Protektor

Protektor - Monsterjäger mit Sockenschuss

von André Wiesler, Janina Wiesler (Sprecher*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. Juni 2016

Protektor - Monsterjäger mit Sockenschuss

Was ist besser, als das Buch eines Autors zu lesen? Natürlich den Autor selbst dabei zu hören, wie er einem das Buch vorliest. Ob es jedoch noch besser wäre, denselben dabei auch bei sich zu Hause und ganz für sich allein zu haben, ist eine Frage, die wir hier nicht beantworten wollen und können. Und auch wenn dies mit André Wiesler möglich wäre – der ist nämlich käuflich, ist das nicht Thema seines Romans „Protektor – Monsterjäger mit Sockenschuss“. Obwohl wir das Protektor - Der Roman, wollten wir es uns auch noch anhören.

Niemand kann sich merken, dass Holger Klaus eigentlich Klaus Holger heißt. Seine Karriere hat er sich bereits ruiniert und obwohl er eigentlich durchaus genügend Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt hätte, ist er seit seiner Kindheit ein Verlierer. Mittlerweile spiegelt sich seine Erfolglosigkeit auch in seinem Äußeren wider, das ohnehin noch nie besonders ansprechend war – allerdings ist er nun endgültig aus dem Leim gegangen. Als sich an die mysteriöse Veronique an ihn heranschmeißt und sogar eine leidenschaftliche Nacht mit ihm verbringt, hat diese seltsame folgen. Nicht nur, dass er plötzlich der Traum älterer Damen ist, er erfährt von seinem Schicksal: Er ist ein Protektor. Und er hat eine Kuh als Tiergefährtin, die ihn bei seiner schwierigen Aufgabe unterstützt. Diese ist nichts geringeres, als die Menschheit vor jeglicher übernatürlichen Unbill zu retten. Ohne Ahnung, mit Übergewicht, einer großen Menge Nerdwissen und viel Enthusiasmus wagt sich der Progatonist an die Aufgabe heran und denkt dabei immer wieder an die Vergangenheit – mit der Stimme des Autors.

So gern man André Wiesler allerdings zuhört, wie er seine männlichen Charaktere einspricht, hat er sich für das Hörbuch jedoch zu einem gewagten und mutigen Schritt entschlossen. Nämlich seine Frau zu fragen, ob sie ihn bei den weiblichen Stimmen unterstützt. Ein Goldgriff, wie man so schön sagt. Denn während in der Stimme des Autors Ironie, Sarkasmus und Verzweiflung einander die Klinke in die Hand geben, ist die Stimme von Janina Wiesler zwar genauso wandlungsfähig, hat aber noch weitere Vorzüge. Denn – auch auf die Gefahr hin, sich den Groll von André Wiesler zuzuziehen – sie ist in der Lage mit derartig viel Sexappeal zu lesen, dass man fast ein wenig rot wird. Wenn sie in der Geschichte den Protagonisten schon allein mit Worten in Verlegenheit bringt, kann man sich abendliche Gespräche im Hause Wiesler durchaus vorstellen, obwohl man das vielleicht gar nicht will.
Das Hörbuch ist also nicht nur aus der durchwegs amüsanten und unterhaltsamen Geschichte des Romans entstanden, sondern auch mit viel Liebe und viel Spaß am Einsprechen der verschiedenen Stimmen. Insofern kann man das Hörbuch mindestens genauso gut hören wie das Buch lesen. Ein wenig gemein ist allerdings, dass André Wiesler bei der Danksagung für die Unterstützer des Crowdfundings allerdings seiner Frau die nahezu unendliche Aufgabe überlassen hat, alle Namen aufzuzählen. Davon aber einmal abgesehen, kann an das Werk ohne Einschränkungen empfehlen – außer der potenzielle Leser hat eine Allergie gegen Ironie und Satire. Dann wäre es besser die Finger davon zu lassen.

„Protektor – Monsterjäger mit Sockenschuss“ ist nicht nur ein gelungener satirischer Roman von André Wiesler sondern auch ein ebenso geglücktes Hörbuch, das vom Autor und seiner Frau Janina selbst eingesprochen wurde. So kommt nicht nur der bissige Humor hervorragend zur Geltung, auch den Stimmen gelingt es Schmerz, Witze und erotische Stimmung (in erster Linie der weibliche Part) überzeugend zu transportieren und machen das Werk zu einem spannenden Hörerlebnis. Und wir wundern uns nicht mehr, warum André Wiesler gerne mit seiner Frau telefoniert.

Details

Bewertung

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  • Erotik:
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