Paranoia ist eine anstrengende Angelegenheit. Ständig hat man das Gefühl, dass einem irgendwer im Nacken sitzt, verfolgt oder gar Teil einer Verschwörung ist. Doch wie ein altes Sprichwort sagt, nur weil man paranoid ist, heißt es nicht, dass niemand hinter einem her ist. Dieses Problem scheint auch der Protagonist in Dan Wells neuem Roman "Du stirbst zuerst" zu haben. Oder ist doch alles nur Einbildung?
Michael Shipman hat gerade erst sein Bewusstsein wiedererlangt, als plötzlich diverse Probleme auftauchen. Einerseits stellt sich heraus, dass er nicht weiß, was in den letzten beiden Wochen passiert ist. Andererseits macht ihn das ziemlich verdächtig, da in diesem Zeitraum etliche Morde passiert sind. Morde an den Mitgliedern einer Sekte, die er zu hassen gelernt hat - schließlich haben sie seine Mutter auf dem Gewissen. Und seit er von Gesichtslosen verfolgt wird, ist er stets auf der Hut. Problematisch ist allerdings, dass er offenbar der einzige ist, der erkennt, dass seine Verfolger kein Gesicht besitzen. Aus diesen Gründen wird er wieder einmal in eine Klinik eingewiesen und dort gegen seine schizophrenen Anwandlungen behandelt. Nicht jeder, der ihn dort besucht, ist nach seinem Geschmack. Neben seiner Freundin besuchen ihn auch eine Reporterin, sein früherer Psychiater und nicht zuletzt sein Vater. Letzterer wirft ihm nicht nur den Tod seiner Mutter vor, sondern scheint ihn wirklich zu hassen. Doch langsam aber sicher stellt sich heraus, dass nicht alles, was sich Michael angeblich eingebildet hat, wirklich irreal war. Das FBI befragt ihn zu seinen Erfahrungen mit den "Kindern der Erde" und auch seine Empfindlichkeit gegen jegliche technischen Geräte tritt immer mehr in den Vordergrund. Die Frage lautet irgendwann nicht mehr, ob ihn jemand verfolgt, sondern wer - oder besser was - seine Verfolger wirklich sind...
Jeder der Dan Wells Reihe um den Monsterkiller John Cleaver kennt, geht mit einer gewissen Erwartungshaltung an einen neuen Roman des Autors heran. Und schon vom Layout her, dem Seitenschnitt und auch der Inhaltsangaben scheint sich das Werk in eine ähnliche Richtung zu entwickeln. Denn auch Michael Shipman sieht Monster. Er scheint zwar kein Psycho- oder Soziopath zu sein, hat aber trotzdem wenig Skrupel seine Verfolger mit allen Mitteln loszuwerden. Erst als sich herausstellt, wer seiner Freunde und Feinde wirklich real ist, kann er sein Ziel aber richtig verfolgen. Handlungstechnisch ist die Geschichte über große Teile des Buchs spannend, weil man nicht weiß, worauf die Erzählung hinausläuft. Dementsprechend könnte das Ende vielleicht manchen Lesern ein wenig zu phantastisch vorkommen. Auch hier ist daher die Bezeichnung "Thriller" ein bisschen zu plakativ. Im Endeffekt handelt es sich um einen phantastischen Thriller - was heißen soll, mit übernatürlichen Elementen. Grundsätzlich unterhält das Werk aber sehr gut und man kann sich diesmal darüber freuen, ein abgeschlossenes Buch in Händen zu halten. Der Preis von knapp 13 Euro geht darüber hinaus für den Inhalt und die Länge des Buchs völlig in Ordnung.
"Du stirbst zuest" ist der neueste Roman von Dan Wells, der diesmal auf Deutsch schon einige Zeit vor der englischen Version erschienen ist. Der Leser wird mit einem anderen Protagonisten als sonst konfrontiert, wird aber trotzdem sehr gut unterhalten. Zu einem spannenden Abenteuer an der Grenze des Wahnsinns bekommt man zusätzlich noch das Gefühl, eine abgeschlossene Geschichte in Händen zu halten. Allen Liebhabern von Dan Wells kann man das Werk daher nur wärmstens ans Herz legen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:10/2011
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Umfang:448 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3492268587
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ISBN 13:9783492268585
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Preis (D):12,99 €