Wein. Das Buch

von Ralf Frenzel (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Februar 2017

Wein. Das Buch

Kunst, Genuss und Profession liegen nur selten so knapp beieinander wie beim Thema Wein. Denn bei Wein geht es nicht einfach nur um ein Getränk. Es geht um Geschichte, um Wetter, um Regionen und um verschiedene Traubensorten. Es geht um die Art und Weise, sich dem Probieren und Verkosten anzunähern. All diese verschiedenen Themen soll man nun, in einem einzelnen Buch zusammengefast, erforschen können. „Wein. Das Buch.“ Lautet der Titel des von Ralf Frenzel herausgegebenen Werkes.

Worum es beim Wein geht, versucht das Vorwort von Markus del Monego zu erklären. Tatsächlich erläutert es jedoch eher, was man verpasst, wenn man nicht die nötigen Hintergrundkenntnisse besitzt und wie der Band dabei Abhilfe schaffen kann.
Dass beim Weintrinken mehr Sinne als nur der Geschmackssinn eine Rolle spielen, wird im Folgekapitel erläutert. Dabei wird sowohl auf die Zusammensetzung des edlen Tropfens selbst, als auch auf die verschiedenen Sinne eingegangen, mit denen man Wein wahrnehmen kann, und wie man selbige schult. Die Hauptmerkmale älterer und jüngerer Weine werden verschiedenen Geruchs- und Geschmacksrezeptoren gegenübergestellt. Nach einem kurzen Exkurs zum Thema Korken geht es mit dem ersten großen Bereich des Buchs los: Rebsorten und Aromen. Hier hangelt man sich von Weinsorte zu Weinsorte, beginnt bei den weißen Trauben. Neben einer ganzseitigen Visualisierung der verschiedenen Geschmackskomponenten einer Sorte – zum Beispiel Ananas, Grapefruit, Röstaromen und Vanille bei Chardonnay – wird zu jedem Wein etwas zu seiner Geschichte, den Hauptanbaugebieten und seiner Verbreitung erzählt. Auch ein empfohlener aussagekräftiger Probewein aus einer Kernregion wird empfohlen. Vorgestellte Weißweinsorten neben dem bereits erwähnten Chardonnay sind unter anderem Grauburgunder, Müller-Thurgau, Riesling, Weißburgunder und Grüner Veltliner. Genau gleich, nur mit etwas mehr Vertretern widmet man sich der roten Traube, darunter Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot Noir und Shiraz.
Doch auch die Lagerung, beziehungsweise der Ausbau ist für den Geschmack eines Weins sehr wichtig. Edelstahl, Holz, Barriques und andere seltenere Methoden werden vorgestellt. Auf knapp 40 Seiten kann man danach einen Text über die Geschichte des Weinbaus lesen, bevor sich das Werk dem Thema Weinprobe – also der Verkostung des Weins widmet. Gläser und Geschmack werden angerissen, bevor man auf einen Abschnitt von Kochrezepten stößt – natürlich ergänzt um die passenden Weine. Nach einigen Basics findet man noch eine Vorstellung der Autoren und zu guter Letzt ein Glossar. Eine Geschmackstabelle liegt dem Buch ebenfalls bei.

So wie man einen Wein unbedingt mit mehr als nur einem Sinn genießen muss, sollte man gleiches unbedingt mit dem vorliegenden Werk tun. Denn „Wein. Das Buch.“ Ist genauso wenig nur ein Buch, wie Wein nur ein Getränk darstellt. Das beginnt schon mit dem Design, denn der Einband besteht zu einem Drittel aus Kork, ist edel gebunden, künstlerisch verziert, besitzt glänzende Seitenränder und zwei Lesebändchen – eines für Weißwein, eines für Rotwein. Ein besonderer optischer Leckerbissen sind auch die Darstellungen der Aromen – gäbe es ein Hochglanzmagazin für solche, würden die dort verwendeten Abbildungen in einem solchen sicher auftauchen. Die Inhalte selbst sind gut gewählt und wurden von verschiedenen Autoren beigesteuert, die Experten für die jeweiligen Bereiche sind. Natürlich kann das Werk trotz seines Überformates bei etwas über 250 Seiten nicht überall zu sehr in die Tiefe gehen. Doch wenn es darum geht, Grundlagen zu vermitteln, erste Berührungspunkte mit einem etwas weiter gefassten Fokus zu ermöglichen und Anregungen zu geben, womit man sich genauer beschäftigen möchte, leistet das Werk definitiv gute Arbeit. Sucht man nach bestimmten Kleinigkeiten, wie der perfekten Temperatur für den Wein, wird man hier ebenfalls fündig. Für wahre Experten wird dieses Nachschlagewerk vermutlich keine großen Offenbarungen beinhalten, es ist jedoch ein derartiger optischer Leckerbissen, dass es auch einem einschlägigeren Publikum zu gefallen weiß.

„Wein. Das Buch.“ ist ein Nachschlagewerk, das Weinkunde mit allen Sinnen verspricht. Ein Versprechen, welches das von Ralf Frenzel herausgegebene Werk in jedem Fall erfüllt. Denn schon seine Gestaltung erfreut Auge, Tast- und Geruchssinn. Da auch die Inhalte gelungen aufgearbeitet, ausgeführt und illustriert sind, sowie die nötige Tiefe besitzen, kann man das Werk all jenen, die sich auf das Abenteuer Wein mit mehr Fachkenntnis einlassen wollen, nur empfehlen.

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