Moorläufer


Im Reich des letzten Drachen
von Boris Koch
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Juni 2023

Moorläufer

Nur weil jemand die Stütze einer Gesellschaft ist, bedeutet es nicht, dass diese Person oder Personengruppe entsprechend behandelt wird. Ein klassisches Beispiel sind Bauern und Leibeigene im Mittelalter. Obwohl sie für die Versorgung des ganzen Reichs verantwortlich waren, lebten sie meist in Furcht und mussten ihren Zehnt leisten. Boris Koch stellt in „Moorläufer“ eine Abhängigkeitsbeziehung dar, die für die Macht des Königreichs essentiell ist.

Es sind die königlichen Torfstecher, die für Macht und Einfluss des Königreichs verantwortlich sind. Der Nachttorf, den sie aus den Schwarzmooren gewinnen, kann vielseitig verwendet werden. Die Alchymie ist in der Lage, ihn für Tränke, Maschinen und mehr aufzubereiten. Auch die seltenen Moordiamanten sind sehr wertvoll. Da das Königreich das einzige ist, in dem es jenen Torf und jene Diamanten gibt, hat es eine Sonderstellung unter allen anderen Reichen. Das rechtfertigt auch die beträchtlichen Gefahren, die mit dem Abbau des Torfs einhergehen. Mörderische Sumpfkriecher , tückische Moorelfen, Irrlichter und nicht zuletzt der unsterbliche Nachtwyrm machen jeden Tag zu einem Kampf ums Überleben. Milans Familie gerät in Ungnade, als seine Schwester versucht einen Moordiamanten zu stehlen und dabei vom Nachtwyrm getötet wird. Während alle seine Familie verdammen, ist Milan in den Augen seines Vaters der Schuldige. Das hört nicht auf, als er nach dem Tod seiner Schwester weiter durch das Moor zieht als alle anderen und er nur noch „Moorläufer“ genannt wird. Und es lässt auch nicht nach, als er sich in Khyra verliebt, die von allen als halbe Moorelfe bezeichnet wird. Als er endlich seine Prüfung ablegen darf und einem Irrlicht ins Moor folgt, um dieses sogar zu fangen, trifft er die Entscheidung, es einem Alchymisten zu verkaufen. Eine Entscheidung, die ihn endgültig zum Außenseiter macht und sein Leben mehr als je zuvor in Gefahr bringt.

Damit ist die Geschichte natürlich noch lange nicht zu Ende, sie nimmt danach an Dramatik stark zu, aber an dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden. Denn genügend Geheimnisse ranken sich um die Irrlichter, Alchymie und den Nachtwyrm. Boris Koch stellt in seinem Roman die Entwicklung eines Außenseiters von der Kindheit an, bis hin zum Erwachsenwerden dar. Menschenleben bedeuten den Herrschenden in diesem Roman wenig. Jede Person mit Macht möchte etwas. Ob dies nun Nachttorf, Irrlichter oder gar Moordiamanten sind, die Leben der Torfstecher werden dabei mutwillig in Gefahr gebracht und verschwendet, das „königlich“ im Zusatz erscheint dabei wie ein schlechter Witz. Der Autor hat auch mit anderen Elementen nicht gespart. Es gibt Besessenheit und Fanatismus, aber zum Glück auch wahre Freundschaft, Liebe und sogar etwas Romantik. Das alles zusammen macht „Moorläufer“ zu einem Roman, der rundum gelungen ist, eine neue Welt vorstellt und auch mit einem sympathischen Protagonisten punkten kann. Auch wenn vieles absichtlich im Dunklen bleibt, vermittelt „Moorläufer“ genau die richtige Stimmung für den Lesenden. Dementsprechend kann das Werk allen Fantasyfans mit gutem Gewissen empfohlen werden.

„Moorläufer – im Reich des letzten Drachen“ ist ein Fantasyroman von Boris Koch, der nicht nur von nebelverhangenen Mooren erzählt. Es geht um gnadenlose Herrscher, seltene Rohstoffe, Alchymie und Tod. Zusätzlich zu Unterhaltung, Spannung und Drama liefert das Werk viel Stoff, über den man nachdenken kann. Insgesamt ist „Moorläufer“ daher eine Empfehlung alle Lesenden, die gerne gute Fantasy lesen. Hier findet man sie.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    05/2023
  • Umfang:
    400 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426529102
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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