Das Rad der Zeit - das Original
Der Schatten erhebt sich
von Robert Jordan
Rezension von Stefan Cernohuby
| 07. Oktober 2010
Jeder weiß, dass sich über kurz oder lang alles ändert. Kinder werden erwachsen, Regierungen wechseln und selbst die Verehrung von Gottheiten verschiebt sich in Richtung anderer Schwerpunkte. So ist es auch im vierten Band der Reihe "Das Rad der Zeit - das Original", der den Titel "Der Schatten erhebt sich" trägt. Doch wie weit sich die Dinge von den Zeiten des Beginns entfernt haben, wollten wir uns selbst ansehen.
Viele träumen davon, vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden. Doch Rand al´Thor ist nicht ganz so begeistert von seinem Werdegang. Vom Schafhirten ist er nun zu einer mythischen Gestalt - dem "wiedergeborenen Drachen" - aufgestiegen, der unter anderem über ein beeindruckendes Heer gebietet. Während sich die Mächte des Bösen langsam sammeln und sich viele Legenden zu wiederholen beginnen, hat Rand vor, etwas zu tun, mit dem keiner rechnet. Und das tut er auch. Derweil wird sein Freund Perrin zurück in die Lande ihrer beider Heimat geschickt, das Land der zwei Flüsse. Dort treiben seit geraumer Zeit nicht nur gefährliche Trollorcs, sondern auch Weißmäntel herum, wie die Angehörigen des Ordens der "Kinder des Lichts" genannt wären. Viel Arbeit für den Jungen, der mit Wölfen sprechen kann.
Doch auch Rands übrige Gefährten haben eigene Aufgaben zu erfüllen. Mat begleitet ihn in ein verbotenes Land, die jungen Aes Sedai Nynaeve und Elay versuchen sich ebenfalls an einer Geheimmission im Reich der Träume und vor allem anderen gibt es offensichtlich größte Problem: Die Charaktere werden erwachsen. So ist ein Gutteil der Materie Beziehungsproblemen, beziehungsweise Problemen in Vorstufen von Beziehungen gewidmet.
Die Schatten werden zwar länger, weil die Charaktere erwachsen werden, der erwartete aufragende dunkle Turm des Bösen bleibt aber weitgehend aus. Zu Beginn des Romans glaubt man zwar, dass die gefährlichen Feinde eine neue Offensive starten, im Gegensatz dazu bewegen sich jedoch die Helden vorwärts und sie nehmen den kürzesten Weg. Ob durch die "kurzen Wege" oder über Portalsteine, jeder macht sich zu einem anderen Teil in der Welt auf. Denn dort gibt es Aufgaben zu erfüllen, die nicht immer sofort miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. Schlussendlich wird im Roman das große Ganze ein wenig klarer, als es zu Beginn ist, von wirklicher Aufklärung kann aber keine Rede sein. Fakt ist allerdings, dass nun die wirklich wichtigen Ereignisse in Gang gesetzt werden, die nicht unbedingt mehr etwas mit punktuellen Heldentaten sondern vielmehr mit Politik zu tun haben. Insofern ist das Werk eher etwas für "erwachsenere" Leser als die Vorgänger. Dies wirkt sich leider auch ein wenig auf den Spannungsbogen aus, der nicht mehr so ganz durchgängig positiv zu bewerten ist - kein Wunder, hat das Werk doch ohne Anhänge 1170 Seiten. Insofern kann man das Buch auch nicht uneingeschränkt empfehlen. Aber all diejenigen, die auch bereits die ersten drei Bände verfolgt haben, sollten trotzdem zugreifen.
"Auch wenn Der Schatten erhebt sich" von Robert Jordan genau dort fortsetzt, wo der Vorgänger geendet hat, unterscheiden sich die Bände doch deutlich voneinander. Der vierte Teil der Reihe "Das Rad der Zeit - das Original" beschäftigt sich mit unterschiedlichen Taten über die ganze Welt verstreut, die zum Teil auch politisch motiviert sind. Insofern ist es kein Wunder, dass etwas weniger Spannung aufkommt. Da der Band für Quereinsteiger denkbar ungeeignet ist, kann man das Werk nur all jenen empfehlen, die bereits die ersten Bände der Serie mit Begeisterung verfolgt haben.
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