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783702507442
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Preis (D):39 €