Schon viele Historiker oder Dichter versuchten den Garten Eden nicht nur metaphorisch, sondern auch seine vermutliche geographische Lage und seine Bedeutung für die Evolution von Kirchenstrukturen zu erforschen. Beides sind allerdings keineswegs Themen von Stephan R. Bellems Roman "Die Wächter Edens". In diesem geht es eher um alte Widersacher, Handfeuerwaffen und jede Menge Action.
Arienne ist Journalistin, wenn es nach ihr geht sogar eine moderne und aufstrebende. Aktuell hat sie sich allerdings gerade in eine Story verrannt, die laut keinem anderen Beteiligten tatsächlich eine solche darstellt. Es geht um Morde an Obdachlosen, von denen gerade wieder einer begangen wurde. Dabei wurde der Mann bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Überraschenderweise bekommt sie Unterstützung von einem Kollegen, den sie für seine vorsintflutlichen Methoden immer verachtet hat. Doch es scheint, als hätte Tom mehr als nur ein Ass im Ärmel. Gemeinsam stoßen die beiden auf eine Organisation von potenziell Verrückten, die offenbar an die Existenz von Hexen, Dämonen und schlimmerem glauben und deshalb scheinbar wahllos Menschen töten.
Antonio, kurz Toni, ist direkt von der Schweizergarde zu einer seltsamen Truppe versetzt worden. Er hat keine Ahnung, was diese genau tut, bis man ihn brutal ins kalte Wasser stößt. Gleich am ersten Tag wird er mit dem Urvampir konfrontiert, was ihn bis in die Knochen erschüttert. Er erfährt schnell, dass die Organisation eine Art moderne Paladine ausbildet. Krieger die das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle bewahren und dabei insbesondere verhindern sollen, dass Dämonen von Menschen Besitz ergreifen. Doch letztlich hat sein Kommandant Vincent - der tatsächlich ein Engel ist - keine geringere Aufgabe als das Hüten eines Keims aus dem Garten Eden. Doch ein alter Widersacher Vincents, der gefallene Engel Nathaniel, hat offenbar eigene Pläne mit dem Keim. Pläne, die Vincent um jeden Preis verhindern will.
Als der Verfasser dieser Rezension ein Interview mit Stephan R. Bellem über die Ausprägung des vorliegenden Romans sprach, beschrieb dieser das Werk als Mischung aus "Gods Army" und "Constantine". Auch wenn das nur eine Richtung war, um den auf das vorzubereiten, mit dem er konfrontiert wird, ist die Beschreibung in einer Hinsicht bestimmt passend. Wer die Filme, beziehungsweise die Comics kennt und mag, wird auch den Stil von "Die Wächter Edens" zu schätzen wissen. Engel werden so dargestellt, dass sie in Menschen gerade einmal etwas wie schützenswerte niedere Wesen sehen, aber keineswegs gleichgestellt in den Augen Gottes. Dementsprechend bleiben auch einige Sterbliche einfach auf der Strecke, schlichtweg weil sie den göttlichen Wesen in die Quere kommen. So folgt man gespannt der Handlung, bis man ziemlich abrupt auf das Ende stößt. Etwas ärgerlich ist auch der Klappentext, denn das dort beschriebene "ins Leben Treten" des gefallenen Engels findet irgendwo auf den letzten 40 Seiten des Buch statt. Davon aber einmal abgesehen ist das Buch sehr gut gelungen, düster, spannend und keine Geschichte mit gütigen, weisen und gnädigen Engeln. Gut so!
"Die Wächter Edens" ist ein spannender Fantasy-Roman, in dem ein uralter Konflikt von höheren Mächten auf dem Rücken der Menschen ausgetragen wird. Für Kenner und Liebhaber ähnlicher Filme und Literatur ist das Buch ein Leckerbissen, der lediglich von einem etwas plötzlichen Ende ein wenig getrübt wird. Dennoch ist das Werk sehr zu empfehlen, außer man besteht darauf, dass Engel unfehlbar sind.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:09/2011
-
Umfang:309 Seiten
-
Typ:Taschenbuch
-
ASIN:3800095483
-
ISBN 13:9783800095483
-
Preis (D):14,95 €