Geschichten aus der Nightside
Der Fluch der dunklen Mutter
von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby
| 01. März 2024
Jeder hat sich schon einmal über seine Mutter beschwert. Oft ist einem selbige zu konservativ, zu neugierig oder hat zu viel Einfluss auf das eigene Leben. John Taylor aus Simon R. Greens Serie „Geschichten aus der Nightside“ geht das nicht anders, denn seine Mutter war ein überaus mächtiges Wesen. Wer sie allerdings genau war, das weiß weder er selbst, noch die Mächtigen in seiner Umgebung. Aber der Titel des vierten Bandes „Der Fluch der Dunklen Mutter“ verspricht, dass er der Aufklärung dieses Geheimnisses einen Schritt näher kommt.
John Taylor ist ein sonderbarer Zeitgenosse. Er hat eine Gabe, mit der er in der Lage ist, alles zu finden, wird gleichzeitig aber von unglaublich mächtigen Gegnern verfolgt - immer, überall und in jeder Zeit. So ist eine Versteigerung, bei der jener eine Schmetterling, der mit einem Flügelschlag einen Sturm auslösen könnte, nur ein kleines Vorgeplänkel zum tatsächlichen Abenteuer. Denn er wird von keiner geringeren als Göttin Fortuna angeheuert, um die Ursprünge der Nightside – jenem Ort, an dem es immer drei Uhr Morgens ist – im übertragenen Sinne ans Licht zu bringen. John wählt seine Gefährten für diese Investigation mit Bedacht und seinem üblichen Hang zur Selbstzerstörung. „Der Irre“ ist eine Person, die einfach die Wahrheit hinter der Realität gesehen hat und deshalb völlig durchgeknallt ist, denselben Effekt hat er auch auf seine Umwelt. „Der Sünder“ war ein Mann, der sich in einen Sukkubus verliebt und seine Liebe auch in der Hölle nicht verloren hat. Daher hat er weder Platz in der Hölle noch im Himmel. Gemeinsam mit seiner Geliebten begleitet er John Taylor. So geht es von einem mächtigen und alten Wesen zum nächsten. Eine Spur der Zerstörung hinterlassend wird dem Ermittler klar, dass die Ursprünge der Nightside direkt mit seiner Herkunft und seiner Mutter verknüpft sind. Doch jedem noch so mächtigen Wesen wurde die Erinnerung an die Wahrheit geraubt...
Wie in den Vorgängerbänden gelingt es Simon R. Green wahnwitzige Gedankensprünge mit haarsträubenden Situationen und einer trotz ihres seltsamen Hintergrundes relativ geradlinigen Handlung zu verbinden. In „Der Fluch der dunklen Mutter“ ist es allerdings leider so, dass die gesamte Ermittlung eigentlich nur ein Alibi darstellt um den Gründen für Fakten nachzugehen, die dem Protagonisten schon immer bekannt waren. Das stimmt irgendwie ein wenig ärgerlich, der Grund dafür löst sich gegen Ende dieses Bands jedoch zum Glück auf. Trotzdem endet das Buch mit einem relativ brutalen Cliffhanger, der seinen Leser, der wie bisher einen abgeschlossenen Roman erwartet hat, ziemlich überrascht. Obwohl man in diesem Band relativ lange an der Nase herumgeführt wird, kann man als Leser trotzdem nicht anders, als den Autor für seine Einfälle zu bewundern. Skurril, einfallsreich und wie immer fern aller literarischen Konventionen mischt er Artussaga und Nordischen Mythologie mit christlichen Elementen und mixt das ganze noch mit Horror-, Magie- und Science-Fiction-Inhalten. Wie auch im Vorgängerband kann man das Buch trotz seiner „Vorspiegelung falscher Tatsachen“ allen Lesenden, die einem solch wilden Stilmix, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt, nicht abgeneigt sind, empfohlen werden. Wer aber klare Linien bevorzugt, sollte hiervon eher die Finger lassen.
Simon R. Greens vierter Roman aus der Reihe „Geschichten aus der Nightside“ mit dem Titel „Der Fluch der Dunklen Mutter“ ist kein Familiendrama - jedenfalls nicht nur. Durch Humor und die Vereinigung zahlreicher Genres ist auch dieses Buch wieder etwas Besonderes geworden. Wer die Vorgänger mag, darf hier bedenkenlos zugreifen.
Details
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Originaltitel:
Hex and the City
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