Mit seiner Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen hat der erfolgreiche Krimiautor Klaus-Peter Wolf eine Ermittlerin geschaffen, deren Fälle zahlreiche Leser in ihren Bann zogen. Doch nun wird aus der Hauptfigur eine Nebenrolle, denn in seinem neuen Roman "Totenstille im Watt" lässt Klaus-Peter Wolf jemanden ganz anderen zu Wort kommen: Dr. Bernhard Sommerfeldt.
Wer ist Bernhard Sommerfeldt?
Norddeich ist ein kleines Städtchen, in dem im Sommer zahlreiche Touristen Urlaub machen. Hier hat Dr. Bernhard Sommerfeldt seine Praxis eröffnet, behandelt die kleinen und großen Wehwechen von Touristen und Einheimischen und kümmert sich darüber hinaus auch gerne mal um Fälle, mit denen sein Beruf nicht unbedingt etwas zu tun hat. Er übernimmt etwa die Erziehung eines brutalen Ehemanns, der regelmäßig Frau und Kind schlägt. Denn was niemand weiß, Dr. Sommerfeldt ist nicht der, für den er sich ausgibt. Während alle glauben, er sei der nette Hausarzt, der herzensgute Mensch von nebenan, ist er in Wahrheit ein äußerst brutaler, psychopathischer Mann.
Aus der Sicht des Täters erzählt
Klaus-Peter Wolf ist ein bekannter Name in der Krimi-Szene. Seine Bücher werden nicht nur mit Begeisterung verschlungen, die Verfilmung von "Ostfriesenkiller" schlug ein wie eine Bombe.
Während Klaus-Peter Wolf noch den Schluss für Ostfriesentod schrieb, schlich sich leise ein neuer Protagonist - kann man ihn so nennen? - ein: Dr. Bernhard Sommerfeldt. Aufdringlich und hartnäckig hielt er sich, bis Klaus-Peter Wolf ihm endlich sein eigenes Buch widmete. Dieses hebt sich deutlich von seinen bisherigen Romanen ab, denn dem erfolgreichen Schriftsteller war sofort klar, dass die Geschichte von Sommerfeldt nur aus der Ich-Perspektive erzählt werden konnte. Nur so hätten die Leser die Möglichkeit, den gescheiterten fränkischen Unternehmer, der nun als Arzt in Ostfriesland ordiniert, kennenzulernen. Nur so bekäme er auch den nötigen Raum, um sich und seinen Charakter völlig entfalten zu können.
Und so offenbart sich für den Hörer eine Handlung die zwar anders ist, aber trotzdem unglaublich atmosphärisch und düster. Man ist gebannt von den dunklen Gedanken Sommerfeldts, wie er sich selbst als Racheengel sieht, seine grausamen Taten damit rechtfertigt, dass seine Opfer die Übeltäter, die Schweine, die Schuldigen waren und er eigentlich nur jemandem hat helfen wollen. Er sieht sich selbst über dem Gesetz stehen, maßt sich an, die Bestrafung auf seine Art durchzuführen. Obwohl Sommerfeldt ganz gewiss keine Figur ist, mit der man sich identifiziert oder sympathisiert, fiebert man dennoch mit ihm mit. Man wartet darauf, dass ihm die Polizei auf die Schliche kommt, ja man lauert regelrecht. Gelingt ihm die Flucht? Kann er untertauchen oder wird er in letzter Sekunde geschnappt? Klaus-Peter Wolf hat hier einen absolut fesselnden Roman geschrieben, dessen Handlung man einfach folgen muss.
Dank der Umsetzung als Hörbuch geht das auch relativ einfach. Man kann es überallhin mitnehmen und zu jeder Gelegenheit hören. Gelesen wird es vom Autor selbst. Seine Stimme passt einfach perfekt für die Figur des Bernhard Sommerfeldt. Herrlich psychopatisch, voller Sarkasmus und Zynismus, unglaublich bedrohlich, so dass man selbst bei so mancher Stelle Angst bekommt und froh ist, zwischen sich und Dr. Sommerfeldt das Medium CD zu wissen.
So entpuppt sich Klaus-Peter Wolfs neuer Krimi "Totenstille im Watt" als großartiger Roman, der den Hörer fesselt und in den Bann zieht. Man kann das Hörbuch einfach nicht zur Seite legen, sondern will wissen, wie die Handlung weitergeht. Mit seiner Entscheidung, die Ereignisse aus der Sicht des Serienkillers zu erzählen, ist Wolf ungewöhnliche und nicht ganz einfache Wege gegangen. Denn er rückt hier keine Person in den Mittelpunkt, mit der man sich identifizieren möchte, aber dennoch muss man von ihr fasziniert sein. Dieser Drahtseilakt ist dem Autor großartig gelungen und der Hörer wird mit einem großartigen Krimi belohnt.
Details
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Erschienen:06/2017
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Umfang:4 Audio-CDs
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Typ:CD
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ISBN 13:9783833737114
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Spieldauer:345 Minuten