VIECC - Vienna Comic Con 2015
Beitrag von Stefan Cernohuby | 23. November 2015
Es gibt Veranstaltungen, die haben einen gewissen Ruf. Wenn Messen, die bisher hauptsächlich auf anderen Kontinenten stattgefunden haben, plötzlich auf Welttour gehen, wollen viele dabei sein. Auch wir, da in diesem Fall das Thema der Veranstaltung eines unserer Hauptgebiete ist – nämlich das Thema Comics. Zum ersten Mal fand vom 21. bis 22. November in Wien eine Comic Convention statt, genauer gesagt die Vienna Comic Con (VIECC). Wir waren dort.
Mit einem drei Mann starken Team – zwei Comicexperten und ein Starfotograf Michael Seirer – fand sich die Redaktion von Janetts Meinung direkt zum Beginn der Comic Con in der Halle D des Wiener Messegeländes ein. Der erste Eindruck, dass es sich dabei bereits um eine vierstellige Menge an Menschen gehandelt haben könnte, fühlte sich auch beim Hineingehen so an. Gedränge ab der ersten Minute und bereits die ersten Gedanken über das Wiener Organisationsteam. Wurde hier wieder einmal konservativ geplant? Denn eine erste Comic Con in Wien musste natürlich als „Proof of Concept“ herhalten, also als Beweis, dass eine solche Messe funktionieren kann. Denn bisher hat sich Wien sehr wenig bei der Ausrichtung internationaler Veranstaltungen im Bereich literarischer Medien auszeichnen können. Die alljährliche BUCH WIEN, die gerade einmal eine Woche vorher stattgefunden hat, jubelte 2015 wieder über einen neuen Besucherrekord. Einen Rekord von einer vier Tage andauernden Veranstaltung, deren Organisatoren vermutlich angesichts des Andrangs bei der Comic Con ordentlich schlucken müssen. Dabei kann man das Comic jetzt nicht unbedingt als das in Österreich beliebteste Medium bezeichnen, obwohl die Hälfte der Bevölkerung mit dem lustigen Taschenbuch oder Asterix aufgewachsen ist – denn um diese geht es auf der Messe kaum.
Auch besteht das Programm der Messe keineswegs nur um Events rund um das Thema Comic, sondern bezieht taktisch klug auch andere Gebiete mit ein, für die man sich noch mehr interessiert. Ein Schwerpunkt liegt klar auf populären Fernsehserien, insbesondere auf „Game of „Thrones“, aus dessen großem Ensemble immerhin zwei Schauspieler anwesend waren (Finn Jones / Ser Loras Tyrell, Jessica Henwick / Nymeria Sand). Aber auch aus „Breaking Bad“ und „Agents of S.H.I.E.L.D“ und „Doctor Who“ gab es Darsteller zu bestaunen.
Die Comic-Stargäste wurden definitiv von Jae Lee angeführt. Der koreanisch-amerikanische Illustrator hat neben seiner Zusammenarbeit mit Marvel & DC auch die Umsetzung der Graphic Novels zu „The Dark Tower“ vorzuweisen. Neben „Schlümpfe“-Zeichner Miguel Diaz sind natürlich auch Emanulela Lupacchino und Mahmud Asrar erwähnenswert. Den größten optischen Eindruck machte aber sicherlich Marie Sann – sowohl von ihrer eigenen Erscheinung her, als auch von den zahlreichen erotischen Illustrationen, die man an ihrem Stand bewundern konnte.
Zusätzlich gab es zahlreiche Cosplay-Größen zu bestaunen, die uns selbst allerdings vorher kein Begriff waren, sehr wohl allerdings in unserer Galerie vertreten sind. Einige Trekkies hatten einen Transporterraum und Geräte aufgebaut, LARPer besaßen ein Zeltlager und führten Schaukämpfe auf.
Darüber hinaus wurde das X-Wing Tabletop präsentiert und einige Rollenspiele probegespielt. Ein großes UBISOFT-Zelt lud die Gamer zum Schnuppern ein, ein großer Nintendo-Stand machte auf die Neuheiten von Mario & Co. aufmerksam.
Ein Highlight war sicherlich ein Sprungturm, der aus einem Kran und einem gewaltigen Luftkissen bestand. Für Fans am Puls der Zeit gab es einen Eisernen Thron, auf dem man fotografiert werden konnte, für Nostalgiker „den originalen“ K.I.T.T.. Welchen auch sonst? Und natürlich gab es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Werbung.
Es gab eine Menge Rahmenprogramm. An der „Main Stage“ wurde über die Probleme diskutiert, „Doctor Who“ zu übersetzen, es gab ein Live-Interview mit den GoT-Stars, eine Diskussion der Comic-Zeichner, die sich darum drehte über die „Big Two“ (Marvel & DC) zu arbeiten, einige Trailer-Premieren und nicht zuletzt die Weltpremiere des Pilots der österreichischen Fantasy-Serie „Wienerland“. Fix und Foxi waren präsent und hatten neben dem Stand auch ein Kinder-Musical parat.
Wir führten zahlreiche Gespräche, darunter auch ein spontanes Interview mit „Wienerland“-Mastermind Christof G. Dertschei, das in den nächsten Tagen erscheinen wird.
Negativ betrachten muss man die Organisation im Hinblick auf die Darbietungen des bekannten „Star Wars“-Chapters der „501st Legion“. Während am Samstag zu Zeiten der ersten geplanten Aufführung die meisten Darsteller noch gar nicht angekommen waren und die Mitarbeiter keine Ahnung hatten, was Sache war („Ich habe keine Ahnung, ich steh da nur“), wurde die zweite (laut Aussagen besserer informierter Kollegen) aufgrund organisatorischer Probleme abgesagt – laut Durchsage „auf unbestimmte Zeit verschoben“. Solche Abstimmungsprobleme sind für den Besucher ziemlich ärgerlich und zeigen nicht unbedingt hohe Qualität in der Vorbereitung der Veranstaltung. Zum Glück konnte man Laserschwertduelle auf hohem Niveau und unter teilweiser Einbeziehung des Publikums zumindest am Sonntag problemlos verfolgen.
Kein Wunder also, dass Janetts Meinung keinerlei Kosten und Mühen gescheut hatte, die beiden Redakteure für die Comic Con auch stilecht als Helden einzuschleusen. So waren Flash (Stefan Cernohuby) und Green Lantern (Gabriel Zupcan) sowohl mit Feuereifer bei der Sache, als auch mit angemessener Vorsicht – wie man einem kleinen Tondokument entnehmen kann.
Insgesamt gab es also eine Menge zu sehen und zu erleben, Illustratoren abzuklappern, Schauspieler zu bewundern (man konnte im Zweifelsfall auch Fotos und Autogramme erwerben) und vor allem eine unglaubliche Menge an Verkleidungen bewundern, schon unter den „normalen“ Besuchern aber natürlich besonders bei den „Championships of Cosplay“ – mit einem würdigen Gewinner, den man auch in unserer Galerie bewundern kann.
Es wurde definitiv bewiesen, dass eine Vienna Comic Con funktioniert, ausverkauft sein kann und mehr Besucher anlockt, als die meisten ähnlich gearteten Veranstaltungen. Was sich für die Zukunft in jedem Fall ändern muss, ist die für die Veranstaltung genutzte Fläche. So war die Nutzung der Nachbarhalle – lediglich für die Garderobe – eigentlich ein schlechter Witz. Während sich in Halle D alles staute und sich die Leute gegenseitig auf die Füße traten, war die Nebenhalle komplett leer, aber in Verwendung – eben nur als Ausweichgarderobe. Daher wäre es sehr wünschenswert, wenn man etwas mehr Mut zu Größe beweisen würde und für das nächste Mal gleich ein vernünftiges Areal plant. Dann kann man sich vielleicht auch mit Illustratoren und Autoren unterhalten, ohne von den Leuten am Nebenstand angerempelt zu werden. Wir wissen auf jeden Fall, wir kommen wieder.
Alle Fotos (mit Ausnahme von 5 Fotos von Stefan Cernohuby) von Michael Seirer Photography:
Championships of Cosplay (GALERIE 1 - für GALERIE 2 bitte nach unten scrollen)
Eindrücke der VIECC (GALERIE 2)
- Flash and Lantern