Falsche Beteuerungen von Verbrechern und Gesetzesbrechern gibt es viele. Egal ob Bill Clinton behauptete, keine sexuelle Beziehung zu seiner Praktikantin gehabt zu haben oder Radsportler bis zum bitteren Ende glaubhaft versichern, keine leistungssteigernden Präparate zu sich genommen zu haben, irgendwann ist die Glaubwürdigkeit verspielt. Wenn aber jemand, der sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, behauptet, kein Krimineller zu sein, stellt sich die Frage nach dem Sinn. In "Ich bin kein Serienkiller" lässt dieser allerdings nicht lange auf sich warten.
Der gerade einmal fünfzehnjährige John Wayne Cleaver arbeitet neben der Schule für seine Mutter im familiären Bestattungsunternehmen. Doch neben dem Präparieren von Leichen für das Begräbnis hat er noch ein anderes, etwas kritisches Hobby. Er ist überaus fasziniert von Serienmördern und hat diese zu seinem Steckenpferd gemacht. Seine Mutter hat ihm deshalb eine Therapie verordnet - etwas, was er tatsächlich sogar begrüßt. Er selbst findet seine Begeisterung gefährlich und erlegt sich strenge Regeln auf, um nicht dem Drang nachzugeben, selbst zum Serienmörder zu werden. Doch mitten in seiner Persönlichkeitskrise, in welcher die Frage aufgeworfen wird, ob es sich bei ihm um einen Soziopaten handelt, taucht tatsächlich ein Serienmörder in der Gegend auf. John, der sich berechtigterweise für einen Experten hält, beginnt nachzuforschen und findet nach einiger Zeit tatsächlich heraus, um wen es sich handelt. Die Angelegenheit wird immer mysteriöser als er herausfindet, weswegen der Mörder dem Opfer Organe entnimmt und Körperteile amputiert. Dabei begibt er sich selbst in doppelte Gefahr. Denn einerseits will er den Mörder entlarven und aufhalten, andererseits muss er den Verdacht von sich selbst ablenken. Er selbst wäre nämlich kein schlechter Kandidat für den Hauptverdächtigen...
Der Piper Verlag stellt das Werk "Ich bin kein Serienkiller" als Thriller in seinem Sortiment vor. Tatsächlich handelt es sich allerdings um ein Buch, das mindestens so viele Horror- und Fantasyelemente enthält, wie Markenzeichen eines Thrillers. Hier wäre eine eindeutigere Klassifizierung wünschenswerter gewesen. Abgesehen davon kann die aus der Sicht des jungen John Wayne Cleaver erzählte Geschichte durchaus überzeugen. Sie ist spannend erzählt, unterhaltsam und bewegt sich stets auf einem Grat zwischen Hoffnung und Angst. Hoffnung, dass den Charakteren nichts zustößt und dass sie den richtigen Weg verfolgen. Angst, dass sie doch vom rechten Weg abkommen und selbst zu einem weit schlimmeren Monster werden könnten, als jener im Buch vorkommende Mörder. Dabei hält sich der Autor allerdings zahlreiche Optionen offen. So spricht er von dem Drang in John, der ihn zum Töten bringen will, gewissermaßen als eigene Entität. Eine Wesenheit, von der sich der Protagonist trotz seiner (mehr oder weniger) heldenhaften Aktionen nie vollständig lösen kann. Es wäre also kein Wunder, wenn weitere Romane erscheinen würden. Obwohl das Buch kein wirkliches Neuland erschließt, handelt es sich doch um ein Werk, das vielen Thriller- und Horrorfans gefallen könnte - wenn man berücksichtigt, dass eine gehörige Portion Fantasy enthalten ist.
Dan Wells erzählt in seinem Werk "Ich bin kein Serienkiller" von einem Jungen, der sich weder von seltsamen Vorlieben noch von einem grusligen Nebenjob von seinem Weg abbringen lässt, einen Mord aufzuklären. Das Buch kann all jenen Lesern empfohlen werden, die es nicht stört, wenn eine eigentliche Thriller-Handlung mit der Zeit immer mehr Fantasy-Element enthält. Denn für die Länge und die exotische Bindung des Werks geht auch der Preis von knapp 13 Euro in Ordnung.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2010
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Umfang:377 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3492701698
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ISBN 13:9783492701693
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Preis (D):12,95 €