SCIENCE BUSTERS greifen nach dem Bierstern
Beitrag von Manfred Weiss | 18. Oktober 2016
Es ist eines der ältesten Getränke überhaupt und es ist momentan mehr “in” denn je: Bier.
Allenthalben finden Craft Biere, Biermessen, Micro Breweries, Bierspezialitätenläden, Biersommelierkurse ein immer größer werdendes, begeistertes und fachkundiges Publikum. Bier ist plötzlich definitiv „nicht deppert“, um Edmund Sackbauers berühmtem Ausspruch zu diesem Thema einmal mehr Recht zu geben.
Mit dem Titel ihres neuen Programms „Bierstern, ich dich grüße“ nehmen die Science Busters eine Anleihe am alten deutschen Wallfahrtslied „Meerstern, ich dich grüße“ und begeben sich auf eine gut zweieinhalbstündige Pilgerreise rund ums Bier.
Wie bei den Science Busters bereits lang gewohnte Übung, wird unter der großen Klammer rund um diesen Themenschwerpunkt allerhand Faszinierendes, manchmal aber auch Skurriles aus dem Feld der Wissenschaft vorgestellt. So spannt sich der weite Bogen diesmal von Astronomie bis zur Darmbiologie. Aus der Mitte der Sonne bis in den Dickdarm.
Zu den neuen Science Busters haben sich für die aktuellen Programme eine ganze Reihe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengefunden. Bei „Bierstern, ich dich grüße“ sind Prof. Helmut Jungwirth (Molekularbiologe) und Dr. Florian Freistetter (Astronom) mit von der Partie. Den MC macht gewohnt souverän Martin Puntigam.
Am 17.Oktober hatte „Bierstern, ich dich grüße“ nun im Stadtsaal in Wien seine Österreichpremiere. Das Programm folgt dem bewährten Science Busters-Muster mehr oder weniger Aufsehen erregende Experimente mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Themen und Erkenntnisse zu kombinieren. Wobei Bier zwar als Thema omnipräsent ist, aber schon in der Vorstellungsrunde geht es dann bereits breit rundum zur Sache. Von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Empfängnisverhütung bis hin zu Marathon- und Ultramarathon Läufen und wunderbaren Erinnerungen an David Hasselhoffs Knight Rider.
Die Science Busters beweisen mit dem aktuellen Programm auch in neuer Zusammensetzung Kontinuität und humoristische wie populärwissenschaftliche Qualität. Wie gewohnt sind die involvierten Wissenschaftler mit vollem Einsatz und großer Leidensfähigkeit bei der Sache und durch keine noch so trefflich gesetzte Spitze ihres MC Martin Puntigam wirklich aus der Ruhe zu bringen.
Die Experimente bringen die gewohnten Highlights von Schutzbrillen und Handschuhen bis hin zu kleinen Explosionen. Sowohl Kälte wie Hitze werden behandelt, ebenso Feuerlöscher und Akku-Schrauber in neuen Anwendungsvarianten.
Auch das spannende Thema der Biertemperatur und Bierkühlung steht im Mittelpunkt einer Versuchsanordnung. Dazu lernt man als erstes, dass es eigentlich nicht darum geht das Bier zu kühlen, sondern vielmehr darum ihm Wärme zu entziehen. Eine wunderbare Darstellung mit viel Potential zur praktischen Nutzung. Kann man doch nun die oft gebrachte Wirtshaus Reklamation „Entschuldigung, das Bier ist nicht kalt genug“ in ein wunderbares „Entschuldigung, dem Bier wurde nicht ausreichend Wärme entzogen“ umformulieren und um ein vielfaches charmanter machen.
Das Programm ist insgesamt eine mannigfaltige Annäherung an das Thema Bier. Es geht dabei aber weniger um tatsächliche Wissensaneignung zu Brautechnik, Biersorten, Reinheitsgebot oder ähnlichen Schwerpunkten, die einem bei Bier einfallen. Für den Zweck ist man bei einem der zahlreich angebotenen Bierseminare schon besser aufgehoben.
Dafür gehen die Science Busters auch auf Bierthemen ein, die bei solchen bierkundlichen Veranstaltungen weniger beachtetet werden. Wie etwa die Auswirkungen des Bierkonsums auf die Verdauung. Gerade dem Thema ist, bei aller unbestreitbaren Relevanz, ein doch allzu breiter Schwerpunkt gewidmet, der einfach drauf abzielt mit derber Komik ein paar Lacher zu produzieren.
Trotz aller altgewohnten spitzen Bemerkungen zwischen den Wissenschaftlern und ihrem MC, Martin Puntigam, bleibt das Programm insgesamt betrachtet etwas brav und statisch. Die Wissensvermittlung ist anregend und unterhaltsam, aber es fehlt noch etwas das freie Improvisieren und die Lockerheit, die man von den „alten“ Science Busters gewohnt war. Das mag teilweise auch der Neuheit des Programmes geschuldet sein und wird sich im Laufe der Vorstellungen oder auch der weiteren Programme sicher noch entwickeln.
Es ist aber sehr erfreulich zu sehen, dass die Science Busters immer weiter Ergänzungen für ihr Team finden und wie sehr unterhaltsame Wissensvermittlung für die beteiligten Wissenschaftler ein Anliegen ist, für das sie auch bereit sind die Komfortzone ihres wissenschaftlichen Kompetenzgebiets zu verlassen.
Weitere Termine
25.10. Burg Perchtoldsdorf, art.experience
02./03.11. Salzburg, Arge Kultur
04./05.11. Innsbruck, Treibhaus
06.11. Baden, art experience
07.11. Wien, Stadtsaal
09.11. Linz, Posthof
16.11. Gmunden, Toscana Congress
17.11. Ried im Innkreis, Keine Sorgen Saal
18.11. Steyr, Stadttheater
25.11. Kilb, K4
30.11. Velden, Casineum
01.12. Graz, Orpheum
07.12. Wien, Stadtsaal
20.12. Frankfurt, Neues Theater Höchst
2017
06.01. Wien, Stadtsaal
20.01. München, Lustspielhaus
„Bierstern, ich dich grüße“ ist ein Programm für alle, die gerne einen entspannenden und humorvollen Abend verbringen wollen. Ein gewisses Interesse für Bier ist sicher günstig, aber es reicht auch, wenn man nur am gesellschaftlichen Phänomen Bier interessiert ist.
Die Science Busters präsentieren ihre Themen und Pointen gewohnt schwungvoll, abwechslungsreich und mit den diversen Versuchen fallweise auch spannungsgeladen.
Das Programm macht den Besucher jetzt nicht unbedingt so viel schlauer in Bezug auf Geschmacksausprägungen, Brautechniken oder ähnliche Themen aus einschlägigen Seminaren. Da ist man bei Braumeistern und Bierspezialisten sicherlich besser aufgehoben. Aber das ist auch nicht das Ziel des Wissenschaftskabaretts der Science Busters.
Bei „Bierstern, ich dich grüße“ ist alles ganz weit weg vom sprichwörtlichen Bierernst. Weil das Bier ist nicht nur „nicht deppert“, sondern hat auch humoristisch viel zu bieten. Gut so.