Gelegenheit macht Diebe

von Daniel Badraun
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Januar 2016

Gelegenheit macht Diebe

Wer ist nicht schon einmal in folgender Situation gewesen? Man befindet sich auf einer Uhren- und Schmuckmesse, die Ausstellungsstücke liegen offen herum, die Sicherheitsvorkehrungen sind ein Witz und die Gelegenheit ist günstig. Außerdem sind um einen herum so viele potenzielle Gangster, dass ein Diebstahl vermutlich gar nicht auffallen würde. Nun, um ehrlich zu sein, uns ist es noch nicht passiert. Trotzdem ist es das Thema von Daniel Badrauns Spiel „Gelegenheit macht Diebe“ ist, das im Gmeiner Verlag erschienen ist.

Drei bis sechs Spieler befinden sich auf der bereits erwähnten Ausstellung und wissen noch nicht so genau, was sie eigentlich erwartet. Nachdem sie ihren Anteil an 48 Spielkarten erhalten haben, können sie zuerst sichten, was sie „auf der Hand“ haben. Die Karten besitzen eine Wertigkeit von 1 bis 9 und sind in vier Farben vorhanden. Neben der 5+, die ein Joker ist, gibt es zwei Sonderkarten, die 3+ und die 7+. Schon zu Beginn des Spiels können alle Spieler zwei von insgesamt sieben Steinen auf die gewünschte(n) Rollen legen, die sie glauben, anhand ihrer Karten abgeleitet, im Spiel verkörpern zu können. Das „Uno“ oder „Mau-Mau“-ähnliche Legekonzept sieht vor, dass bei der ersten gespielten Karte mit 7+ drei weitere Steine auf die Rollen gelegt werden. Damit wird die Verteilung der selbigen schon klarer. Mit der darauffolgenden ersten 3+ wird auch das Diebesgut, also die Farbe, um die es in der Runde geht, bestimmt. Nachdem die Rollen endgültig feststehen, versucht jeder die Aufgabe zu erfüllen, die seine Rolle hat und die er sich gewissermaßen selbst erarbeitet hat. Ein Dieb muss natürlich möglichst viele Karten des Diebesgutes erbeuten, die Polizei versucht es sicherzustellen. Die Versicherung versucht möglichst wertvolle Exponate zu schützen, das Detektivbüro jagt nach Pärchen und die unbeteiligten Besucher versuchen keine einzige Karte des Diebesguts zu erbeuten. Dann folgt die Punktevergabe. Nach insgesamt sechs Spielrunden wird endgültig abgerechnet. Sieger ist, wer am meisten Punkte hat.

Manche Spiele kann man sofort spielen und gewinnen, wie etwa „Uno“ – ein bekanntes Kartenspiel, das durchaus einen Teil mit der Spielmechanik von „Gelegenheit macht Diebe“ gemeinsam hat. „Gelegenheit macht Diebe“ ist jedoch kein solches Spiel. Denn obwohl der Teil des „Stechens“ und des Farbzwangs relativ einfach zu verstehen ist, liegt der Schwerpunkt des Spiels woanders. Denn hier gilt es, die Rollen und ihre Erfordernisse gut zu kennen, seine Steine richtig zu setzen und gegebenenfalls noch während der ersten Spielrunden umzudisponieren, um so letztlich das Maximum aus den eigenen Karten und den im Spiel resultierenden Stichen herauszuholen. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Anleitung verstanden, beziehungsweise auf das Spiel selbst angewendet werden konnte. Zweimal wurde eine Testrunde des Spiels abgebrochen, weil das Konzept eben nicht allen klar war, beziehungsweise sich Mitspieler übervorteilt fühlten. Wenn aber alle Spieler wissen, worauf zu achten ist und was letztendlich den Unterschied ausmacht, um die Gesamtwertung nach sechs Runden zu gewinnen, ist es ein spannendes und unterhaltsames Spiel. Bis dahin kann es jedoch ein mitunter langer Weg sein.

„Gelegenheit macht Diebe“ ist ein anspruchsvolles Spiel, in dem Taktik eine sehr große Rolle spielt. Das von Daniel Badraun entwickelte Konzept greift bekannte Spielmechaniken auf und verwendet sie in einem neuen Kontext. Leider kann man das Spiel nur dann wirklich gut miteinander spielen, wenn alle Beteiligten über den selben Wissensstand und Verständnis für die unterschiedlichen Taktiken verfügen. Ansonsten kann das zu Enttäuschung und Frustration führen. Etwas, worauf man bei einem Spieleabend nicht unbedingt aus ist. Haben das Konzept aber alle verinnerlicht, kann „Gelegenheit macht Diebe“ sogar einen Fixplatz im Spieleprogramm erobern.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    06/2015
  • Umfang:
    zahlreiche Spielkarten
  • Typ:
    Spiel
  • ASIN:
    B00UNBPQMS
  • ISBN 13:
    4260220581550
  • Spieldauer:
    60 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Illustration:
  • Spieltiefe: