Narrenkrone

von Boris Koch
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. Juli 2021

Narrenkrone

Die Wahrheit kann gefährlich sein. Selbst als Scherz verpackt, kann sie Menschen im richtigen Umfeld zum Verhängnis werden. Das war bereits in früheren Zeitaltern so. Einzig und allein ein Narr des Königs hatte eine gewisse „Narrenfreiheit“, woraus sich das Wort auch ableitet. Der zweite und abschließende Roman rund um eine märchenhafte, aber trotzdem tödliche Dornenhecke, in deren Mitte sich ein Palast mit einer schlafenden Prinzessin findet, trägt den Titel „Narrenkrone“ und wurde von Boris Koch verfasst.

Die Stadt Ycena unterscheidet sich schon seit langem vom Rest des Reichs. Nicht nur, dass sie durch die verzauberte Dornenhecke viele Sucher anzieht, also Menschen, die entweder versuchen wollen, die legendäre Prinzessin zu küssen, um Kaiser zu werden, oder einfach nur Schätze aus dem Palast bergen wollen, auch Gesetze und Regeln werden hier ganz anders ausgelegt. Das bezieht sich nicht nur auf Männer, die einander lieben, sondern auch das Wissen um die jeweilige Vergangenheit anderer, die nicht als so wichtig betrachtet wird wie sonst. Als nach vielen Jahrhunderten endlich jemand die schwer ersichtliche Schwachstelle der Hecke angreift, beginnt der magische Schutz nachzulassen. Doch genau diesen Zeitpunkt wählt auch Prinz Aurel, Kronprinz und Einhornmörder, um ebenfalls nach der Krone des Kaisers zu trachten. Eine seiner ersten Handlungen nach seinem Eintreffen ist die Errichtung eines Galgens – denn er bringt seine eigene Vorstellung von Recht und Gesetz mit sich. Etwas das andere verzweifeln lässt und in den Untergrund zwingt – nicht zuletzt, Ukalion, den Bastard des Königs und somit den Halbbruder von Aurel. Und das macht die Aktivitäten vieler Beteiligter hektisch. Manche von ihnen wollen unbedingt Kaiser werden, andere wollen einfach nur Reichtum erlangen. Klar ist nur, in Gegenwart von Aurel und seiner Männer wird nichts davon leicht.

Gab es im Vorgänger „Dornenthron“ noch einen mysteriösen Gegenspieler, der mit übernatürlichen Kräften andere in die Falle lockte, ist der Bösewicht im zweiten Band, neben der Hecke selbst, nur zu menschlich. Und das bringt Gier, Skrupellosigkeit und Angst ans Tageslicht. Selbst eine eigentlich verschworene Gemeinschaft wie die Einwohner von Ycena bleiben von schleichender Veränderung nicht verschont. Misstrauen und gegenseitige Beschuldigungen kommen auf, alles scheint auf ein böses Ende zuzusteuern. Das macht den zweiten Band zu einem etwas weniger magischen, aber nicht weniger intensiven Werk. Für alle Märchenliebhaber zur Info: Es werden tatsächlich wieder zahlreiche andere Märchen als das naheliegende Dornröschen in die Haupthandlung eingeflochten, was es spannend macht, die unterschiedlichen Elemente derselben zu identifizieren.
Doch auch wenn die Handlung spannend ist, die Auflösung gut gelingt und man mit verschiedenen Charakteren mitfiebert, bleib „Narrenkrone“ in ihrem Gesamteindruck ein wenig hinter „Dornenthron“ zurück. Natürlich sind die beiden Teile - nicht nur wegen der Hecke - untrennbar miteinander verbunden und sind für sich allein unvollständig. Man muss also beide gelesen haben, um die ganze Geschichte zu kennen. Separiert man die beiden jedoch voneinander, kommt man eben zu diesem Schluss.

In „Narrenkrone“ führt Boris Koch die Ereignisse aus „Dornenthron“ zu einem gelungenen Abschluss. Die Verflechtung verschiedener Märchenstoffe, starke Charaktere und ein allzu menschlicher Bösewicht machen das Werk definitiv empfehlenswert, für Leser des ersten Romans ist das Werk ohnehin Pflichtlektüre. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass das aktuelle Buch insgesamt ein wenig hinter dem Vorgängerband zurückbleibt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    05/2021
  • Umfang:
    400 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426526781
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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