30 Jahre Mauerfall
Unsere Buchtipps für groß und klein
Beitrag von Janett Cernohuby | 03. Oktober 2019
Vor nunmehr 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang, die DDR öffnete ihre Grenzen und ließ ihre Bürger ausreisen. Der berühmte Mauerfall veränderte die politische Landschaft. In den beiden deutschen Ländern, in Europa, in der Welt. Was damals passierte, ist mittlerweile der Stoff von Geschichtsbüchern - und Stoff für viele neue Bücher, gerade in diesem Jubiläumsjahr.
30 Jahre ist es also her, seit in den Nachrichten verkündet wurde, DDR-Bürger nach dürften nach Westdeutschland reisen. 30 Jahre ist es her, dass die Ost-Mark verschwand, die Mauer niedergerissen wurde und die Innerdeutsche Grenze fiel. Eine Grenze jedoch blieb, nämlich die in unseren Köpfen gibt es noch. Wir reden immer noch von Ost und West. Wir schwelgen immer noch im Damals, ziehen Parallelen und vergleichen. Unsere Kinder schauen uns dabei aber oftmals nur an und verstehen nicht recht, was wir meinen. Was heißt das, Ost- und Westdeutschland? Warum zwei deutsche Länder? Worin unterschieden sie sich?
In diesem Jahr erscheinen viele Bücher, die sich diesen Fragen, diesen beiden ehemaligen deutschen Ländern widmen. Ihren Menschen, ihren Schicksalen, ihren Geschichten. Wir stellen eine Auswahl vor - nicht alle sind aktuelle Neuerscheinungen, manche gibt es schon seit ein paar Jahren, sollen aber gerade in diesem Jahr wieder ins Licht gerückt werden.
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Der Tag X
Autor: Titus Müller
Verlag: Blessing
ISBN: 978-3-89667-504-0
Umfang: 400 Seiten, Hardcover
Preis: 19,99 €Der Krieg ist gerade einmal ein Jahr vorbei, als der Vater der elfjährigen Nelly von den Russen verschleppt wird. Als Wissenschaftler soll er für die Russen arbeiten. Sieben Jahre später steht Nelly kurz vor dem Abitur. Da sie allerdings einer kirchlichen Jugendorganisation angehört und sich gegen die FDJ entscheidet, wird sie von der Schule geworfen. Sie findet Trost bei dem Uhrmacher Wolf, dessen Vater ein hohes Amt bei der Partei begleitet. Gleichzeitig steht Nelly auch noch in Kontakt mit dem russischen Spion Ilja, der Briefe zwischen ihr und ihrem Vater weiterleitet.
Unterdessen brodelt es in der Bevölkerung der DDR. Während der Westen aufblüht, werden hier Lebensmittel, trotz Rationalisierung, immer knapper. Dafür wurden die Arbeitsnormen stark erhöht, was für die Arbeiter einen Lohnverlust bedeutete. Die Situation schaukelt sich immer weiter auf, bis es letztendlich am 17. Juni 1953 zu Massendemonstrationen kommt.
Die geteilten Jahre
Autor: Matthias Lisse
Verlag: DROEMER
ISBN: 978-3-426-28201-4
Umfang: 432 Seiten, Hardcover
Preis: 19,99 €In “Die geteilten Jahre” erzählt Matthias Lisse die Geschichte von zwei Generationen einer deutschen Familie. Es ist der 13.August 1961. Wolfgang und Christine Leipold sind mit ihrem Sohn Marcus auf Urlaub. Ihre Rückreise wollen sie nutzen um in Berlin von Ost- nach Westberlin und damit in die BRD zu fliehen. Doch der Traum der Flucht wird jäh von der Errichtung der Berliner Mauer vereitelt. Die Leipolds schaffen es nicht, den Westen zu erreichen und bleiben in Ostdeutschland gefangen. Und mit ihnen ihr Sohn und später auch dessen Familie. Doch die Sehnsucht dem Arbeiter- und Bauernstaat zu entrinnen, brennt in ihnen und auch in ihrem Sohn weiter. Ohne zu wissen, dass 38 Jahre später die Mauer und bald auch die Grenze zwischen Ost und West fallen werden, bleibt Flucht ihr leitender Gedanke.
Eine Liebe ohne Grenzen - Unsere Flucht aus der DDR
Autor/-in: Katrin Linke, Karsten Brensing
Verlag: Lübbe
ISBN: 978-3-7857-2648-8
Umfang: 336 Seiten, Hardcover
Preis: 22,00 €Karsten Brensing träumt davon, Meeresbiologe zu werden. Doch in der DDR hat er keine Chancen, diesen Traum zu verwirklichen. Katrin Linke will Medizin studieren, doch auch ihr macht das Regime einen Strich durch die Rechnung. Beiden jungen Menschen ist klar, dass sie hier, in der DDR, nicht leben können und wollen. Daher schmieden sie einen Fluchtplan, der sie in die Freiheit und zu ihren Träumen bringen soll. Ein Jahr lang bereiten sie sich auf diese Flucht vor. Sie arbeiten und sparen jeden Pfennig. Sie treffen sich nachts heimlich am See, trainieren. Ein Plan sieht ihre Flucht mit gefälschten Papieren, die ihnen ein Bekannter verschaffen will, nach Japan vor. Sollte das nicht klappen, wollen sie von Ungarn aus durch den Neusiedler See nach Österreich schwimmen. Bereits der erste Plan scheitert. Vergeblich warten sie auf ihren Bekannten. Also reisen sie weiter nach Ungarn. Doch hier wird ihnen bald klar, dass sie sich trennen müssen. Katrin flieht unter der Rückbank eines VW Polos versteckt, Karsten will durch die Donau nach Jugoslawien schwimmen. Werden sie es schaffen? Und werden sie sich wiedersehen? Vermag ihre Liebe zueinander die Grenzen zu überwinden?
Entrissen: Der Tag, als die DDR mir meine Mutter nahm
Autorin: Katrin Behr
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3-426-78383-2
Umfang: 304 Seiten, Taschenbuch
Preis: 10,30 €Es ist ein dunkler Februarmorgen, als Männer in grauen Mänteln in die Wohnung der damals vierjährigen Katrin Behr und ihrer Familie eindringen. Gewaltsam trennen sie das kleine Mädchen und ihren wenige Jahre älteren Bruder von der Mutter und stecken die Kinder in ein Kinderheim. Hier beginnt Katrins lange und tragische Odyssee. Denn nur kurze Zeit später wird ihr auch noch ihr Bruder genommen und entfremdet. Katrin wird zwangsadoptiert. Doch sie weiß sich mit ihrer neuen Familie zu arrangieren. Es läuft gut und fast könnte Katrin glauben, hier nun doch so etwas wie ein Zuhause gefunden zu haben. Doch dann bekommen ihre Adoptiveltern ein eigenes Kind und Katrin spürt einmal mehr die Kälte und Härte der Welt. Pionier- und FDJ-Zeit steht sie durch, versucht es ihrer Adoptivmutter stets Recht zu machen und erntet dennoch nur Undank. Früh heiratet sie, sieht dies als Flucht aus der Enge an, muss aber feststellen, dass sie lediglich von einem Gefängnis ins nächste gewechselt ist. Auch hier funktioniert sie, steht ein Jahr ums andere durch und erlebt selbst die Wende nur beiläufig mit. Erst ein Zufall, eine medizinische Notwendigkeit, ermöglicht es ihr, den Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter widerherzustellen. Doch deren Jahre im Gefängnis des DDR-Regimes haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Katrin findet sich vor den Trümmern ihres Lebens wieder - Trümmer für welche das DDR-Regime verantwortlich ist.
Niemandsland - Erinnerungen an eine Kindheit
Autor: Matthias Friedrich Muecke
Verlag: Kunstanstifter
ISBN: 978-3-942795-85-2
Umfang: 208 Seiten, Hardcover
Preis: 24,00 €Eine verzweifelte Mutter, deren Baby Tag und Nacht schreit. Eine mitfühlende Nachbarin, die ihr Baby zu dem kleinen Schreihals legt. Der Beginn einer Freundschaft. Die beiden Jungs toben durch Hinterhöfe, werden zu Blutsbrüdern, hauen aus dem Kindergarten ab, erobern das Pankower Freibad und rennen als Frauen verkleidet am Staatsfeiertag durch die Straßen. Mehr als einmal bringen ihnen ihre Lausbubenstreiche Ärger ein, doch das kümmert sie nicht. Das gegebene Indianerehrenwort macht sie zu unzertrennlichen Freunden, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und die zu aufmüpfigen Teenagern werden. Doch ihre Abenteuerlust wird ihnen zum Verhängnis und eine Katastrophe bahnt sich an.
Was uns erinnern lässt
Autor: Kati Naumann, Ilka Teichmüller (Sprecherin)
Verlag: Harper Collins bei Lübbe Audio
ISBN: 978-3-96108-080-9
Umfang: 6 Audio-CDs, ca. 412 Minuten SpielzeitDie junge Milla liebt Lost Places und ist immer auf der Suche nach einem Ort, den vor ihr noch niemand entdeckt hat. Als sie im Thüringer Wald, am Rennsteig, einen überwucherten, vergessenen Keller samt Erinnerungsstücken findet, beginnt sie Nachforschungen anzustellen und stößt schon bald auf das Schicksal einer DDR-Familie. Denn über dem Keller stand einst das Hotel Waldeshöh, in das vor dem Krieg Gäste zur Erholung kamen. Doch mit der Teilung Deutschlands stand es auf einmal hinter Stacheldraht in der Sperrzone. Wanderer und Urlauber durften nun nicht mehr ins Waldeshöh und auch die Familie durfte nur mit Passierschein ihr Zuhause betreten. Doch die Repressalien des DDR-Regimes wurden noch härter. Bald durften weder Postauto noch Krankenwagen dort hinauffahren. Bis eines Tages die Zwangsumsiedelung kam…
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Der Osten ist ein Gefühl. Über die Mauer im Kopf
Autorin: Anja Goerz
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-34967-3
Umfang: 208 Seiten
Preis: 11,90 €In „Der Osten ist ein Gefühl - Über die Mauer im Kopf“ stellt Anja Goerz Gespräche mit dreißig Personen vor, die entweder in Ostdeutschland geboren wurden, in der DDR gelebt haben oder die stark von der Trennung von Ost- und Westdeutschland, beziehungsweise der deutschen Wiedervereinigung betroffen waren und sind. Die Auswahl der Gesprächspartner scheint zufällig. Die aufbereiteten Schilderungen und Erinnerungen folgen vor allem der Frage, wie die Personen die Trennung und Wiedervereinigung von Ost und West erlebt haben und immer noch erleben.
Honeckers letzter Hirsch. Jagd und Macht in der DDR
Autor: Helmut Suter
Verlag: be.bra Verlag
ISBN: 978-3-89809-146-6
Umfang: 224 Seiten
Preis: 26,00 €"Honeckers letzter Hirsch" ist bereits das dritte Buch des Jagdhistorikers und Museumsleiters Helmut Suter. Diesmal widmet er sich nicht ausschließlich der nördlich von Berlin gelegenen Schorfheide, sondern geht der umfassenderen Frage nach Jagd und Macht in der DDR auf den Grund.
Volkes Stimmen: "Ehrlich, aber deutlich" - Privatbriefe an die DDR-Regierung
Autor: Siegfried Suckut
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-28084-6
Umfang: 576 Seiten
Preis: 12,00 €In “Volkes Stimmen” hat Siegfried Sickut knapp zweihundertfünfzig Schreiben von Privaten an die DDR-Regierung zusammengestellt und dazu mehr als 45.000 Blatt an Briefen und Postkarten gesichtet, mit dem Fokus auf Schreiben von Bürgern an die regierenden Politiker, an Rundfunkeinrichtungen oder Printmedien. Allen hier zusammengestellten Schriftstücken ist eines gemein: Sie wurden nie an ihre Empfänger zugestellt, sondern im Zuge der Kontrolle der Post vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR aussortiert und archiviert. In der zusammengestellten Auswahl finden sich zum Großteil Briefe der DDR-Bürger an ihre Regierung und in einer deutlich kleineren Auswahl auch Briefe an Institutionen oder Personen in Westdeutschland, ergänzend auch einige Schreiben von Westdeutschen an die öffentlichen Stellen in der DDR.
Interview mit Ute Krause zum Jugendbuch "Im Labyrinth der Lügen"
(c) Isabelle Grubert
Langweilig war die Kindheit von Kinder- und Jugendbuchautorin Ute Krause ganz gewiss nicht. In Berlin geboren und in vielen Ländern aufgewachsen, studierte sie später nicht nur an der Berliner Kunsthochschule, sondern auch in München. Mittlerweile hat Ute Krause mehrere Kinder- und Jugendbücher geschrieben und illustriert. Ihre Bücher wurden nicht nur in zahlreiche Sprachen übersetzt, sondern auch verfilmt. In ihrem Jugendroman "Im Labyrinth der Lügen" lässt Ute Krause die DDR wieder lebendig werden und gibt jungen Lesern die Gelegenheit, einen Blick hinter die Mauer zu werfen, wo Freiheit nur der Name einer Tageszeitung war.