Wer sich mit Aktivitäten beschäftigt, die man im Tageslicht besser nicht ausüben sollte, der sucht oft den Schutz der Schatten. Im Verborgenen zu agieren kann hilfreich sein, wenn man sich des Eigentums anderer bemächtigen will. Doch es gibt noch weitere Beschäftigungen, die man ungesehen ausüben kann. Manche von ihnen sind dabei äußerst blutig. In David Dalglishs Roman "Der Tänzer der Schatten" fließt jener besondere rote Saft in Strömen...
Es ist nicht leicht, wenn man als Sohn des gefährlichsten Meuchelmörders der bekannten Welt aufwächst. Aaron kann sein Schicksal jedoch nicht wählen, er ist nun einmal der Sohn von Thren Felhorn, dem Oberhaupt der Spinnengilde. Und so wie dessen unzählige Späher, Diebe und Mörder ist er ihm zum Gehorsam verpflichtet. Doch sein Vater hat ganz besondere Pläne mit ihm. Durch eine grausame Erziehung, harte Strafen und die Auslöschung jeglichen Gefühls will er aus seinem gerade erst 13 Jahre alten Kind den perfekten Mörder machen. Wie es der Zufall will, gerät Aaron in den Hinterhalt eines Beraters des Königs und wird durch eine geschäftstüchtige Diebin namens Kayla gerettet. Dadurch gereizt möchte Thren die Ausbildung seines Sohns rascher vorantreiben, will ihn dazu zwingen, ein kleines Mädchen zu töten. Doch genau dadurch erwacht Aarons Widerstand, der sich von da an insgeheim Hearn nennt. Während sein Vater gerade dabei ist, seinen großen Plan umzusetzen, mit dem er danach trachtet, den herrschenden Familien in seiner Stadt ein für alle Mal den Garaus zu machen, findet Aaron zum Glauben an den helfenden Gott Ashur. Thren findet dies heraus - und Glauben ist das Letzte, was ihn antreibt. So übergibt er Aaron den Anhängern des Gottes Karak - welcher die Leere repräsentiert. Diese sollen den Rest von Gottesglauben aus Aaron ausbrennen. Was sie jedoch nicht schaffen, ist dessen zweites Ich Hearn zu töten...
In einer Welt von Kriegern, gedungenen Söldnern und Meuchelmördern werden Messer nur selten zum Butterverstreichen verwendet. Das wird schon im Prolog klar, in dem der achtjährige Protagonist seinen älteren Bruder töten muss. Auch danach fließt das Blut in Strömen. Auftragsmorde, Intrigen, das Versagen von Untergebenen - es gibt immer jemanden, der den Tod verdient - so sehen es zumindest einige Charaktere und handeln auch danach. Die Wandlung des heranwachsenden Jugendlichen Aaron zu seinem idealisierten Ich Hearn ist gewissermaßen nachvollziehbar, denn welches Kind wünscht schon, stets Zentrum von Gewalt und Tod zu sein. Auch die Handlung ist sehr spannend, mit gefährlichen zentralen Gestalten, die alle nur ihr eigenes Wohl und ihre Pläne im Sinn haben. Einzig und allein die Opferbereitschaft für den Protagonisten, die dem Leser im Buch mehrmals begegnet, ist nicht ganz nachvollziehbar. Ja, vermutlich wäre er sonst mehrmals gestorben, doch irgendwie führen jene Freitode ein wenig dazu, dass der Roman stellenweise unglaubwürdig wird. Trotz dieses Mankos bleibt "Der Tänzer der Schatten" ein sehr unterhaltsames Buch, dessen Nebenhandlungen ebenfalls zur Stimmung beitragen und dessen Fortsetzung bereits in Planung ist. Fantasyfans die Blut, Schatten und einem kleinen bisschen Magie nicht abgeneigt sind, werden hiermit keinen Fehleinkauf tätigen.
"Der Tänzer der Schatten" von David Dalglish ist ein ziemlich brutaler Fantasy-Roman in einer spätmittelalterlichen Gesellschaft. Meuchelmörder und Priester prägen das Geschehen. Die Handlung ist allerdings sehr spannend und bis auf einige kleinere Schwachstellen auch durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar. Liebhaber der etwas raueren Fantasy werden hiermit voll auf ihre Kosten kommen.
Details
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Band:1
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:07/2014
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Umfang:544 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3442383226
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ISBN 13:9783442383221
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Preis (D):14 €