Sonntags um halb vier...von Buttercreme und Zuckerguss

von Sabine Kranz
Rezension von Janett Cernohuby | 08. November 2015

Monat für Monat erscheinen in den Koch- und Backzeitschriften zahlreicher Verlage neue Modekuchen und Tortenkreationen. Ständig dürstet es uns offenbar nach neuen Offenbarungen, wollen wir etwas Besonderes auf der Kaffeetafel stehen sehen - und vergessen dabei die Kuchen unserer Kindheit. Obwohl diese Klassiker nach wie vor beliebt sind und in hohen Tönen gelobt werden,  falls sie es doch einmal wieder auf den Tisch schaffen. Die freiberufliche Illustratorin Sabine Kranz machte sich auf die Spuren alter Familienrezepte und fand eine Vielzahl davon. Diese präsentiert sie in ihrem Backbuch "Sonntags um halb vier".

Wenn sich Sabine Kranz an ihre Kindheit zurückerinnert, dann denkt sie am liebsten an jene Momente, in denen sie bei Oma auf dem Küchenstuhl kniete, eine Schüssel ausschleckte oder ein Stück Obst naschte, während die Oma Schlagerlieder trällernd Kuchen einrührte. Sie erinnert sich an den Duft, den der frisch gebackene Kuchen im Haus verströmte. Torten und Kuchen spielten in Sabine Kranz' Familie eine wichtige Rolle und so ist es kein Wunder, dass dieses Backbuch entstanden ist. Es ist eine Sammlung beliebter und geschätzter Klassiker. Die darin vorgestellten Kuchenrezepte sind in vier große Themengebiete unterteilt: Torten, Obstkuchen, Rühr- und Hefekuchen, Weihnachtsgebäck. Hier finden sie sich (fast) alle: Apfelstrudel, Quarkkuchen, Eierlikörkuchen, Schwarzwälder-Kirsch, Frankfurter Kranz, Spiegeleierkuchen, Kalter Hund, Schneewittchenkuchen, Streuselkuchen, Bienenstich. Während der derzeitige Trend bei Kuchen und Torten also Richtung fettarm, kalorienarm und vor allem vegan geht, schlägt Sabine Kranz ihren Weg in die entgegengesetzte Richtung ein.

Doch es sind nicht nur die Kuchen, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen, sondern wie sie dabei präsentiert werden. Die Rezepte sind auf klassische Art abgedruckt. Ein Block listet alle benötigten Zutaten auf und unterteilt dies dabei nach Boden, Glasur oder Füllung. Daneben findet sich dann die Anleitung zur Zubereitung. Diese wäre freilich angenehmer zu lesen gewesen, wenn die einzelnen Schritte mittels Nummerierung oder Aufzählungszeichen voneinander abgehoben worden wären. Was das Buch jedoch zu einem Augenschmaus werden lässt, ist seine Illustration. Diese erinnert an die 60iger und 70iger Jahre. Liebevoll arrangierte, bunte Collagen, mit Motiven aus Musik, Film und Fernsehen und angehaucht von französischen Comics, setzten die Rezepte ganz wunderbar in Szene. Man fühlt sich beim Betrachten zurückversetzt in der Zeit und verspürt die Lust, sofort das eine oder andere Kuchenrezept nachzubacken.
Warum auch nicht, schließlich sind es die guten alten Kuchen, die uns früher so gut geschmeckt haben, aber die teilweise in Vergessenheit geraten sind. Zu altmodisch erscheinen und von denen man glaubt, sie kommen bei den Gästen nicht mehr an. Doch da irrt man sich gewaltig. Denn beim Genuss von köstlichen Torten, Obstkuchen, Rühr- oder Hefekuchen oder anderem Gebäck fühlt man sich plötzlich in die eigene Kindheit versetzt und man merkt, wie gut diese guten alten Kuchen aus Omas Küche schmecken. Da hilft nur eines: Sich am besten selbst dieses Backbuch zulegen und gleich daraus den einen oder anderen Kuchen nachbacken.

"Sonntags um halb vier…" ist ein tolles Backbuch mit den alten Kuchenrezepten von Oma. Das Buch besticht jedoch nicht nur durch seine klassischen Torten und Kuchen, sondern auch durch seine grafische Aufbereitung. Collagen und Zeichnungen rahmen die alten Familienrezepte ein und vermitteln uns das Gefühl, vereint an Omas Kaffeetisch zu sitzen.

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