Midgard

Nihavand - Die Perle Arans

von Iris Tinus
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. Oktober 2010

Es gibt Landschaften auf unserem Planeten, in denen sich der Mensch nie so richtig heimisch fühlen wird. Zu sehr wird ihm dort klar, wie klein er selbst im Vergleich zu den gewaltigen Ausmaßen der Natur ist. So kann es einem nicht nur inmitten eines Hochgebirges gehen, sondern auch in einer weiten, scheinbar unendlich langen Steppe - und natürlich auch andernorts. Doch das Reich Aran in der Rollenspielwelt "Midgard" besteht hauptsächlich aus diesen beiden Regionsarten. Ihm widmet sich nun der Band "Nihavand - Die Perle Arans".

Innerhalb dieser beiden Extreme gibt es zahlreiche Städte, die sich den unterschiedlichen Gegebenheiten bestens angepasst haben. Diese werden, neben einer Landkarte, gleich zu Beginn des Quellenbandes kurz vorgestellt. Tierisches Leben wird genauso beschrieben, wie auch die Bevölkerung, ihre Tracht und Mode sowie die Gesellschaft und ihre Sitten. Herauszuheben ist hier, dass es sich bei den Aranern um eine Mischung verschiedenster Stämme handelt, sich aber trotzdem eine Ständegesellschaft unter einem Großkönig (Padischah) durchgesetzt hat. Neben allerlei wissenswerten Informationen, darunter auch Bildung, Kunst und Kultur sowie Religion, geht es zum "eigentlichen" Thema des Bandes.
Beinahe so wie der Titel lautet auch der Name des Folgekapitels. "Nihavand, Perle des Sumpfes". Eine Stadt die wirklich bemerkenswert ist. Mit einer langen Vorgeschichte versehen, auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt, hat das Innenleben der Metropole viel zu bieten. Die Elitetruppe des Großkönigs erhält ebenso ein eigenes Unterkapitel, wie das Tempelviertel und andere strategisch, geographisch und angebotstechnisch interessante Bezirke. Ein Plan der Oberstadt wird gefolgt von einer genauen textuellen Beschreibung, interessanten Orten und wichtigen Personen an selbigen. So arbeitet man sich Ring für Ring durch die Stadt, bis man schließlich in den Außenbezirken angelangt ist und begegnet dabei jeder denkbaren Bevölkerungsschicht und Gewerbeart.
Nach den Ortsbeschreibungen widmet man sich der politischen Situation, geheimen Organisationen und Sekten. Erst nachdem dies abgearbeitet ist, begibt man sich ins Umland der Stadt. In den darauf folgenden Anhängen werden einige Details und Bestien, auf die man treffen könnte, näher vorgestellt.
Abgeschlossen wird der Band von Abenteuern, die einerseits mit einer etwas schwierigen Hochzeit und andererseits mit den Wirkungen und unerwünschten Wirkungen eines gar göttlichen Pulvers zu tun haben. Dem Quellenband beiliegend ist zudem eine formschöne Landkarte in Farbe.

Wie bewertet man normalerweise ein Zusatzregelwerk zu einem Rollenspiel, das keine Regeln und Änderungen enthält? Man sichtet das Material und bewertet es in Hinblick auf Detailtiefe und Spielrelevanz. Würde man allein nach diesen beiden Gesichtspunkten vorgehen, hätte man schon genügend Gründe, "Nihavand - Die Perle Arans" gut zu bewerten. Denn nicht nur findet man eine Informationsdichte vor, an der sich Ergänzungswerke zu anderen Regelwerken ein Beispiel nehmen könnten, es wird auch eine ganze Gesellschaft dargestellt, mit der man vorher relativ wenig anfangen konnte. Wie auch im Vorwort erwähnt soll dieser Ergänzungsband auch keineswegs die einzig mögliche Darstellung des gesamten Reichs widerspiegeln, sondern gewissermaßen eine Richtlinie bilden, wie man eine Stadt in Aran darstellen könnte. Aus den verschiedenen Einzelteilen kann man sich eine kleinere oder größere Reichstadt basteln. Mit den Informationen zu Beginn des Buchs, was die jeweilige Stadt interessant macht, fällt einem genau diese Kombination sehr leicht. Es gibt aber noch weitere Gründe, warum jeder Midgard-Spielleiter diesen Ergänzungsband sein Eigen nennen sollte. Denn neben den gut ausgearbeiteten modularen Informationen und den vorhandenen Plänen ist auch der Preis des Werks mit 25 Euro im unteren Bereich für Regelwerke angesiedelt. Hier bekommt man mehr Informationen für weniger Geld. Somit ist der Quellenband - mit Ausnahme von Spielleitern, die ausschließen können, jemals in Aran zu landen - uneingeschränkt empfehlenswert.

"Nihavand - Die Perle Arans" lautet der Titel eines neuen Quellenbandes für das Rollenspiel Midgard, dem wir uns aktuell widmen durften. Fakt ist, über dieses Werk gibt es nichts Schlechtes zu erzählen. Alle Informationen sind hervorragend ausgearbeitet und modular, die Abenteuer passend und der Preis mehr als nur angemessen. Kurzum handelt es sich um einen Ergänzungsband, der in keiner Bibliothek eines "Midgard"-Spielleiters fehlen darf.