Die Chroniken der Seelenfänger

Goldenes Feuer

von Alexey Pehov
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. Mai 2017

Goldenes Feuer

Bei manchen Geschichten möchte man unbedingt wissen, wie sie weitergehen. Der Hauptplot in der Reihe „Chroniken der Seelenfänger“ von Alexey Pehov gehört zu diesen Geschichten. So ist es für alle Fans der Reihe sehr erfreulich, dass hierzulande nun bereits der dritte Roman der Reihe erschienen ist. Dieser trägt den Titel „Goldenes Feuer“ und verheißt wieder eine Menge spannender, düsterer aber gleichzeitig humorvoller Abenteuer.

Wenn man lange lebt, begegnen einem eine Menge Menschen. Man hat entweder viel Zeit um diese zu vergessen oder aber auch nachzuforschen, falls einige von ihnen verschwinden. Ludwig van Normayenn staunt nicht schlecht, als er relativ unerwartet über die Überreste seines alten Freundes und Mit-Seelenfängers Hans findet, inklusive seines Seelenfängerdolches. Zumindest glaubt er das. Als er dessen Weg über ein Gebirge zurückverfolgt, findet er in einem Kloster ein schreckliches Geheimnis.
Über Schlachten und übermäßig begabte junge Männer macht Ludwig wieder einmal die Bekanntschaft eines Inquisitors, erlebt, wie eine dunkle Seele zu einer lichten wird und findet letztendlich auch eine lange vermisste Freundin wieder. Doch sie ist es, die in das Verschwinden der Seelenfängerdolche verstrickt ist und sogar etwas über die aus ihnen geformten Seraphimdolche weiß. Wem soll Ludwig nun trauen? Gemeinsam mit seiner ewig lamentierenden lichten Seele Apostel und dem dunklen Animatus Scheuch muss sich Ludwig van Normayenn immer größeren Gefahren stellen.

Wie schon aus den Vorgängerbänden bekannt, erzählt Alexey Pehov keine durchgängige Romanhandlung. Er schreibt über Episoden aus dem Leben seines Protagonisten und dessen beider Gefährten. Genauso wie vorher ist dies hervorragend gelungen. Allerdings ist es der große Metaplot, der trotz der tollen Geschichten zu kurz kommt. Man geht mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Handlung heran, insbesondere weil sich der bereits mehrfach erwähnte Plot um verschwundene Seelenfängerdolche und daraus geschmiedete Seraphimdolche als sehr gefährlich und wichtig präsentiert. Tatsächlich beschränkt sich die direkte Auseinandersetzung mit dieser Materie auf eine der enthaltenen Episoden – auch wenn zugegebenermaßen in einigen anderen Abenteuern Andeutungen gemacht und Gerüchte gestreut werden. Doch wer sich wirklich auf diesen Plot gefreut hat, wird bitter enttäuscht. Zum Glück ist das Buch selbst, jede einzelne Geschichte, hervorragend geschrieben, in sich abgeschlossen und spannend. Man begegnet alten Bekannten wieder und lernt einige gelungene neue Nebencharaktere kennen, die mit Sicherheit nicht zum letzten Mal aufgetaucht sind. Man überschreitet die Grenzen der Fähigkeiten der Charaktere und muss diese daher neu definieren. Und man bekommt eine Menge düsteren Humor geboten. Insofern kann man das Buch jedem Kenner der Reihe und sogar Quereinsteigern empfehlen, die sich an düster-humorvoller Fantasy erfreuen. Denn jede Geschichte beweist, dass der Autor schreiben kann.

Wer in „Goldenes Feuer“, dem dritten Band der Reihe „Chroniken der Seelenfänger“ von Alexey Pehov auf eine finale Auflösung seines werkumspannenden Geheimnisses wartet, könnte enttäuscht werden. Denn die Reihe geht weiter. Die einzelnen Abenteuer aus dem Buch selbst sind jedoch wie immer spannend, unterhaltsam und mit reichlich morbidem Humor versehen. Alle Fans düsterer Fantasy werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Und zumindest bleibt als positiver Aspekt, sich auf einen weiteren „Seelenfänger“-Band freuen zu können.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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