Allerfeinste Merkwürdigkeiten

von Christian von Aster
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. Mai 2016

Allerfeinste Merkwürdigkeiten

Es gibt Vorzeigeautoren, die könnte man in ein Schaufenster setzen. Immer strahlend, immer repräsentativ und genauso geradlinig wie ihre Literatur. Und dann gibt es eine andere Art Autoren. Jene, die ein wenig schrullig sind, eine Menge unterschiedlicher Ideen verfolgen und auch Geschichten in zahlreichen verschiedenen Genres schreiben. So wie Christian von Aster, von dem verschiedene skurrile Einfälle in einem Buch erschienen sind. „Allerfeinste Merkwürdigkeiten“ lautet der Titel des im Golkonda Verlag erschienenen Werks.

Doch obwohl Christian von Aster merkwürdige Geschichten vorzuweisen hat, findet man im Werk eine strikte Ordnung, die mit der graphischen Gestaltung Hand in Hand geht. So gibt es verschiedene Abschnitte zu unterschiedlichen Themen.
Im Horrorbereich begegnet man nicht nur Aufzeichnungen eines Restaurators, der auf einem Portrait Torquemadas ein Buch namens „Necronomicon“ entdeckt, trifft einen Komponisten, der die Realität vertont und einen Doktor, der aus Leichen neues Leben schaffen will. Nein, man lernt auch einen miesen Clown und das Herz der Sprache kennen.
Im zweiten Teil des Buches wird es futuristisch. Ein Datenverbrechen ungeahnten Ausmaßes wird erläutert, die Vergangenheit des Buchdrucks in Frage gestellt und ein fast vegetarisches Steak spielt in einem ebenso fast vegetarischen Verbrechen eine Rolle.
Satirisch geht es weiter, wenn eine alte Dame von (fast immer) verbrecherischen Menschen um ihr Vermögen erleichtert wird, gereimt wird was das Zeug hält und letztlich ein genauerer Blick auf das Schäfchenzählen geworfen wird.
Bevor es zu Märchen mit beinahe vor-grimm’scher Moral zugeht und Weihnachtsgeschichten, die nicht immer jedem Charakter ihre Wünsche erfüllen, wird das Geheimnis des Stirnhirnhinterzimmers gelüftet – und das ist keine Kleinigkeit!

Ohne die schriftstellerische Leistung hinter dem Werk schmälern zu wollen, ist „Allerfeinste Merkwürdigkeiten“ ein Gesamtkunstwerk, das bereits mit der Umschlaggestaltung beginnt und über Inhaltsverzeichnis und Kapitelillustrationen ein stimmiges Bild ergibt. Ein Kompliment an benswerk, die Illustratorin hinter dem Buch.
Die Geschichten selbst sind je nach Genre unterschiedlich. Man kann alle Horrorgeschichten und Science-Fiction-Werke bedenkenlos genießen. Bei der Satire hingegen könnte es natürlich unterschiedliche Geschmäcker geben, nicht alles ist immer für jeden witzig. Im Fall der Märchen und der X-Mas-Stories fällt das Urteil auch eher gemischt aus, was durch das „Stirnhirnhinterzimmer“ jedoch wieder aufgewogen wird. Auch wenn natürlich nicht jedem Leser alle Geschichten gefallen können, ist die wilde Mischung von „Genregrenzensaboteur“ Christian von Aster dennoch eine hervorragende Möglichkeit um einmal abschalten zu können und sich auf etwas Neues einzulassen. Man merkt, dass seine Gedanken allerlei merkwürdige Ergebnisse produzieren und kann sicher sein, dass diese das auch weiter tun werden. Das Buch selbst ist schon beinahe als Kunstwerk zu betrachten und ist mehr als die Summe seiner Teile – was aber letztlich auch den Preis von fast 17 Euro erklärt. Doch wer das Werk einmal in Händen gehalten hat, wird diesen nachvollziehen können.

Christian von Asters „Allerfeinste Merkwürdigkeiten“ sind in einem hervorragend umgesetzten Gestaltungskonzept im Golkonda Verlag erschienen. Geschichten und Gestaltung ergänzen sich gegenseitig und hinterlassen einen äußerst zufriedenen Leser. Daher können wir das Werk nur empfehlen, auch wenn uns die eine oder andere Kurzgeschichte nicht völlig überzeugen konnte. Denn dieses Buch verdient es einfach, einem Platz in einer gutsortierten Sammlung einzunehmen.

Details

Bewertung

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