Des Träumers Verderben

von Heidi Emfried
Rezension von Katharina Ruech | 30. Januar 2020

Des Träumers Verderben

Wer hat den Träumer ermordet? Chefinspektor Leo Lang und sein Team machen sich auf die Spurensuche und sind dabei mit einer illustren Schar an Verdächtigen konfrontiert. Mitarbeiter, Familienmitglieder, eine Geliebte, die Ex-Frau, berufliche Konkurrenten, ... jeder scheint ein Motiv für den Mord an dem erfolgreichen Wiener Unternehmer Mathieu Rassling zu haben.

Der Traum ist ausgeträumt

An einem lauen Sommerabend wird Chefinspektor Leo Lang zu einem Mord in ein Wiener Hotel gerufen. Mathieu Rassling wurde pikanterweise von seiner Geliebten leblos im Auto in der Garage gefunden. Der Unternehmer hat sowohl beruflich als auch privat keine Wagnisse gescheut und im Auto des Opfers finden sich zahlreiche DNA-Spuren. So kommt es, dass das Ermittlerteam eine ganze Reihe an Verdächtigen unter die Lupe nehmen muss. Da wäre etwa der Bruder, mit dem Mathieu unterschiedlicher Meinung über die Weiterführung des Familienunternehmens war. Oder hat sich die betrogene Ex-Frau gerächt? Auch verärgerte Mitarbeiter und der seltsame berufliche Konkurrent haben ein Motiv für den Mord.
An Verdächtigen mangelt es also nicht. Wenig hilfreich ist jedoch die Personalknappheit im Team. Leo Lang und seine zwei verbleibenden Kollegen, die ehrgeizige Cleo und das Wiener Urgestein Helmut, bekommen unfreiwillig Unterstützung von der eigenwilligen Soziologiestudentin Alithia. Sie strapaziert die Nerven der Ermittler durch ihre Weisheiten aus dem Fachbereich der Gender Studies.
Im Laufe der Geschichte lichtet sich das Feld der Verdächtigen immer mehr und scheinbare Motive lösen sich in Luft auf. Die Ermittler drehen sich im Kreis. Als plötzlich ein weiterer Mordversuch geschieht und sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen. Bis am Ende die erschütternde Wahrheit ans Licht kommt.

Wiener Schmäh trifft auf echte Polizeiarbeit

Der Autorin Heidi Emfried ist eine realistische, jedoch unterhaltsame Schilderung der Polizeiarbeit gelungen, abseits der hypermodernen Zauberei in amerikanischen Krimiserien. Wo Kriminalfälle nicht innerhalb kürzester Zeit durch technische Spielereien gelöst werden, sondern eine Reihe von Befragungen, Auswertungen von Spuren und echte Ermittlungsarbeit notwendig sind. Nichtsdestotrotz ist das Ganze flüssig und kurzweilig zu lesen. Für Fans von rasanten, brutalen Thrillern könnte jedoch die Spannung etwas zu kurz kommen.
Die einzelnen Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail beschrieben, sowohl die ermittelten Beamten als auch die verschiedenen Verdächtigen. Dadurch kann man sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Protagonist ist Chefinspektor Leo Lang, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist. Von ihm erfährt man abseits der Ermittlungen auch einiges aus dem Privatleben.
Für alle Wiener und Wien-Liebhaber bietet „Des Träumers Verderben“ reichlich Lokalkolorit. Nicht nur durch die Schauplätze der Handlung, sondern auch durch zahlreiche Dialektausdrücke, die der Geschichte zusätzlichen Charme verleihen.
Positiv hervorzuheben ist außerdem das überraschende Ende. Trotz der vielen Verdächtigen kann man bis kurz vor Schluss der Geschichte nur Vermutungen anstellen, wer der Täter oder die Täterin ist. So wird die Spannung aufrechterhalten und der Leser kann über lange Zeit munter mit rätseln. Nichts wäre schlimmer als ein Krimi, bei dem man von Anfang an weiß, wie er ausgeht.

„Des Träumers Verderben“ ist ein unterhaltsamer Kriminalroman mit interessanten Charakteren, der bis zuletzt spannend bleibt. Auch der Wiener Schmäh kommt dabei nicht zu kurz.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Gewalt:

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