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Es gibt Reisen, die viel mehr sind, als das Zurücklegen einer Wegstrecke. Manche lassen uns zu uns selbst finden, andere erweitern unseren Horizont. Es gibt Reisen, auf denen man atemberaubende Landschaften entdeckt und unvergessliche Eindrücke sammelt. Und es gibt Reisen, von denen man als völlig anderer Mensch zurückkehrt. Zu diesen gehört das Durchqueren des angsteinflößenden Ödlands, jenes Gebiets zwischen China und Russland, durch das der Transsibirien-Express fährt.

Immer in Bewegung, niemals stillstehen

Viele Wochen stand er nun still, nach dem Zwischenfall, bei dem drei Menschen starben und an den sich die anderen nicht erinnern können. Diese Pause war zu lang für die einen und zu kurz für die anderen. Innerhalb der Crew wird geflüstert, dass die Gefahr nach wie vor groß ist. Dennoch geht die Reise wieder los, steht der Transsibirien-Express bereit, einmal mehr das geheimnisvolle und gefährliche Ödland zu durchqueren. In diesem haben die bekannten Naturgesetzte keine Bedeutung. Hier bleibt man am besten immer in Bewegung, lässt seinen Blick nicht zu lange über die Landschaft schweifen, um nicht vom Ödland-Fieber gepackt zu werden. Wer zum ersten Mal mit dem Transsibirien-Express reist, ahnt nicht, worauf man sich einlässt. Weiß nicht, dass der Preis viel mehr als nur das Geld für das Ticket ist. Eine Fahrt durch das Ödland führt jeden an die Grenzen, verlangt alles ab und lässt am Ende niemanden mehr so sein, wie davor.
Mit ihren 20 Waggons wartet die schwere Zugmaschine darauf, loszufahren. Mit an Bord sind sehr unterschiedliche Passagiere, wie der Wissenschaftler Henry Grey, der seine eigenen Pläne verfolgt, die Witwe mit der falschen Identität, der Kartograph ohne Heimat und das Zugkind Weiwei, die in diesem Zug zur Welt kam. Sie alle treten gemeinsam eine Reise an, die unter keinem guten Stern steht. Die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Doch der Zug und das Ödland folgen eigenen Geschicken, die kein Mensch lenken kann.

Bedrohliche Stimmung, diffuses Setting

Was für eine Reise, was für ein Abenteuer! Wer diesen Zug betritt, wer dieses Hörbuch zur Hand nimmt, der unternimmt eine Fahrt durchs Unbekannte. Denn genau wie die Passagiere des Transsibirien-Express begibt sich auch die Hörerschaft auf eine Reise ins Ungewisse und in gefährliche Gefilde.
Gekonnt verbindet Sarah Brooks die Athmosphäre des ausgehenden 19. Jahrhunderts und seiner Industrialisierung mit feinen phantastischen Elementen. Das große Mysterium bildet das Ödland, vor dem alle Angst haben, dessen Grenzen von hohen Mauern umgeben und bewaffneten Soldaten bewacht werden. Was ist seine Geschichte? Wie ist es entstanden? Was hat es zu dem werden lassen, was es heute ist und warum fürchten es die Menschen so sehr? Lange Zeit tappt die Hörerschaft im Dunkeln, nur spärlich gibt die Autorin Details bekannt. So entwickelt sich während dem Hören erst langsam ein Gespür für das Aussehen und die Gefährlichkeit dieser Region. Dabei bleibt dennoch vieles im Verborgenen, wird nur angedeutet, so dass man maximal eine vage Ahnung hat. Genau das macht den Reiz des Buchs, dieser ungeheuerlichen Reise aus. Das Nichtwissen und Ahnen, das Spüren der Gefahr, ohne sie genau benennen zu können. Während man die Gegend einfach so annehmen muss, wie sie sich im Laufe der fast dreiwöchigen Reise präsentiert, vermögen die Charaktere schneller Auskunft über sich zu geben. Im Verlauf der Reise lernt die Hörerschaft sie näher kennen, erfährt von ihrer Motivation, was sie bewegt und welche Ziele sie verfolgen. Die Handlungsfiguren nehmen nicht nur ihren Platz innerhalb der Reise ein, prägen und formen sie und tragen letztendlich wesentlich dazu bei, welchen Ausgang alles nehmen wird.

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